Books | 120 Jahre Sissi-Mord

Wer ist hier der Anarchist?

Neue Comic-Biographie zu Sissis Todestag
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Foto: Parschalk/Gasser/Weger-Verlag
Heute vor 120 Jahren, am 10. September 1898 wurde Sissi ermordet. Norbert Parschalk und Jochen Gasser widmen der Kaiserin ihre neueste illustrierte Biographie. 
 
Treue Kaisergattin, schlechte Schwiegertochter, Poetin, Reisesüchtige - über die Habsburgerkaiserin Sissi lassen sich viele Legenden und Anekdoten erzählen, von ihrer Geburt am Weihnachtsabend 1837 bis zu ihrer Ermordung vor 120 Jahren: Perfekter Stoff nicht nur für Romy-Schneider Filme sondern auch für das Duo Parschalk-Gasser, das mit seinem Geschichtscomic über Andreas Hofer bekannt wurde und dann einen Band über den Bauernkriegsanführer Michael Gaismair nachlieferte.

Ein Leben voller Anekdoten

Nach einem Wechsel von Raetia zu Athesia gibt nun der Weger-Verlag in Brixen das Werk heraus. Heute Abend wird es um 19:30 im Touriseum/Schloss Trauttmannsdorf vorgestellt, am 12. September in Schloss Palais bei Brixen/Sarns.
Der Historiker Parschalk ist bestrebt, Geschichte „vereinfacht und historisch korrekt so zu vermitteln, dass sich interessierte Menschen auf humorvolle Weise über geschichtliche Persönlichkeiten und Ereignisse informieren können.“ 
So erfährt man zum Beispiel, dass Sissi ihre Taille auf einen Umfang von 51 cm einschnürte, sich ab dem 40. Geburtstag nicht mehr fotografieren ließ und die Beziehung ihres Mannes zu einer Burgschauspielerin unterstützte, um ohne schlechtes Gewissen ihren vielen Freizeitbeschäftigungen und Reisen nachgehen zu können. Über den Tag Sissis von Ermordung schreibt Parschalk, dass Sissi noch „einen Becher kuhwarme Milch“ getrunken hat, bevor sie zum Hotel zurückkehrte, wo Luigi Lucheni „ein italienischer Anarchist“ sie schon erwartete und ihr „mit voller Wucht mit einer Spitzen Feile“ ins Herz stach.
 

Anarchismus oder Ruhmsucht?

Eigentlich wollte Lucheni den Prinz Henrì von Orlèans, Beansprucher des französischen Throns, ermorden. Der aber sagte seinen Aufenthalt am Genfer See ab, also entschied sich Lucheni für die Ermordung der Habsburgerkaiserin. 
Historiker haben nachgewiesen, dass Lucheni erst zwei Monate vor der Tat mit dem Anarchismus in Kontakt kam. Dem unehelichen Sohn eines Alkoholikers und dessen Dienstmädchens ging es demnach eher darum, durch seine Tat zu Bekanntheit und Ruhm zu kommen. „Ich würde gern jemanden töten, aber es müsste eine sehr bekannte Persönlichkeit sein, damit man in den Zeitungen darüber lesen kann!“, hat er gesagt.
Das ist ihm offensichtlich gelungen. Auch wenn manche Sissi-Kenner der Meinung sind, dass sie mit ihrer antiautoritären Art und dem ihr nachgesagten Hang zur Mildtätigkeit die eigentliche Anarchistin war.