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„Moloch IDM“

„Der Moloch IDM muss aufgelöst werden“, fordert das Team K. Dass auch SVP-Abgeordnete dem zustimmen könnten, scheint laut Köllensperger gar nicht so abwegig.
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Foto: Salto.bz
Zu kostenintensiv, zu bürokratisch und aufgebläht und nicht fähig, die an sie gestellten Aufgaben zu übernehmen. So lautet das vernichtende Urteil von Paul Köllensperger über die IDM (Innovation, Development, Marketing). Gemeinsam mit seinem Partei-Kollegen Alex Ploner hat der Chef des Team K heute (8. November) seinen Beschlussantrag zur Auflösung des Wirtschaftsdienstleisters vorgestellt.
 
 
Die IDM wurde 2017 per Landesgesetz aus der Taufe gehoben und ist aus dem Zusammenschluss der vier Organisationen SMG, EOS, BLS und TIS entstanden. Ziel war es, eine „Denk- und Ideenwerkstatt“ für die heimischen Unternehmen zu schaffen und Südtirol als Wirtschaftsstandort noch wettbewerbsfähiger zu machen. Ein Jahr später wurden mit einem Dekret des Landeshauptmanns sämtliche Tourismusorganisationen in die IDM integriert. Wie Köllensperger erklärte, habe er bereits damals die Landesregierung darauf aufmerksam gemacht, dass sich diese Entscheidung als großer Fehler herausstellen werde.
 
 

„Ineffizient und intransparent“

 
Ein weiteres Ziel des Zusammenschlusses der bereits bestehenden Organisationen war die Kosteneinsparung durch Personaloptimierung sowie die Effizienz-Steigerung durch Synergien. Beide Ziele seien jedoch verfehlt worden, so der Team K-Chef. Anstatt eine Verschlankung und Entbürokratisierung herbeizuführen, sei das genaue Gegenteil eingetreten: Die Personaloptimierung wurde nicht umgesetzt bzw. durch befristete Verträge wieder aufgefangen, eine starke Fluktuation im Personal und Qualitätsverlust der Dienstleistungen waren die Folge.
 
Eine Effizienzsteigerung fehlt weiterhin in allen Bereichen.
 
„Eine Effizienzsteigerung fehlt weiterhin in allen Bereichen“, so Köllensperger, der die IDM als Moloch bezeichnet. Wie der Team K-Chef erklärte, beschäftigt der Wirtschaftsdienstleister, mit seinem Tourismus- und Agrarmarketing sowie dem Business Development, 196 Mitarbeiter. Als Sonderbetrieb des Landes und der Handelskammer werden dafür 56 Millionen Euro an öffentlichen Geldern aufgewendet, dazu gesellen sich millionenschwere Marketingbudgets in der Höhe von rund 30 Millionen Euro jährlich  die Zahlen für heuer kenne man jedoch noch nicht, erklärte der Chef des Team K. Obwohl die IDM als „öffentlicher Betrieb“ eingestuft ist, fehle es an Transparenz, Beschlüsse oder Entscheidungen würden nicht auf der Homepage veröffentlich und seien nicht einsehbar. Weiters kritisiert die Oppositionspartei angebliche innerbetriebliche Doppelgleisigkeiten und Überschneidungen und beruft sich auf Aussagen von zahlreichen Mitarbeitern, wonach mehr Zeit für die Bürokratie aufgewendet werden muss als auf die eigentlichen Kernaufgaben. Wie Alex Ploner erklärte, habe ihn eine IDM-Mitarbeiterin offenbart, dass sie sich aufgrund der Arbeitsbedingungen in die innere Emigration zurückgezogen habe und auf der Suche nach einer neuen Stelle sei.
 
 

„Nur Tourismus“

 
Auch seitens der Tourismusvereine und anderer Verbände sei die Kritik schon seit Längerem nicht mehr zu überhören, so Köllensperger, der betonte, dass die Budgetkonzentration auf die IDM gerade in Zeiten des Overtourism kaum noch zu rechtfertigen sei. Der IDM fehle schlicht der Kontakt zur Basis und zu den Betrieben in den jeweiligen Bezirken. Alles konzentriere sich auf den Tourismus, das Marketing für beispielsweise typische Südtiroler Produkte komme dabei zu kurz.
 
 
 
Anhand eines Vergleichsbeispiels aus Deutschland machte Alex Ploner deutlich, wie mit einer schlanken und vergleichsweise kleinen Organisation erfolgreich und effizient Tourismusmanagement betrieben werden kann. „Mit einem jährlichen Budget von zehn Millionen Euro und 35 Mitarbeitern hat es diese Organisation geschafft, 55 Millionen Nächtigungen in ihre Destination zu holen. Diese Gmbh muss die Hälfte ihres Budgets, nämlich fünf Millionen Euro, auch noch selbst erwirtschaften. So funktioniert Tourismus-Management außerhalb Südtirols“, so Ploner, der weiters kritisierte, dass die IDM mehr als Veranstalter von kaum besuchten und sündhaft teuren Nachhaltigkeist-Festivals aufgefallen sei, denn als Unterstützer der Wirtschaft.
 

„Schiefgelaufenes Experiment“

 
Gerade angesichts der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Krise könne man es sich nicht leisten, weiterhin auf schiefgelaufene Experimente zu setzen, erklärten die Abgeordneten des Team K und forderten in ihrem Beschlussantrag, die IDM aufzulösen und die Zuständigkeiten aufzuteilen. Für den Tourismus soll die Südtirol Marketing SMG wieder aktiviert werden. Dabei müsse künftig das Hauptaufenmerk auf das Handling von Themen wie Overtourism und Nachhaltigkeit im Tourismus im Vordergrund stehen. Der Bereich Export und das Agrar-Marketing sollen wieder von der Handelskammer übernommen werden. Weiters fordert das Team K, alle mit Innovation verbundenen Projekte im NOI-Techpark zusammenzufassen.
Angesprochen auf einen möglichen Erfolg des Beschlussantrages, über den morgen (9. November) im Landtag abgestimmt wird, erklärte der Team K-Chef, dass man einen Appell an die SVP-Wirtschaftsvertreter richte, „die in ihren Herzen wüssten, dass dies ein sinnvoller Beschlussantrag ist“. Die Frage sei vielmehr, ob sie auch öffentlich zu ihrer persönlichen Meinung stehen würden, das „Problem IDM“ würden nämlich mehr oder weniger alle erkennen und verstehen. Ob dem tatsächlich so ist, wird sich morgen zeigen, denn in ihrer heutigen Presseaussendung erklärten die SVP-Landtagsabgeordneten Gert Lanz und Helmut Tauber, ihres Zeichens Vertreter der Wirtschaft und des Tourismus, dass eine Auflösung der IDM einem Rückschritt um 20 Jahre gleichkäme.
 
 
 
„In den letzten Krisenjahren haben wir gelernt, dass unser Wirtschaftswachstum und unser Wohlstand nicht selbstverständlich sind. IDM hat gerade in dieser schwierigen Zeit eine hervorragende Leistung erbracht und alle Wirtschaftssektoren unterstützt, die Folgen der Krise abzufedern und sich resilient auf die Herausforderungen der Zukunft einzustellen und zu entwickeln“, erklärt Gert Lanz. „Das Team K glänzt einmal mehr mit Oberflächlichkeit und ignoriert bewusst oder unbewusst konkrete Fakten. So war es IDM gerade durch die aktuelle Struktur möglich, für Südtirol ganzheitlich zu denken und Synergien zwischen den einzelnen Wirtschaftssektoren zu schaffen, die sich als Erfolgsrezept erwiesen haben“, ergänzt Helmut Tauber, welcher die vom Team K geforderte Auflösung der IDM und die Aufgabenaufteilung für nicht sinnvoll hält.

 

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Frei Erfunden Mar, 11/08/2022 - 12:55

An die IDM Mitarbeiter zum Ankreuzen:

David Graeber's Bullshit-Jobtypen!

Liebe IDM Mitarbeiterin, mit welchem BS Job kannst du dich am besten identifizieren ?

„Lakaien“ (flunkies): sind Jobs, deren eigentlicher Sinn darin besteht, ihre Vorgesetzten wichtig aussehen zu lassen; z. B. Rezeptionisten.

„Schläger“ (goons): werden nur gebraucht, um Schläger anderer Unternehmen in Schach zu halten; z. B. Unternehmensanwälte, PR-Spezialisten.[9]
„Flickschuster“ (ducttapers) lösen die Symptome von Problemen temporär, ohne die Wurzel der Probleme anzugehen; z. B. Programmierer, die fehlerhaften Code reparieren.
„Kästchenankreuzer“ (boxtickers): seien mit der Dokumentation von Arbeit beschäftigt, ohne selbst nützliche Arbeit zu verrichten.

„Aufgabenverteiler“ (taskmasters) kreieren und verteilen sinnlose Aufgaben; z. B. mittleres Management.

Mar, 11/08/2022 - 12:55 Collegamento permanente