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Globuli für Kuh & Co.?

Wird Homöopathie und Komplementärmedizin bei Großvieh in Südtirol Fuß fassen? Das wollte Ulli Mair von Arnold Schuler in Erfahrung bringen. Der dämpft die Hoffnungen.
Kühe
Foto: Christian Burri on Unsplash

Könnte sich Homöopathie bei Kühen und sonstigem Großvieh in Südtirol etablieren? Diese Frage hat sich die Freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair gestellt – und Mitte Juni an Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler weitergeleitet. Dieser dämpft die Hoffnungen.

 

Homöpathie als Alternative?

 

“Immer mehr Südtiroler Bauern möchten sich zum Wohle der Gesundheit ihrer Nutztiere von einem Tierhomöopathen bzw. Komplementärmediziner für Tiere beraten lassen, auch um vor allem den Gebrauch von Antibiotika und andere Medikamente zu umgehen”, schreibt Mair in ihrer Landtagsanfrage einleitend. In Südtirol gebe es bislang kaum Tierärzte, die auf Homöopathie und Akupunktur spezialisiert seien, sehr wohl aber gebe es “gut ausgebildete Komplementärmediziner für Großvieh, die jedoch nicht den Titel eines Tierarztes haben und daher im Moment eigentlich nur eine beratende Funktion ausüben dürfen”. Von Landesrat Schuler wollte die Freiheitliche wissen, ob sich die Landesregierung bereits mit der Thematik Homöopathie bzw. Komplementärmedizin als Alternative für Großvieh auseinandergesetzt habe, ob auch Komplementärmediziner für Großvieh in Zukunft als Tierarzt arbeiten können – auch ohne entsprechende Veterinärmedizinstudium – und ob Komplementärmediziner nicht auch eine Entlastung hinsichtlich des Tierarztmangels in Südtirol bieten könnten.

In seiner Antwort auf Mairs Anfrage teilt Schuler mit, dass sich die Landesregierung bislang nicht näher mit dem Thema befasst habe. Außerdem verweist er darauf, dass Südtirol keinen gesetzlichen Handlungsspielraum habe, da die gesetzgeberische Tätigkeit ausschließlich beim Staat liege. “Es gilt auch festzuhalten”, fährt Schuler fort, “dass es beim Tier keinen Placeboeffekt gibt, was anscheinend ein wesentlicher Nebenfaktor bei der Wirkung der Homöopathie beim Menschen ist”.

 

Komplementärmediziner dürfen nicht Tierarzt

 

An Tieren hingegen seien zur Behandlung klinischer Probleme Therapien verboten, deren Wirkung nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist. “Eine der wenigen Bereiche der Komplementärmedizin, der nachweisbar ist, ist die Akupunktur”, präzisiert der Landesrat.

Die Verschreibung von Arzneimitteln und Therapien der Komplementärmedizin, die in Italien zugelassen sind, dürfen aber nur Tierärzte vornehmen. Komplementärmediziner sind in Italien nicht anerkannt – und Südtirol kann das nicht ändern, weil es keine Zuständigkeiten habe, erklärt Schuler. “Jede klinische Beurteilung und Behandlung am Tier ist ausschließliche Tätigkeit des Tierarztes. Und jeder, der eine Behandlung am Tier vornimmt, ohne dass diese von einem Tierarzt verschrieben wurde und ohne dieser Berufskategorie anzugehören, vollführt die Straftat der unbefugten Berufsausübung.” Insofern könnten Komplementärmediziner am Großvieh auch keine Abhilfe für den Tierarztmangel bringen.

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Oliver Remus Lun, 07/13/2020 - 18:15

..."fährt Schuler fort, “dass es beim Tier keinen Placeboeffekt gibt, was anscheinend ein wesentlicher Nebenfaktor bei der Wirkung der Homöopathie beim Menschen ist”....

Wenn ich dem Pferd meiner Tochter vor Stresssituationen wie Transporten etc. Bachblüten verabreiche, tritt innerhalb Minuten eine spürbare Beruhigung ein. Es scheint also eine Wirkung dieser Art Medikamente zu geben. Nun kennt mein Pferd allerdings nicht das Phänomen des Plazeboeffektes. Und hier zieht Herr Schuler meines Erachtens den gegenteiligen Schluss: Es sollte vielmehr heißen, gerade weil das Tier den Plazeboeffekt nicht kennt, eine Wirkung des Mittels aber merkbar ist, ist die Wirksamkeit dieser Art der Behandlungen nicht zu verleugnen.

Lun, 07/13/2020 - 18:15 Collegamento permanente