Ambiente | Zahlen&Daten

Was liegt in der Luft?

Den Anstieg der Schadstoffbelastung der Luft hatte Südtirol 2015 vor allem dem Wetter zu verdanken. Beim Land will man nicht untätig bleiben.

Die Luftqualität des vergangenen Jahres stand am Donnerstag Vormittag im Mittelpunkt einer Medienkonferenz. Auf dieser präsentierte Umweltlandesrat Richard Theiner gemeinsam mit den beiden Amtsdirektoren Luca Verdi (Labor für physikalische Chemie der Landesumweltagentur) und Georg Pichler (Landesamt für Luft und Lärm) die Luftmessdaten von 2015 sowie einen Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Luftgüte.

“Es geht uns um die Gesundheit der Bürger, aber auch um die Wirtschaft, vor allem die Landwirtschaft und den Tourismus.”
(Richard Theiner)

13 ortsfeste und 5 mobile Luftmessstationen sowie 10 Meteo-Stationen für Simulationen – allesamt EU-konform: Das sind die Instrumente, die der Landesumweltagentur zur Überwachung der Emissionen zur Verfügung stehen. Wo nötig, werden entsprechende Maßnahmen gesetzt, wie Theiner erklärt. Und zwar “keine kosmetischen, sondern solche, die greifen”. Dazu der Landesrat: “Dieser Ansatz, Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität auf Grundlage von wissenschaftlichen Daten zu treffen, ist uns wichtig.” Derartige Maßnahmen sind auch heuer nötig. Denn wie die am Vormittag präsentierten Daten belegen, wurde im vergangenen Jahr ein Anstieg sowohl bei Ozon, Feinstaub und Stickstoffoxiden verzeichnet. “Die Entwicklung der Luftschadstoffe Ozon (O3), Stickstoffdioxid (NO2) und Feinstaub (PM10), spiegelt dabei auch die besonderen Witterungsbedingungen 2015 wider”, fasst Landesrat Theiner zusammen.

Stickstoffoxide
Für 70 Prozent der Stickstoffdioxid-Belastung (NO2) ist in Südtirol der Verkehr verantwortlich. Auch 2015 wurden die Jahresmittelwerte überschritten und sind – wetterbedingt – sogar leicht angestiegen. Theiner: “Lange, stabile Wettersituationen begünstigen den Verbleib der Schadstoffe in der Luft.” Das Land versucht dieses Thema auf mehreren Wegen anzugehen und setzt dabei beim Hauptverursacher Verkehr an.

“Speziell für den Verkehr auf der Autobahn, wo die Zuständigkeit beim Staat liegt, hat die Landesregierung im März 2014 den Maßnahmenkatalog zur Eindämmung der Stickoxid-Emissionen der Landesumweltagentur genehmigt”, sagte Theiner. Der Katalog liege bei der eigens dafür einberufenen Technischen Kommission im römischen Ministerrat auf – “bis heute ist aber, trotz mehrerer Interventionen, eine Antwort aus Rom ausständig”. Um zusätzlichen Druck aufzubauen, gibt es seit 2014 ein Abkommen zur Verbesserung der Luftqualität zwischen Südtirol und den oberitalienischen Regionen und Provinzen. Zudem wurde gemeinsam mit der A22 und dem Trentino das EU-Projekt “BrennerLEC” eingereicht. Dieses soll im Unterland die Auswirkungen einer dynamischen Geschwindigkeitsregulierung auf der Autobahn auf die Luftgüte testen. Die Genehmigung wird für diesen Frühjahr erwartet. “Positiv stimmt uns auch, dass es im Zuge der Autobahnkonzession die Möglichkeit gibt, in Übereinstimmung mit den Nachbarländern die Eurovignette einzuführen. Das heißt wer mehr verschmutzt soll auch mehr zahlen”, so Theiner.

Feinstaub
Mit Schuld an den Feinstaubproblemen im November und Dezember 2015 war – erneut – das Wetter. Genauer gesagt, die starken Inversionswetterlagen. In den Jahren zuvor seien die Feinstaubwerte kontinuierlich zurückgegangen, so die Auskunft. “Beim Feinstaub ist die Ursache vor allem in unsachgemäß betriebenen Holzheizungen zu suchen. Öl- und Gasheizungen spielen hingegen eine geringe Rolle”, berichtete Georg Pichler. Zirka die Hälfte der Feinstaubbelastung südtirolweit stammt aus der Holzfeuerung, im ländlichen Gebiet sind es sogar bis zu 70 Prozent. “Holzrauch ist etwas natürliches, aber deswegen nicht harmlos”, so Pichler. Das Hauptproblem sei die unsachgemäße Verbrennung in kleinen Anlagen wie Holzherden und Kachelöfen, nicht aber in Fernheizwerken. 86 Prozent der rund 90.000 Holzheizungen in Südtirol sind kleine Anlagen, Kontrolle – durch Gemeinde und Kaminkehrer – sei zwar machbar, aber schwierig, eine Emissionsmessung erst gar nicht möglich. “Umso wichtiger ist eine regelmäßige Wartung der kleinen Heizanlagen”, weist Pichler hin. Bei der Landesumweltagentur setzt man daher auf die Zusammenarbeit mit Kaminkehrern und Hafnern sowie konkrete Tipps für das richtige Heizen für die Bevölkerung.


Was NICHT in den Holzofen gehört.

Ozon
Und wieder das Wetter: Vor allem der heiße Sommer hat die Ozonwerte 2015 in die Höhe schnellen lassen. In den Monaten Juni, Juli und August wurden erhöhte Konzentrationen vor allem am Rittner Horn und im Unterland festgestellt. “Hier wurde der Infor-Schwellenwert von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter über 40 Mal überschritten”, wusste Luca Verdi zu berichten. Maßnahmen gegen die Ozonbelastung auf lokaler Ebene zu treffen sei unmöglich, denn: “Ozon ist ein Schadstoff, der sich weiträumig ausbreitet und in Südtirol durch die norditalienischen Emissionen stark beeinflusst wird”, so Verdi. Umso wichtiger sei es, die Bevölkerung über die gesundheitlichen Auswirkungen zu informieren.


Grafik: Labor für physikalische Chemie der Landesumweltagentur

Bild
Profile picture for user Astrid Amico
Astrid Amico Gio, 03/10/2016 - 20:48

Der geplante drastische Anstieg der Flugbewegungen am Flugplatz in Bozen/ Leifers wird sicherlich dazu beitragen, dass sich die Luftqualität verbessern wird und Südtirol zu einem richtigem Klimaland wird - hoch lebe Klimaland Südtirol und seine weise Klimapolitik!

Gio, 03/10/2016 - 20:48 Collegamento permanente