Economia | Flughafen

Ende der Gespräche

SAD-Eigner Ingomar Gatterer hat mit seiner Klagedrohung den Flughafenkäufern Gostner/Haselsteiner/Benko unerwartete Schützenhilfe geleistet.
aeroporto Bolzano Flughafen Bozen
Foto: you-fly.com
Wenn Ingomar Gatterer auftritt dann meisten gewaltig. 
Nicht nur verbal liebt es der SAD CEO großspurig. Mit jeder seiner Äußerungen und noch deutlicher mit jeder seiner Depeschen flattert dem Adressaten meistens auch eine offene Klagedrohung mit ins Haus.
Am Donnerstag waren wieder einmal Arno Kompatscher und die Landesregierung an der Reihe. Ingomar Gatterer stellte der politischen Führung die x-te Rute ins Fenster. Diesmal geht um den Verkauf des Bozner Flughafens.
Gatterer und seine SAD AG haben lange mit dem Gedanken gespielt an der Ausschreibung zum Verkauf des Bozner Flughafens teilzunehmen. Im Gespräch war dabei auch eine Joint Venture mit der „Athesia AG“, die für ihre Reiseagentur „aveo tours“ und deren Charterflugreisen einen Flughafen in Südtirol braucht. Am Ende beteiligte sich die SAD AG aber nicht an der Ausschreibung.
 
 
Doch jetzt legt Gatterer nach. In einem dreiseitigen Schreiben an die Landesregierung kündigt er nicht nur an, dass die SAD AG Interesse habe an einer neuen Ausschreibung zum Verkauf des Flughafens teilzunehmen, Gatterer verwarnt Kompatscher & Co auch, weitere Gespräche mit den Käufern zu führen. „Kommt es zu irgend einer Änderung der Ausschreibungsbedingungen“, erklärt Ingomar Gatterer, „werde ich bei der Staatsanwaltschaft eine Anzeige machen“.
Die Argumentation: Es gehe bei einer öffentlichen Ausschreibung nicht an, dass man nach dem Zuschlag noch einmal die Bedingungen ändere.
 

Geschenk des Himmels

 
Für Josef Gostner, Hans Peter Haselsteiner und Rene Benko sind diese Zeilen Gatterers ein Geschenk des Himmels.
Denn der Vorstoß des SAD-Besitzers retten die drei bekannten Unternehmer und Flughafen-Besitzer in spe aus einer verzwickten Situation.
Auf Druck der Basis hat die SVP vor einigen Wochen beschlossen, dass es vor der endgültigen Unterzeichnung des Kaufvertrages, noch zu einem Gespräch mit den Käufern kommen muss. Dabei sollten die drei Unternehmer Zusicherungen zum geplanten Ausbau und vor allem zu Einschränkung des Flugverkehrs machen.
Weil die Landesregierung formell noch im Veräußerungsverfahren des Flughafens steckt, kann Arno Kompatscher diese Gespräche nicht führen. Deshalb hat man die heiße Kartoffel an SVP-Obmann und Wirtschaftslandesrat Philipp Achammer weitergereicht. Er soll mit einer SVP-Delegation die Unternehmer treffen und einen Kompromiss aushandeln, der politisch von der SVP vor allem der Überetscher und Unterlander Basis verkauft werden kann.
 
 
Die privaten Unternehmer haben zwar grundsätzlich ihre Bereitschaft signalisiert, erklärten aber das Ganze vorher rechtlich zu prüfen. Dabei war der Bietergemeinschaft eines klar: Verweigern sie dieses Gespräch, wird der Widerstand gegen den Verkauf noch heftiger. Vor allem aber haben sie dann in der Öffentlichkeit den Schwarzen Peter in der Hand.
 

Aus für Gespräche

 
Nach der Briefaktion von Ingomar Gatterer hat sich die Situation jetzt aber grundlegend geändert. Die geplanten Gespräche sind mit größter Wahrscheinlichkeit schon vorbei, bevor sie überhaupt begonnen haben.
Für uns ist klar, dass in dieser Phase und nach diesen Drohungen Gespräche kaum mehr angebracht sind“, bestätigt Unternehmer Josef Gostner gegenüber salto.bz diese Haltung. Die Rechtsanwälte der Unternehmergruppe haben bereits vorher darauf hingewiesen, dass Verhandlungen vor der Unterzeichnung des Kaufvertrages problematisch sind. Mit der Gatterer Intervention hat sich die Situation aber noch einmal deutlich verschärft.
 
 
Denn spätestens jetzt wird ein Argument schlagend, dass man von Unternehmerseite bereits angedeutet hat. In der offiziell designierten Verhandlungsdelegation der SVP sitzt auch der Obmann des Bezirkes Bozen Stadt und Land: Christoph Perathoner.
Christoph Perathoner saß bis vergangenes Jahr 14 Jahre lang im Verwaltungsrat der SAD und war seit 11 Jahren Präsident des Nahverkehrsunternehmens. Perathoner ist auch SAD-Aktionär. Zudem betreuen seine Anwaltskanzlei und seine Partner mehrere Verfahren der SAD AG.
Der Konkurrent, der bereits mit einer Strafanzeige gedroht hat, soll damit indirekt am Verhandlungstisch sitzen.
Dass die Unternehmer spätestens hier aus den Gesprächen aussteigen, kann ihnen wohl kaum jemand verdenken.