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Ausgeliefert

Während in Südtirol die Angst vor einer zweiten Corona-Welle wächst, hat in vielen Ländern des Globalen Südens die erste Welle noch nicht ihren Höhepunkt erreicht.
Ausgeliefert
Foto: oew

Als im März in Italien Schulen, Kindergärten und dann Geschäfte und Lokale schließen mussten, wurden ähnliche Maßnahmen auch in vielen Ländern Afrikas und Südamerikas ergriffen. Die Angst vor dem Virus und die fehlende medizinische Ausrüstung veranlasste etwa die peruanische Regierung dazu, drastische Einschränkungen zu erwirken. Die Zahl der Infizierten stieg anfangs nur langsam, nachdem eine strenge Quarantäne die Menschen schützen sollte. Das größte Problem vieler Familien war in der Folge das ausbleibende Einkommen. Tagelöhner*innen und prekär Beschäftigte konnten auf keinen Lohnausgleich zurückgreifen. Das Geld für Lebensmittel blieb aus. Der Hunger kam und die Lockerungen des Lockdowns waren nicht mehr aufzuhalten. Menschen durften wieder im Büro, auf dem Land, auf dem Markt oder auf der Straße arbeiten. Seitdem steigen die Corona-Fälle enorm. In den ersten zwei Augustwochen gab es über 100.000 Neuinfizierte, mehr als 26.000 Menschen sind bisher am Virus gestorben. Nach Brasilien ist Peru das am stärksten betroffene Land Südamerikas. OEW-Projektpartnerin Rosario „Charo“ Figueroa kämpft in Huaraz gegen die andauernden Corona-Ausbrüche. Inzwischen wurde das Fußballstadium zu einem COVID-Zentrum umfunktioniert. Da viele Menschen nicht bei den Behörden gemeldet sind, erhalten sie aber keine staatlichen Hilfeleistungen. Die Preise für Medikamente sind unbezahlbar geworden. Die Krankenpflegerin und Homöopathin erzählt von den Menschen, die sie aufsuchen: „Viele leiden unter Panikattacken und Ängsten, sie haben Schmerzen am ganzen Körper. Einerseits fürchten sie sich vor dem Virus, aber noch mehr vor dem, was die Zukunft bringt.“ In der bolivianischen Stadt Cochabamba können die Krankenhäuser keine Corona-Patient*innen mehr aufnehmen. An einem einzigen Wochenende im Juli wurden 213 leblose Körper auf den Straßen Boliviens gefunden. Viele waren zuvor vom Krankenhaus abgewiesen worden. Ihre Körper bedeckte man mit Decken. Friedhöfe mussten aufgrund der Überlastung für mehrere Tage schließen, die Toten blieben bis zu einer Woche bei den Familien zu Hause. Projektleiterin Mirtha Rosario Oviedo von der Stiftung „Vida y Esperanza“ bringt gemeinsam mit jungen Freiwilligen Lebensmittel, Schutzmasken und Desinfektionsmittel zu den Familien. „Einige davon können sich das Wasser nur mehr zum Kochen leisten, nicht jedoch für die jetzt so notwendige Hygiene im Kampf gegen das Virus“, sagt sie. Kühlschränke zur Lagerung der Lebensmittel gibt es nur wenige, sodass häufiger eingekauft werden muss. Auf dem Markt ist die Ansteckungsgefahr aber besonders hoch. Es ist ein Dilemma. Nachbarn und Familien versuchen sich gegenseitig zu unterstützen. Einige ziehen von der Stadt zurück aufs Land, wo ihre Ursprungsfamilien zumindest einen Acker haben. Fernunterricht wird zwar angeboten, doch viele Kinder haben keinen Zugang zu Computern und Internet. Die Folgen der Pandemie werden wohl auch hier noch über Jahre spürbar bleiben.