Ambiente | Imkerei

Berufsbild "Spezialisierte Imker" wozu?

Die Imkerei ist nun auch in Südtirol offiziell ein Beruf. Absolventen des Grundkurses erhalten die Bezeichnung "Spezialisierter Imker." Doch was bedeutet diese Neuerung?
Eindrücke aus dem Bienenstock
Foto: Bioland Südtirol

Auf Drängen des Südtiroler Imkerbundes und auf Vorschlag der Landesdirektion für Berufsbildung hat die Landesregierung dem neu eingeführten Berufsbild „Spezialisierte Imker“ zugestimmt. Erfahrene Imker oder Absolventen des Imker- Grundkurses können sich zukünftig als „spezialisierte Imker“ zertifizieren lassen. Doch was heißt das eigentlich? Welche Änderungen beziehujngsweise welche Vorteile ergeben sich dadurch für die Imker?

Im Grunde keine außer mehr Bürokratie. Es gibt nur eine Bezeichnung mehr. Der Obmann des Südtiroler Imkerbundes, Engelbert Pohl, zeigt sich höchst erfreut über die Neuerung: „Der Südtiroler Imkerbund hat schon lange den Wunsch nach einer offiziellen Berufsbezeichnung geäußert und das ist uns jetzt endlich gelungen“, so Pohl. Ein Grundkurs - angeboten an den Landwirtschaftsschulen -  stellt die Basisausbildung für angehende Imker dar. Im Zeitraum von einem Jahr werden die wichtigsten Kenntnisse der Bienenhaltung vermittelt. Ist es also nicht eine sanfte Zwangsverpflichtung für angehende Bienenhalter, den Grundkurs zu besuchen, um als Imker anerkannt zu werden? 

Der Imker-Grundkurs ist eine sehr gute Sache, um die Technik und die Veredelung der Produkte zu erlernen.

.„Es war immer unser Ziel, den berufsorientierten Imkern eine spezielle Ausbildung zu bieten, wie das auch in anderen Berufen der Fall ist“, so Pohl.  „Der Imker - Grundkurs ist eine sehr gute Sache, um die Technik und die Veredlung der Produkte zu erlernen“, betont Pohl und schließt an: „damit man auch aus der Imkerei bald einen Wirtschaftszweig aufbauen kann.“ Auf die Frage, ob die Eintragung der Imker in das Berufslandesverzeichnis nicht ein Mehraufwand an Bürokratie bedeute, verweist Pohl ausweichend auf den Aufbau des Grundkurses; es handle sich hierbei um eine fachliche Ausbildung von etwa 430 Unterrichtsstunden; die Frage nach dem Mehraufwand an Bürokratie lässt er unbeantwortet.

 

Der Kurs gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Der Obmann des Imkerbundes betont aber auch, dass der Grundkurs keine Spezialisierung sei. „Viele Imker wollen sich aus diesem Hobby eine zweite Einnahmequelle schaffen. Um sich längerfristig mit der Imkerei ein zweites Standbein aufzubauen, braucht es selbstverständlich mehr Praxiserfahrung und Zusatzausbildungen.“

Der Grundkurs ist nichts Neues, er wird schon seit über zwölf Jahren angeboten.

Georg Frenner, ein ausgewiesener Bienenfachmann und Vorstandsmitglied des Südtiroler Königinnenzuchtvereins, hält schon mehrere Jahre den Imker-Grundkurs an der Landwirtschaftsschule in Dietenheim. Über das neue Berufsbild der „Spezialisierten Imker“ weiß der Imker aus St. Vigil noch nicht Bescheid. Der Grundkurs sei aber an sich nichts Neues und wird bereits seit zwölf Jahren angeboten. Nicht nur Neuzugänge, sondern auch bereits praktizierende Imker sollten ihn seiner Meinung nach besuchen: „Jahr für Jahr werden von den Imkern immer dieselben Fehler wiederholt“, erklärt Frenner. „Der Grundkurs frischt Wissen auf, spricht die häufigsten Probleme der Imkerei an und somit können viele Fehler vermieden werden.“

In Zeiten von Klimaschutz, stärkerem Umweltbewusstsein und Bewegungen wie Fridays for Future rücken auch Insekten und speziell Bienen immer mehr in den Fokus der Diskussion. Denn Bienen liefern nicht nur köstlichen Honig, Wachs und Propolis, sie sind auch unerlässlich für unser Ökosystem. Rund 80 Prozent unserer Nutz- und Wildpflanzen werden von Bienen bestäubt und garantieren somit ökologische Vielfalt. In Südtirol gibt es derzeit laut Imkerbund rund 3.500 ImkerInnen; dabei handelt es sich beim Großteil um Hobbyimker mit durchschnittlich zehn Bienenvölker, die den Honigertrag für sich undd ihre FReunde als kostbares Lebensmittel bei einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung wertschätzen.

In der Beschäftigung mit den Bienenvölkern erleben sie Naturverbundenheit und können komplexe ökologische Zusammenhänge besser verstehen. „Das wird auch so bleiben", ist sich Georg Frenner sicher. „Gerade im Pustertal ist es nahezu unmöglich, von der Imkerei zu leben, da die Winter sehr lang und kalt sind." Manche Imker würden mit ihren Bienenstöcken durch das ganze Land fahren, doch nicht jeder hat die Zeit dazu. 

Honigproduzenten oder Naturschützer? 

Doch welche Rollen sollen die Imker also übernehmen und wie sehen sie sich selbst? Als Honigproduzenten oder Naturschützer? Das Interesse an der Imkerei steigt - darin sind sich Pohl und Frenner - einig. Vor allem junge Menschen interessieren sich zunehmend für Bienen und ihr Wirken in der Natur. Ältere Imker beobachten bei den Imkerversammlungen, dass die Imkerschaft der jüngeren Generation zunehmend weiblicher wird. Kann das auch als Zeichen von mehr Umweltbewusstsein seitens der Frauen gegenüber Männern gedeutet werden?

Doch auch für Imeraspiranten gilt, ohne das nötige Know-How geht nichts: „Viele junge Imker meinen es mit der Natur gut und schaffen sich ein Bienenvolk an, in der Hoffnung, dass diese dann die Umgebung bestäuben und somit ein wertvoller Beitrag für die Artenvielfalt geleistet wird. Ohne die nötige Ausbildung und Erfahrung ist dies oftmals schwierig", so Frenner.  Für den Imker aus St. Vigil ist die die Antwort ganz einfach: „Die älteren Imker sind überwiegend Honigproduzenten, die jüngeren Imker betrachten sich schon eher als Naturschützer."

Es stellt sich noch die Frage, ob durch die Bezeichnung „Spezialisierter Imker“ de Imkern ein Zuckerle von Landesrat Schuler gegeben wurde. Soll den Imkern oder den Bienen auf irgendwelche Weise geholfen werden, dass die Imker mit dieser Bezeichnung anders oder besser ihrem Hobby nachgehen können oder es sogar zu ihrem Beruf machen. 

Die Eintragung in das Berufsregister bringt für die Imker also keine besonderen Vorteile, da die meisten die Imkerei als Hobby betreiben. Die Imker sind somit auch offiziell als Berufsgruppe anerkannt und die Wichtigkeit des Grundkurses wird noch einmal unterstrichen.