Società | Zum Tod von Renate Hirsch-Giacomuzzi

Eine starke eigene Idee vom Leben

Die Fotografin Brigitte Niedermair hat Renate Hirsch-Giacomuzzi zwei Jahre lang mit der Kamera begleitet. Enstanden ist daraus die Ausstellung im Museion „Madame Hirsch“ im Jahr 2009, die für Polemik sorgte.

Die Ausstellung umfasste 26 großformatige Fotografien, die auf die Tradition des Portraits verweisen und auf denen die Künstlerin Brigitte Niedermair „Madame Hirsch“ in Tableaux vivants arrangierte. „Ich habe Renate von 2005 bis 2006 fotografiert, zu gewissen Anlässen, privaten wie öffentlichen“, sagt Brigitte Niedermair. Feierlichkeiten wie Weihnachten oder Ostern im Salon zuhause, als „Rotkäppchen“ vor einem Waldsee, in Tracht beim Münchner Oktoberfest, im Abendkleid in einer venzianischen Gondel, oder auch beim Nordic-Walken. „Mich hat es nicht interessiert, sie beim Zähneputzen zu zeigen, ich wollte sie als jemanden zeigen, der eine ganz starke Idee vom eigenen Leben hat und das auch inszenieren wollte. Für mich war sie eine der letzten Diven.“

Und auch beim Zähneputzen sei sie zauberhaft gewesen, fügt Niedermair hinzu. „Es war ja nicht so, dass Renate zuhause in Schlupfen und Trainer herumlief, sie war immer stilvoll und elegant und sie hat wirklich einen eigenen Zauber verbreitet mit ihrer Herzlichkeit.“

Die polemischen Reaktionen auf die Ausstellung des Museion im November 2009 sei für beide, Künstlerin wie Porträtierte, überraschend und verletzend gewesen. „Wir haben beide darunter gelitten, dass unser Projekt so sehr in Frage gestellt wurde, dass es nicht als Kunst, sondern als Publicity-Gag verstanden wurde.“ Dabei seien anlässlich der Ausstellung auch interessante Fragen gestellt worden: Wer denn die Künstlerin sei, die Fotografin Niedermair oder die Lebenskünstlerin Renate Hirsch-Giacomuzzi. Und inwieweit Kunst und Leben zusammengehen, meint Niedermair, denn: „Denken ohne Geländer, hat Hannah Arendt gesagt, und das hat Renate Hirsch gemacht, nur die Leute ringsherum konnten das nicht.“