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USA: ÖL- und Gas-Boom durch Fracking

Fracking hat in den USA zu einer massiven Steigerung der Öl- und Gasproduktion geführt.
Wegen seiner negativen Auswirkungen auf die Umwelt ist Fracking sehr umstritten.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
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Foto: Lindsey G / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)

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Ende der 1990er Jahre gelang es amerikanischen Firmen mit der Methode des Frackings* die großen Schieferöl- und Schiefergasreserven zu erschließen. Die hohen Ölpreise bis 2014 trugen auch dazu bei das kostspielige Fracking-Verfahren erfolgreich zur Förderung von Schieferöl und Schiefergas einzusetzen.

Fracking macht die USA zum weltweit größten Erdölproduzenten

Als Folge des Frackings hat sich die Erdölproduktion in den USA innerhalb eines guten Jahrzehnts mehr als verdoppelt. Über 60% der amerikanischen Erdölproduktion stammen aus Schieferölfeldern und werden mittels des Fracking-Verfahrens gefördert. Derzeit liegt die Erdöl-Produktion bei 13 Millionen Barrels am Tag, die USA sind nun die Nummer eins vor Russland und Saudi-Arabien.

Noch nie in der Geschichte der amerikanischen Erdölindustrie war die Ölproduktion so hoch wie jetzt. Im September 2019 haben die USA zum ersten Mal mehr Erdöl exportiert, als sie importiert haben. Glaubt man den Vorhersagen der US-Energiebehörde (US Department of Energy), so wird dieses hohe Förderniveau auch noch in diesem Jahrzehnt gehalten werden können.

Geopolitische Folgen des Frackings

Was vor 20 Jahren noch undenkbar war, wurde durch die Schieferöl- und Schiefergasrevolution in den USA möglich. Die USA sind unabhängig von Erdöl-Importen aus dem Mittleren Osten. Geopolitisch hat das eine weitreichende Dimension, denn ein wichtiger Grund für die Amerikanische Präsenz im Mittleren Osten ist weggefallen. Der amerikanische Präsident hat wiederholt gesagt, dass es nun die Aufgabe von China, Indien und Japan sei, die Schifffahrt in der Straße von Hormus** zu beschützen, denn Amerika brauche kein Öl mehr aus der Golfregion. Aus geopolitischen Überlegungen, vor allem wegen der engen Allianz mit Israel, der strategischen Partnerschaft mit Saudi Arabien und den andauernden politischen Auseinandersetzungen mit dem Iran, werden sich die USA wohl nicht aus der Golfregion zurückziehen.

Der Einfluss der USA auf den Erdölpreis

Die Macht der großen Erdölproduzenten (OPEC-Länder*** und Russland) den Ölpreis durch Mengenanpassungen zu beeinflussen, ist durch Amerikas Schieferölboom erheblich geschwächt worden. Ist der Ölpreis zu niedrig, versuchen die großen Ölproduzenten den Ölpreis durch Förderkürzungen zu erhöhen. Das hat zur Folge, dass die amerikanischen Schieferölproduzenten wegen des höheren Preises noch mehr produzieren und somit Druck auf den Ölpreis ausüben. Ein Teufelskreis!

Ein wesentlicher Grund für den weltweiten Erdöl-Preisverfall im Jahre 2014 war unter anderem die starke Zunahme der amerikanischen Schieferölproduktion, die zu einem weltweiten Überangebot führte. In der Anfangsphase des Frackings glaubte man, dass bei einem Erdölpreis unter 80 US$/Barrel Fracking unrentabel sei, doch inzwischen rechnet sich als Folge von Effizienzsteigerung Fracking auch bei einem Ölpreis von unter 60 US$/Barrel. Allerdings bringen die seit Monaten niedrigen Ölpreise für manche kleineren Firmen, die Schieferöl fördern, zunehmend Probleme. Als Folge des Coronavirus sind die Ölpreise in den letzten Wochen stark eingebrochen, das bedeutet zusätzlichen Druck für die im Schieferöl-Geschäft tätigen Unternehmen.

Tatsache ist, dass die USA bei der Ölpreisgestaltung nun auch eine wichtige Rolle spielen.

Die Erschließung großer Schieferölvorkommen durch Fracking hat die Angst vor einem baldigen „Aus“ des Erdöls in weite Ferne gerückt.

Fracking: Auswirkungen auf den Gasmarkt.

Als Folge des Frackings ist auch die amerikanische Gasproduktion innerhalb eines Jahrzehnts um circa 80 % gestiegen. Die Gaspreise in den USA sind durch die gestiegene Schiefergasproduktion erheblich gesunken. 2012 haben die USA Russland als weltgrößten Gasproduzenten überholt und sind nun weltweit die Nummer eins.

Seit 2017 ist die USA zum Gas-Nettoexporteur geworden. Flüssiggas (LNG) wird mit Tankschiffen nach Südamerika, Europa und Asien exportiert. Vor allem die Gasexporte in den Europäischen Markt sollen weiter ausgebaut werden, ein Hauptgrund, warum die USA die Nordstream Gaspipeline von Russland nach Europa zu verhindern sucht. Ungefähr 70% der amerikanischen Gasproduktion stammen aus Schiefergasfeldern und werden mittels Frackings gefördert. Laut Prognosen der US-Energiebehörde (US Department of Energy) werden in den kommenden Jahren sowohl die Gasproduktion, als auch die Gasexporte weiter steigen. Die Zuwächse bei der Gasproduktion werden zu einem großen Teil von Schiefergasfeldern kommen.

Wie funktioniert Fracking

Fracking ist technisch viel aufwendiger und vor allem kostenintensiver als konventionelle Förderung. Im Unterschied zu konventionellem Erdöl und Erdgas, das in größeren Hohlräumen ­­gelagert ist, befindet sich Schieferöl und Schiefergas in kleinsten Poren von undurchlässigen oder schwerdurchlässigen Gesteinsschichten in Tiefen von 1000 bis über 4000 Metern. Vorkommen von Schieferöl- und Schiefergas sind häufig mit konventionellen Lagerstätten verbunden und unterscheiden sich in ihrer Bildung und Zusammensetzung nicht von konventionellem Öl und Gas, sondern nur in der Art der Lagerstätten.

Risiken für die Umwelt durch Fracking

Beim Fracking kann es durch den Einsatz von giftigen Chemikalien zu einer Kontaminierung des Grundwassers kommen. Das Rücklaufwasser, der so genannte „Flowback“, muss aufgrund der verwendeten Gifte entsorgt oder in aufwendigen Verfahren für den neuerlichen Gebrauch gereinigt werden. Es ist oft stark radioaktiv belastet und beinhaltet Schwermetalle und andere umwelt- und gesundheitsschädliche Substanzen und kann daher nicht in normalen Kläranlagen entsorgt werden.

Beim „Fracking“ kommen enorme Wassermengen zum Einsatz, welche dann für andere Zwecke nicht mehr zur Verfügung stehen.

Bei der Gasförderung mittels Frackings entweicht viel mehr Methan als bei er konventionellen Gasförderung. Methan ist ein hochwirksames Treibhausgas, das sehr klimaschädlich ist.

Ein weiteres Risiko besteht darin, dass durch den ungeheuren Pressdruck beim Fracking Erdbeben entstehen können.  

Da die Schiefergas- und Schieferölförderung meist weite Flächen in Anspruch nimmt und sehr viele Bohrlöcher benötigt werden, kommt es zu weitflächigen, massiven Eingriffen in die Natur.

Durch Fracking wird die Förderung von Erdöl und Gas weiter stark ausgebaut und somit der CO2-Ausstoß und in Folge die Klimaerwärmung erhöht. Die Energiewende hin zu einer fossilfreien Energieversorgung wird weiter hinausgezögert.

In welchen Ländern wird Schieferöl/Schiefergas gefördert?

Schiefergas- und Schieferöllagerstätten gibt es in vielen Ländern.  Gefördert wird Schieferöl und/oder Schiefergas in den USA, in geringerem Ausmaß in Kanada, in Argentinien und in China. Fracking zur kommerziellen Gas- und Ölförderung ist in den meisten europäischen Ländern aus umweltpolitischen Erwägungen verboten. In Europa sind die Voraussetzungen zur Anwendung von Fracking viel ungünstiger als in den USA, da einerseits die dichte Besiedelung ein Hindernis ist und andererseits die notwendige Infrastruktur (Pipelines, entsprechende Anlagen für die Verarbeitung etc.) sowie das technische Knowhow fehlt.

Zukunftsperspektiven

Die USA setzen weiter auf Fracking, um ihre Erdöl- und Erdgas Reserven optimal auszubeuten und laut Prognosen des US Department of Energy wird sowohl die Schieferöl- als auch die Schiefergasproduktion in den kommenden Jahren weiter steigen. Ob in Zukunft auch in Europa und in anderen Regionen Schiefergas- und Schieferölförderung eine größere Verbreitung finden wird, hängt vor allem davon ab, ob es gelingt das Verfahren des Frackings so zu verbessern, dass es umweltverträglich angewendet werden kann.

* Fracking ist die Abkürzung für Hydraulic Fractioning = hydraulisches Aufbrechen.

**Die Straße von Hormus verbindet den Persischen Golf mit dem Indischen Ozean und ist eine der wichtigsten Routen für den internationalen Erdöltransport. Rund 30 Prozent des weltweit geförderten Erdöls wird über diese Route transportiert. Immer wieder ist es zu in dieser Meerenge zu Zwischenfällen gekommen.  

*** OPEC-Mitgliedsländer: Algerien, Angola, Ecuador, Äquatorialguinea, Gabun, Iran, Irak, Kuwait, die Republik Kongo, Libyen, Nigeria, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Venezuela.