Economia | Getreidepreise

Ukraine-Krieg: Weizenpreis steigt

Mehr als 1/4 der weltweiten Weizenexporte stammen aus Russland und der Ukraine. In den Schwarzmeerhäfen wird kein Weizen mehr verladen, das treibt den Preis in die Höhe.
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Seit Mitte 2021 ist der Weizenpreis nahezu um 50% gestiegen. Schon im zweiten Halbjahr 2021 zog der Weizenpreis stark an. Mehrere Faktoren trugen dazu bei: hohe Frachtkosten bei Containerschiffen und Lkws, Störungen in der Transportlogistik sowie niedrige Lagerbestände der größten Exportnationen. Zudem ist in Russland und in der Ukraine, die zu den weltweit wichtigsten Weizenexporteuren gehören, im vergangenen Jahr wegen Trockenheit die Ernte schlecht ausgefallen. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges zog der Weizenpries auf den internationalen Börsen* weiter stark an. Weizen wird knapp, die Schiffsverladung ist in den Schwarzmeerhäfen wegen des Krieges derzeit unterbrochen. Auch die nächste Ernte ist wegen des Krieges in Gefahr, da die Frühjahrsbestellung der Äcker in der Ukraine wegen des Krieges nur eingeschränkt möglich sein wird. Nach Expertenschätzungen fehlen schon jetzt Millionen Tonnen Getreide aus der Schwarzmeerregion auf dem Weltmarkt. Zudem decken sich die großen Verbraucher aus Sorge vor weiteren Engpässen vorsorglich ein, dadurch werden die Preise noch mehr in die Höhe getrieben. An der Börse kostet eine Tonne Weizen aktuell fast 430 US$ (395 Euro), das ist 15% mehr als noch vor einem Monat. Experten warnen vor andauernden hohen Preisen und vor Versorgungskrisen in ärmeren Ländern.

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Über ein Viertel der weltweiten Weizenexporte stammen aus Russland und der Ukraine

Russland ist die Nummer eins** bei den weltweiten Weizenexporten, vor den USA, Kanada und Frankreich. Die Ukraine** steht an fünfter Stelle. Russland und die Ukraine machen zusammen mehr als eine Viertel der weltweiten Weizenexporte aus. Die beiden Länder gelten traditionell als Kornkammer Europas. Laut FAO (UNO Welternährungsorganisation) hat Russland im Jahr 2020 fast 85,9 Millionen Tonnen Weizen produziert, davon wurden etwa 45% exportiert.

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Die größten Weizen-Importländer

Das mit Abstand größte Weizenimport-Land ist Ägypten. Das Land am Nil ist nicht nur der größte Importeur von Weizen, sondern auch der größte Weizenverbraucher pro Kopf der Welt. Laut ITC (Trade Statistics for International Business Development) ist die Nummer zwei bei den weltweiten Weizenimporten Indonesien vor der Türkei, China und Nigeria, Italien, Algerien, den Philippinen, Japan, Marokko und Brasilien.  In der EU ist Italien das Land mit den meisten Weizenimporten. Da Weizen für die Herstellung von diversen Grundnahrungsmitteln, wie Brot, notwendig ist, sind vor allem die armen Länder von den Preiserhöhungen besonders stark betroffen.

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Weizen ist nicht nur ein wichtiges Grundnahrungsmittel

Nach Mais und Reis ist Weizen das weltweit am meisten angebaute Getreide. In vielen Ländern ist Weizen das wichtigste Grundnahrungsmittel für die Menschen. Weizen dient zur Herstellung von Brot, Backwaren, Nudeln und Grieß. Weizen wird auch als Viehfutter (Futterweizen) genutzt. In den vergangenen Jahrzehnten gewann Weizen auch vermehrt als Grundlage für die Produktion von Bio-Kraftstoff (Bioethanol) an Bedeutung.

Die Preisentwicklung von Weizen ist traditionell unstabil, da die Höhe der jährlichen Ernte vom Wetter und unvorhergesehenen Naturkatastrophen abhängt.

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Auch der Preis von Mais ist stark gestiegen

Weltweit ist die Ukraine nach den USA, Argentinien und Brasilien die Nummer vier bei den Maisexporteuren. Der ukrainische Marktanteil an den weltweiten Mais-Exporten macht laut Daten von ITC (Trade Statistics for International Business Development) 13 Prozent aus. Hauptabnehmer sind China und die EU, vor allem Spanien, die Niederlande, Italien und Deutschland, aber auch andere EU-Staaten und nordafrikanische Länder.

Einige EU-Länder, wie Rumänien, Ungarn, Bulgarien und Frankreich sind große Maisproduzenten, doch können sie die Lücke, die durch die verminderten Maisausfuhren aus der Ukraine entstanden ist, wohl schwerlich kompensieren.

Mais wird in Europa zum größten Teil als Tierfuttermittel verwendet. In der Lebensmittelbranche findet Mais in zahlreichen Bereichen Verwendung (z.B. Maisgrieß, Maisstärke). Zudem wird Mais als Rohstoff zur Herstellung von Kosmetika, Medikamenten, Papier oder Pappe genutzt. In Südamerika und Afrika spielt Mais als Grundnahrungsmittel eine sehr wichtige Rolle.  Mais wird auch zur Herstellung von Biokraftstoff (Bioethanol) verwendet.

Neben Weizen und Mais ist auch das das weltweite Angebot an Gerste, Raps und Sonnenblumen als Folge des Ukraine-Krieges betroffen.

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*Weizen wird international an den großen Termin-Börsen gehandelt, z.B. an der CBot (Chicago Board of Trade), an der KCBT (Kansas City Board of Trade), an der MGEX (Minneapolis Grain Exchange) oder auch an der Matif in Paris.

**Seit den 1960iger Jahren musste die Sowjetunion Weizen importieren. Die Abhängigkeit der Sowjetunion von importiertem Weizen wurde unter anderem in den 1980iger Jahren, als das Land wegen der niedrigen Energiepreise zu wenig Devisen hatte, um die Weizenimporte zu bezahlen, zu einem der treibenden Faktoren für die Perestroika und Wirtschaftsreformen. Um die Jahrtausendwende begann Russland Weizen zu exportieren und avancierte 2017 zum weltweit größten Weizenexporteur. Die Ursachen der russischen Weizenexport-Expansion sind vielfältig: die landwirtschaftliche Nutzfläche mit über 200 Millionen Hektar ist in Russland extrem groß.  In der Süd-, Zentral- und Wolgaregion gibt es sehr fruchtbare „Schwarzerdeböden“, die für den Weizenanbau geeignet sind und die klimatischen Gegebenheiten in diesen Regionen sind für den Weizenanbau vorteilhaft. Nicht zuletzt profitiert Russland von den günstig gelegenen Häfen am Schwarzen Meer, von denen aus der überwiegenden Teil des Weizens exportiert wird und die sich nahe zu den nachfragestarken Absatzmärkten im Mittelmeerraum befinden. Durch die starke Rubelabwertung ergaben sich für die russischen Weizenexporte gegenüber den Exporten aus der EU und den USA erhebliche Wettbewerbsvorteile auf den weltweiten Märkten.

Ähnliche günstige Gegebenheiten, wie Klima und fruchtbare Böden treffen auch für den Weizenanbau und Export in der Ukraine zu.

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Klemens Riegler Sab, 03/12/2022 - 14:33

In der Schule ... mittlerweile lange her ... hatte der "Hr. Professor" Weißrussland als Kornkammer Europas bezeichnet. Warum kommt dieses Land als Getreide-Exporteur in kaum einer Liste mehr vor? 3/4 der Ackerflächen in Belarus sollten nach wie vor ertragreich sein ?!? ... Freilich, das andere Viertel brauchen wir nicht = nach wie vor Tschernobyl-verseucht !

Sab, 03/12/2022 - 14:33 Collegamento permanente
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Monika Psenner Dom, 03/13/2022 - 11:12

In risposta a di Klemens Riegler

@KlemensRiegler
Laut Daten von ITC (Trade Statistics for International Business Development) exportiert Weißrussland (Belarus) nur sehr geringe Mengen von Weizen. Im Jahr 2020 wurde Weizen im Wert von nur 4,2 Millionen US$ aus Belarus exportiert. Zum Vergleich: Düngemittel, eines der wichtigsten Exportgüter von Belarus, machte im selben Zeitraum 2910 Millionen US$ aus.

Dom, 03/13/2022 - 11:12 Collegamento permanente