T-shirt
Foto: upi
Società | #alsodann

Wählendürfen weiblich

Ein T-Shirt, das „I am a feminist“ in die Welt ruft, würde ich nicht tragen. Mir sind Fakten lieber als waschbare Aufschriften.

Mehrmals schon bin ich mit dem Schädel unsanft an die gläserne Decke gedonnert und hatte im Job finanzielle Einbußen, weil ich ein Mädchen bin. Das macht mich grantig. Trotzdem mag ich den Begriff Feminismus nicht besonders. Gleichberechtigung gefalle ihm besser, sagt mein Sohn. Mir auch. Darunter verstehe ich echt gleiche Rechte bei Lohn, Haus- und Familienarbeit und in der Gesellschaft sowieso. Es geht um Gerechtigkeit, um 50/50. Gäbe es diese Gleichberechtigung wirklich, dann wäre endlich Schluss mit weiblichen „Privilegien“ wie Familienteilzeit und Altersarmut.

Sierig macht mich, dass der Weg steinig und weit war und immer noch weit und steinig ist. Vor 100 Jahren erst bekamen die Frauen in Österreich ein eingeschränktes Wahlrecht. Meine Oma musste in Italien bis 1946 aufs Wählendürfen warten. Da war sie schon 46. Ich hatte die Matura im Sack, als die Portugiesinnen 1974 endlich wählen durften, und als es 1984 in Liechtenstein soweit war, hatte ich schon promoviert. Ganz zu schweigen von Appenzell 1990. Hartes Zeug. Und nirgends war es der Hausverstand, der sich durchsetzte, immer musste ums Selbstverständliche gekämpft werden.

Kein Wunder also, dass wir Frauen manchmal die gute Laune verlieren. Dabei würde ich am liebsten mit den Männern gemeinsam um Gleichberechtigung kämpfen.

Bis in die 1970er Jahre konnten übrigens Ehemänner ihren Frauen das Arbeiten verbieten.

Kein Wunder also, dass wir Frauen manchmal die gute Laune verlieren. Dabei würde ich am liebsten mit den Männern gemeinsam um Gleichberechtigung kämpfen. Das ginge. Ein Hoch also auf alle, die sich für gelebte Gerechtigkeit einsetzen, auch wenn sie unbequem sein kann.

 

P.S. Schwingt ja nicht die Ausländerraus-Keule, ihr Kommentatoren. Die lenkt nur ab. Wir weichen keinen Schritt zurück, wenn's um gleiche Rechte geht. Bei niemandem