Economia | Arbeitsmarkt

Coronakrise: Folgen für den Arbeitsmarkt

Während die Arbeitslosigkeit in der EU durch Kurzarbeit und andere Maßnahmen stark eingedämmt werden konnte, stieg die Arbeitslosenquote in den USA im April auf 14,7% .
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Foto: Pixabay

Die Coronakrise hat den Arbeitsmarkt hart getroffen. Laut Eurostat, der statistischen Behörde der EU, betrug die Arbeitslosenquote für April 2020 in der EU 6,8 %. Das ist nur ein geringfügiger Anstieg verglichen mit dem Jahr 2019. Für Mai gibt es noch keine EU-weiten Zahlen, in manchen Ländern, wie zum Beispiel in Deutschland und Österreich zeigt sich eine steigende Tendenz. In den USA stieg die Arbeitslosenquote von März auf April von 4,4% auf 14,7%. Seit Beginn der Corona-Krise stellten in den USA mehr als 40 Millionen Beschäftigte einen Antrag auf Arbeitslosengeld. Eine so hohe Zahl wurde seit der Großen Depression 1929-1933 nicht mehr gemessen. Im Mai sank die Arbeitslosenquote auf 13,3%, eine immer noch sehr hohe Zahl, aber es scheint eine Trendwende zu geben.

Der Grund für den geringen Anstieg der Arbeitslosenquote in der EU ist dem Umstand zu verdanken, dass die Regierungen der europäischen Länder nach Ausbruch der Krise sehr schnell auf Kurzarbeit setzten oder andere Maßnahmen, wie verlängertem Kündigungsschutz, ergriffen, um die Beschäftigen trotz weniger Arbeit im Arbeitsprozess zu halten. Die EU stellt im Rahmen des „SURE Programms“ für die Mitgliedsstaaten bis zu 100 Milliarden Euro an Darlehen zu günstigen Bedingungen bereit, um die diversen Maßnahmen zum Schutz von Arbeitsplätzen und Erwerbstätigen zu finanzieren.

In den USA gibt es nur in wenigen Bundesstaaten Kurzarbeits-Modelle. Zudem gibt es in den meisten US-Bundesstaaten keine gesetzlich festgelegte Kündigungsfrist. In den meisten Unternehmen gilt das sogenannte „Hire and Fire“- Prinzip, was bedeutet, dass es schnell zu Entlassungen, aber auch schnell zu Neuanstellungen kommt. Der extrem flexible Arbeitsmarkt zeigt die Risiken des amerikanischen Wirtschaftsmodells in der jetzigen Krise.

Welche Vorteile bringt Kurzarbeit für Arbeitnehmer und Arbeitgeber?

In Zeiten wirtschaftlicher Krisen können Unternehmen durch Kurzarbeit Kosten reduzieren ohne Mitarbeiter zu entlassen. Kurzarbeitergeld vom Staat hilft den Betrieben qualifizierte und erfahrene Arbeitskräfte zu halten, auch wenn die Beschäftigten vorübergehend nur wenig Arbeit haben. Es gibt verschiedene Kurzarbeit-Modelle. Generell ist es so, dass das Unternehmen nur das Gehalt in dem prozentualen Umfang, in dem die Mitarbeiter noch arbeiten, zahlt. Ein Teil des restlichen Gehaltsentfalls wird aus staatlichen Mitteln bezahlt. So erhalten zum Beispiel in Deutschland Beschäftigte, die in Kurzarbeit sind, zwischen 60% und 67% des Gehaltsentfalls von der Bundesagentur für Arbeit. Diese Prozentsätze sollen in den kommenden Monaten erhöht werden, damit der Kaufkraftverlust der Arbeitnehmer ausgeglichen wird.

Für Arbeitnehmer hat Kurzarbeit den Vorteil, dass sie nicht arbeitslos werden. Sie müssen dann zwar eine bestimmte Zeit lang Lohneinbußen hinnehmen, aber dafür können sie ihren Job behalten, vorausgesetzt das Unternehmen übersteht die Krise.

Kurzarbeit ist für eine bestimmte Zeit begrenzt, in Deutschland sind es 12 Monate mit der Möglichkeit einer Ausweitung auf 24 Monate. Laut Berechnungen des Münchner Ifo-Instituts waren in Deutschland im Mai 2020 7,3 Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit, das ist um ein Vielfaches mehr, als es in der Finanzkrise 2008/2009 der Fall war.

Arbeitsmarktexperten befürchten, dass Kurzarbeit allein nicht genügen wird, um den Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten zu stützen. Es gehe vor allem auch darum Betriebe zu motivieren, neue Mitarbeiter einzustellen. Sie raten daher einen Rettungsschirm für Neueinstellungen bereitzustellen.

Jugendarbeitslosigkeit in der EU

Die hohe Jugend-Arbeitslosigkeit in der EU ist schon seit Jahren ein großes Problem und ist durch die Corona-Krise noch verstärkt worden. Im EU-Durchschnitt ist die Jugendarbeitslosenquote von 15% im Jahr 2019 auf 15,6% im April 2020 gestiegen.  Als Folge diverser Kurzarbeitsmodelle, verstärktem Kündigungsschutz und anderer Maßnahmen zum Erhalt der Arbeitsplätze konnte bis jetzt ein starker Anstieg der Jugend-Arbeitslosigkeit verhindert werden.

Mit über 35% hat Griechenland die höchste Jugend-Arbeitslosenquote, gefolgt von Spanien mit über 30%, dann folgen Italien, Frankreich, Schweden und Portugal mit über 20%. Experten befürchten, dass es gerade bei den jugendlichen Arbeitssuchenden in den kommenden Monaten nach Ablauf zeitlich begrenzter Maßnahmen, wie Kündigungsschutz, zu einer prekären Situation kommen könnte. Firmen kündigen zuerst Beschäftigte mit befristeten Verträgen und das sind meistens junge Menschen, zudem behält man lieber das Stammpersonal und kündigt die Beschäftigten, die noch nicht so lange im Betrieb sind. In Krisenzeiten überlegen es sich viele Unternehmen, ob sie Lehrlinge aufnehmen. Auch Neueinstellungen, die sehr oft junge Leute betreffen, werden in wirtschaftlich schwierigen Zeiten selten vorgenommen.

Als Folge der Lockerung der Kontaktbeschränkungen und das allmähliche Wiederanfahren der Wirtschaft nimmt die Beschäftigung wieder zu. Wann die Beschäftigungsrate das Vor-Corona Zeit-Niveau erreichen wird, lässt sich aus heutiger Sich nicht voraussagen. Das hängt davon ab, wie schnell und inwieweit die von der Krise stark betroffenen Wirtschaftssektoren wieder gewinnbringend arbeiten können, wie effizient die staatlichen Konjunkturpakete eingesetzt werden und ob eine zweite Infektionswelle des Coronavirus vermieden werden kann.