Ambiente | Biodiversität

Insekten XL

Vom Science-Fiction-Comic-Zeichner zum „wissenschaftlichen“ Bildhauer. Lorenzo Possenti erweckt in seinem Studio überdimensionale, detailgetreue Insektenskulpturen zum Leben.
Avvertenza: Questo contributo è un messaggio promozionale e non rispecchia necessariamente l'opinione della redazione di SALTO.
Lorenzo Possenti - Insekten XL
Foto: Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff

Der Naturwissenschaftler Lorenzo Possenti hat seine Liebe zu Insekten mit seinem künstlerischen Talent kombiniert. In seinem kleinen Studio in der Toskana realisiert er überdimensionale Insektenskulpturen, die bereits in Museen auf der ganzen Welt ausgestellt wurden. Bis heute sind es ca. 200 Skulpturen, davon einige bis zu vier Meter groß. Für die Gärten von Schloss Trauttmansdorff hat Possenti eine Holzbiene auf einer Zistrosenblüte und zwei Hauhechel-Bläulinge (Schmetterlinge) auf einer Aster realisiert. Die Skulpturen gibt es in der Gartensaison 2020 in Trauttmansdorff zu sehen.

In einem Interview erzählt der autodidaktische Bildhauer wie alles begann.

 

Woher kommt diese große Leidenschaft für Insekten?

Lorenzo Possenti: Insekten haben mich bereits als Kind fasziniert. Als Science-Fiction-Fan stellte ich sie mir als kleine Außerirdische in unserem Haus vor. An der Oberschule begann ich dann Science-Fiction-Comics zu zeichnen und füllte diese immer mehr mit Insekten aus. Später bei meinem Studium der Naturwissenschaften beobachtete ich sie unter dem Mikroskop. Der Blick durch das Mikroskop ermöglicht es uns, die Schönheit der Natur zu erforschen – eine Reise in das Innere einer Blume ist fast wie ein Besuch auf dem Mars.  So entdeckte ich meine Leidenschaft für Insekten: Ich kaufte mir ein 3D-Mikroskop, legte mich im Garten hin und begann das geheimnisvolle Treiben auf der Wiese zu beobachten.

Wie kamen Sie auf die Idee, riesige Insektenskulpturen anzufertigen?

Nach dem Studium begann ich neben meiner Arbeit, die darin bestand, auf Bäume wachsende Flechten zu beproben, mit einem Unternehmen in Mailand zusammenzuarbeiten, das sich mit Museumsinstallationen beschäftigte. Der Kontakt ergab sich durch einen Kollegen. Da ich Autodidakt bin – ich habe nie ein künstlerisches Studium absolviert – muss ich gestehen, dass die ersten Arbeiten für dieses Unternehmen nicht sehr professionell waren. Mit der Zeit habe ich mich aber stark verbessert. Als das Unternehmen mich also bat, ein Modell einer Ameise aus dem Wald zu realisieren, gab ich mein Bestes. Und das mit Erfolg – die ein Meter großen Repliken dieser Ameise wurden in den darauffolgenden Jahren von verschiedenen Institutionen gekauft, darunter das Stadtmuseum in Rom und das Naturhistorische Museum in Wien. Als ich merkte, dass meine Insekten sich weltweit gut verkauften, widmete ich mich ganz diesem Thema. Seit etwa zehn Jahren arbeite ich aber auch an anderen Projekten, die mir interessant erscheinen. Die Techniken, die ich für die Insekten anwende, funktionieren ebenso bei meinen anderen Arbeiten.

Wie entstehen Ihre Skulpturen?

Die erste Arbeitsphase besteht darin, die Maße und das allgemeine Aussehen der Skulpturen zu definieren. Danach fertige ich Zeichnungen im Maßstab von 1:1 an. Sobald die Zeichnungen fertig sind, modelliere ich weiches oder harziges Material, bis ich die gewünschte Form erhalte. Dazu beziehe ich mich auf das echte Exemplar, das ich entweder unter dem Mikroskop liegen habe oder auf Fotos abgebildet sehe. Wenn nötig, bereite ich eine Gussform in Silikon vor und fertige so die Repliken der verschiedenen Teile an. Diese können, solange das Harz halbweich ist, nach Belieben modifiziert werden. Auf diese Weise habe ich zum Beispiel die Blütenblätter für die Blütenskulpturen in Trauttmansdorff angefertigt.

Als nächstes setze ich die verschiedenen Teile aus Harz mit Metall zusammen und modelliere das Ganze mit Miniwerkzeugen (Fräser und Bohrer). Anschließend bearbeite ich die Skulpturen mit Sandpapier und male sie mit Farben für den Außenbereich an.

An den Skulpturen für die Gärten von Schloss Trauttmansdorff habe ich 3 Monate gearbeitet.

 

Was möchten Sie mit ihren Skulpturen deutlich machen?

Was die Insektenskulpturen betrifft, so geht es mir darum, die Neugierde der Menschen zu wecken und sie anzuregen, innezuhalten und die Schönheit der Natur in all ihren Formen zu betrachten – selbst in den kleinsten und extravagantesten Formen wie es bei den Insekten der Fall ist.

Welches ist ihr Lieblingsinsekt?

Alle Arten von Käfer. Ich schätze ihre skulpturalen Oberflächen, die den Anschein erwecken, als wären sie das Produkt einer geheimnisvollen und undenkbaren Technik.