was ist gewalt?

brauchen wir dafür wirklich eine wissenschaftliche definition? haben wir den sinn dafür verloren?
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.

was ist gewalt? brauchen wir dafür wirklich eine wissenschaftliche definition? haben wir den sinn dafür verloren? sind wir darauf schon konditioniert worden durch medien oder gar unsere eigene biografie?

ein kind spielt, experimentiert, lotet grenzen aus. was "richtig" und "falsch" ist, muss das kind erst lernen. lernen zu verstehen. wir verstehen sachverhalte, wenn wir dinge beobachten oder erklärt kriegen. nicht selten bleibt bei entnervten eltern die erklärung aus. ihnen "rutscht" in schwierigen situationen schon mal die hand aus. und das nicht nur im affekt. ist das gewalt?

gewalt kann physischer/körperlicher und psychischer natur sein. gewalt bedeutet, dem anderen menschen seinen willen aufzuzwingen. gewalt bedeutet, die unterlegenheit seines opfers auszunutzen. gewalt kann nicht vom gewalttäter als berechtigt definiert werden. gewalt ist ein gesellschaftliches problem.

es gibt keine entschuldigung für gewalttätiges verhalten. es gibt faktoren in der biografie des gewalttäters, die die gewaltbereitschaft vielleicht erklären. es gibt aber keine entschuldigung für gewalttätiges verhalten. weder kindern gegenüber, frauen gegenüber, noch männern gegenüber. häusliche gewalt, sexueller missbrauch ist nicht ein problem das frauen betrifft, sondern vornehmlich männersache ist. jackson katz erklärt in 17 sehenswerten minuten wie es dazu kommt, dass frauen, kinder und auch männer in ihrer eigentlichen opferrolle in die der angeklagten rutschen. (deutscher untertitel kann unten rechts bei transscript aktiviert werden)

letztendlich werden nicht die worte unserer feinde am meisten weh tun, sondern das schweigen unserer freunde. (martin luther king)

er plädiert für eine paradigmenwechselnde sichtweise auf die probleme geschlechtsbezogener gewalt. das wort gender verstehen viele als "frauenproblem" - das ist falsch und lenkt die aufmerksamkeit der dominierenden gruppe vom inhalt des problems ab. er fordert jeden einzelnen von uns auf, anführer einer veränderung zu werden. wie? indem wir intervenieren und uns stark machen für einen gewaltfreien umgang zwischen menschen. das beginnt schon beim rassistischen witz des kollegen.

es hat schrecklich viel schweigen gegeben. wir brauchen mehr männer, die dieses schweigen brechen.

jede organisation, die gleichstellung und gewaltfreiheit in der gesellschaft unterstützt hat ihre berechtigung. jeder, der für den schwächeren einsteht kann verändern. der schwächere ist das kind. die frau. der mann.