Economia | Tourismus

Neue Mitarbeiter dringend gesucht

An allen Ecken und Enden fehlen die Fachkräfte – auch im Hotel- und Gastgewerbe. HGV-Präsident Manfred Pinzger über innovative Wege, um neue Mitarbeiter anzuwerben.
Manfred Pinzger
Foto: HGV
Vor Kurzem ließ der HGV (Hoteliers- und Gastwirteverband) mit zwei Pressemitteilungen aufhorchen, welche die prekäre Situation auf dem Arbeitsmarkt verdeutlichen. Seit Kurzem werden Crashkurse in den Bereichen Service, Küche und Etage angeboten, die sich insbesondere an Neu- und Quereinsteiger richten. In diesen Kursen wird den Interessierten das Basiswissen vermittelt, praxisnahe Übungen ergänzen die „Crash-Ausbildung“. Auch nach Sizilien hat der HGV seine Fühler ausgestreckt, um für die Südtiroler Gastbetriebe die notwendige Anzahl an Mitarbeitenden zu finden. Bei einem Treffen mit den Verantwortlichen von Federterziario, den Ausbildungsstätten und dem Bürgermeister von Palermo wurde ein Gemeinschaftsprojekt ins Leben gerufen, welches Praktikumsplätze in Südtirol an Absolventen der Fachausbildungsstätten vermitteln soll. Am Treffen teilgenommen haben eine HGV-Delegation unter Präsident Manfred Pinzger und Senator Dieter Steger, welcher die Kontakte zwischen dem HGV und Federterziario knüpfte.
 
 
 

Es geht wieder aufwärts

 
„Insgesamt sind die Beschäftigungszahlen sehr positiv“, erklärt Manfred Pinzger, Präsident des HGV, zur aktuellen Beschäftigungssituation. Heuer sind Anfang Juni im Hotel- und Gastgewerbe rund 2.400 Mitarbeiter mehr beschäftigt als im selben Zeitraum des Rekordjahres 2019, was bedeutet, dass es mit der Beherbergung und der Gastronomie wieder aufwärts geht bzw. „dass man auf dem richtigen Weg ist“. Natürlich habe man wie auch alle anderen Wirtschaftssektoren oder die öffentliche Hand, Schwierigkeiten, die notwendige Anzahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, erklärt der HGV-Präsident und betont, dass man nach zwei Jahren Pandemie und der dadurch entstandenen unsicheren Beschäftigungssituationen besonders gefordert sei. Pinzger verweist dabei auf Überlegungen, die verschiedenen Berufsfelder im Tourismussektor attraktiver zu gestalten. Dazu zählt auch das Projekt mit dem nationalen Verband Federterziario und Federterziario Sizilien. Absolventen von Fachausbildungsstätten auf der Mittelmeerinsel sollen dadurch die Möglichkeit erhalten, Praktikumsplätze in Südtirols Beherbergungsbetrieben zu erhalten. „Die ersten Kontakte zwischen interessierten Betrieben und Federterziario Sizilien sind hergestellt worden, weitere werden folgen“, so Pinzger. Angesprochen auf den derzeitigen Fachkräftemangel erklärt der HGV-Präsident, dass es durchaus Probleme gibt, dass Gastbetriebe die notwendige Anzahl an Mitarbeitern finden – doch die gebe es in anderen Berufssparten auch.
 
 

Kommt die Fünf-Tage-Woche?

 
„Wir sind ein Land mit absoluter Vollbeschäftigung, was auf der einen Seite sehr positiv ist, andererseits erhöht das den Druck auf die Arbeitgeber, neue Arbeitszeitmodelle anzubieten, die den Arbeitnehmern entgegen kommen“, so Pinzger und erklärt, dass man mittelfristig wohl nicht um die Einführung einer Fünf-Tage-Woche herumkommen wird. Allerdings wird dadurch der Bedarf an Mitarbeitern und Fachkräften weiter steigen, denn der Service im Gastlokal muss ja gewährleistet werden. „Zudem müssen auch die urbanistischen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass entsprechende Unterkunftsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden können“, erklärt der HGV-Präsident. Man sei auch weiterhin auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen, die adäquat untergebracht werden müssen. Größere Betriebe verfügen beispielsweise bereits über eigene Mitarbeiterhäuser. 
 
Selbstverständlich gibt es auch Überlegungen, den Tourismussektor für jene noch stärker zu öffnen, welche bisher in anderen Berufssparten tätig waren und jetzt als Neueinsteiger im Gastgewerbe arbeiten wollen.
 
 
„Selbstverständlich gibt es auch Überlegungen, den Tourismussektor für jene noch stärker zu öffnen, welche bisher in anderen Berufssparten tätig waren und jetzt als Neueinsteiger im Gastgewerbe arbeiten wollen“, so Pinzger. Die seit Kurzem vom HGV angebotenen und gut gebuchten Crashkurse für Neu- und Quereinsteiger seien dabei nur der erste Schritt. Man sei diesbezüglich offen für weitere Vorschläge in Richtung Umschulung, wie zum Beispiel eine Ausbildung im 2. Bildungsweg. „Hier braucht es allerdings den Schulterschluss mit den Hotelfachschulen. Ich bin überzeugt, dass wir eine Lösung finden werden“, zeigt sich Pinzger optimistisch. 

 

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Josef Fulterer Gio, 06/09/2022 - 23:01

Gut geführte Gastbetriebe bieten Jahresarbeitsstellen an, von denen die Mitarbeiter auch leben können.
Damit sind die Erträge aus der Tätigkeit mit Sicherheit weitaus besser angelegt, wie mit den laufenden Um- und Erweiterungsbauten, für die oft weiter verwendbarer Bestand verräumt werden muss und das alles nur um der Konkurrenz zu imponieren + Steuern zu vermeiden.
Die immer häufigeren Überlastungen der Infrastrukturen (Stunden-lange Staus), die mit den verfügbaren Mitteln und Baugründen dafür nicht lösbar sind, zwingen ohnedies zu einigen Grundsatz-Überlegungen zum Gastland Südtirol, wenn man weiterhin das Wohlwollen, der Wohnbevölkerung für die Gastronomie und der Gäste die sich im Urlaub erholen möchten, erhalten will.

Gio, 06/09/2022 - 23:01 Collegamento permanente