Ambiente | Jagdverband

Der letzte Schuss

Landesjägermeister Berthold Marx ist überraschend aus dem Amt zurückgetreten. Im Abschiedsbrief schiebt er dem Amt für Jagd und Fischerei den Schwarzen Peter zu.
marx_berthold.jpg
Foto: Südtiroler Jagdverband
Das Schreiben ging bereits am Donnerstagfrüh hinaus. Der Absender: Berthold Marx, Schlanders. Seines Zeichens Landesjägermeister und damit der oberste Chef der über 6.000 Südtiroler Jägerinnen und Jägern.
Der Brief ist ein letztes Weidmannheil des Oberjägers. Denn Marx erklärt in den Schreiben seinen sofortigen Rücktritt.
 
 
Der Brief ging ausschließlich an den Vorstand des Jagdverbandes. Das sind die acht Bezirksjäger und der Vertreter der italienischen, sowie jener der ladinischen Jäger.
Die Tatsache, dass das Schreiben bis heute weder der zuständige Landesrat Arnold Schuler noch der Direktor des Amtes für Jagd und Fischerei offiziell bekommen hat, macht deutlich, wo die Bruchlinie im Jagdrevier Südtirol verläuft.


Das weinende Auge

 
Der Vinschger Berthold Marx wurde 2005 zum Revierleiter seiner Heimatgemeinde Schlanders ernannt. Von 2006 bis 2017 war er außerdem Vinschger Bezirksjägermeister.
Seit März 2013 steht Berthold Marx dem Südtiroler Jagdverband als Landesjägermeister vor. Vor allem in den vergangenen Jahren kam es Verbands intern aber auch mit den zuständigen Landesstellen dabei immer wieder zu Konflikten.
Zum einen war und ist unter Landesrat Arnold Schuler nicht mehr all das möglich, was unter dem Jäger Luis Durnwalder Tradition war, zum anderen sitzt mit Luigi Spagnolli ein unabhängiger und resoluter Direktor im Amt für Jagd und Fischerei.
Mehrmals kam es deshalb zu härten Auseinandersetzungen. So gab zum Beispiel gravierende Differenzen um die Beitragsvergabe. Erst vor wenigen Tagen hat man eine Einigung gefunden und das Dekret zur Auszahlung der Beiträge für das Jahr 2019 konnte unterzeichnet werden.
Es ist deshalb alles anderes als ein Zufall, dass Berthold Marx in seinem Abschiedsbrief bewusst den Schwarzen Peter dem Amt für Jagd und Fischerei und damit Luigi Spagnolli zuschiebt. "In Wirklichkeit war und ist der Berthold einfach stuff", plaudert ein Überetscher Jäger aus der Schule
Der Rücktritt von Marx kommt jetzt aber selbst für Insider durchaus überraschend.
Spannend wird es um seine Nachfolge. Denn zum ersten Mal kommt ein neuer Ernennungsmodus zur Anwendung. Nach einer Statutenänderung kann ein Bezirksjäger nicht direkt Landesjägermeister werden. Das heißt: Der Nachfolger dürfte aus den Mitgliedern des Jagdverbandes ausgewählt werden.
Damit wird die Jagdsaison 2020 bereits im Jänner eröffnet.
Bild
Profile picture for user Sebastian Felderer
Sebastian Felderer Sab, 01/11/2020 - 10:08

Bravo Berthold! Es braucht auch Mut und Charakter, einen Posten zu verlassen. Schade um diese lange Jägertradition in deiner Familie. Ich bin kein Insider, aber habe auch mitbekommen, dass du deine Arbeit gut gemacht hast. Leider ist dies nicht immer allen angenehm. Nach meiner Ansicht hast du aber die Augen verdreht. Das lachende Auge sieht für mich die Schwierigkeiten, die du nun anderen überlassen kannst und das weinende hingegen die tolle Arbeit, die du leider nicht mehr weiterführen kannst. Aber lachen oder weinen werden auch der Bär, der Wolf, ja vielleicht auch der Luchs und der Schakal. Lachen werden sicher schlaue Füchse und wilde Hunde. Lachen werden auch Bürohengste und Wildschweine. Der Nationalpark Stilfser Joch lässt grüßen. Weidmanns Dank.

Sab, 01/11/2020 - 10:08 Collegamento permanente