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„Das ist jetzt Chefsache“

hds-Direktor Bernhard Hilpold über die Salto-Enthüllungen, die Pannen bei der Mitarbeiterbefragung, sein Fehler in der Kommunikation und die Situation im Verband.
Hilpold, Bernhard.jpg
Foto: hds
Salto.bz: Herr Hilpold, der hds hat eine Umfrage unter den Mitarbeitern zu den Zuständen im Verband gemacht, die vielleicht gut gemeint, aber ganz sicher schlecht getroffen war?
 
Bernhard Hilpold: Schlecht getroffen würde ich nicht sagen. Wir haben uns für diese Befragung entschieden, weil wir seit Anfang 2018 ein größeres Umstrukturierungsprojekt innerhalb des hds umsetzen. Man muss vorausschicken, dass der hds aus zwei Gesellschaften besteht. Zum einen gibt es den hds als Verband. Das ist eine Unternehmensvertretung, die die politischen und gesellschaftlichen Interessen der Kaufleute und Dienstleister vertritt. Zum anderen gibt es die hds-Genossenschaft, die als Dienstleistungsunternehmen für die Mitglieder Tätigkeiten für die allgemeine Verwaltung anbietet. In der Genossenschaft haben wir rund 120 Mitarbeiter und im Verband sind es rund 30 Angestellte. Deshalb gab es von Anfang an bei der Befragung auch zwei verschiedene Ergebnisse in diesen beiden Unternehmen. Wir wollten mit dieser Befragung erheben, was in diesem Umstrukturierungsprojekt gut gelaufen ist und was nicht angekommen ist.
 
Dieses Ziel hat man aber nicht erreicht, sondern die Befragung ist am Ende ordentlich in die Hose gegangen?
 
Wir wollten wissen, wo wir stehen, was sind die Schwerpunkte, die wir angehen müssen. Wo sind die Mitarbeiter zufrieden und wo unzufrieden? Die Maßnahmen, die wir ergreifen wollten, sollten vom Ergebnis der Befragung abhängen. Die erste fehlerhafte Auswertung und die korrigierte Fassung legen den Fokus ausschließlich auf einige wenige negative Themen. Es gibt aber auch viele positive Ergebnisse.
Dass dann die Auswertung in die Hose gegangen ist und dass wir ein falsches Ergebnis präsentiert haben, ist natürlich eine Katastrophe.
Der erste Kapitalfehler war aber, dass man die Befragung dem Unternehmen „Business Pool“ von Barbara Jäger übergeben hat, die gleichzeitig Präsidentin der Dienstleister im hds ist und im Exekutivausschuss sitzt?
 
Sicher kann man das kritisieren. Wir sehen das aber nicht als Fehler. Es gibt in Südtirol einige Unternehmen, die in der Personalauswahl tätig sind, aber nur wenige, die solche Personalberatungskonzepte anbieten. Es stimmt natürlich, dass Frau Jäger auch in unserem Exekutivausschuss sitzt...
 
Man vergibt damit ohne Ausschreibung einen finanziell durchaus lukrativen Auftrag direkt an ein Mitglied des Vorstandes?

Es stimmt, wir haben keine Ausschreibung gemacht. Das müssen wir auch nicht, denn wir sind kein öffentliches Amt. Barbara Jäger hat ein Angebot gemacht und wir haben dann nach verhandelt und am Ende hat man sich geeinigt. Wir bevorzugen generell bei der Auftragsvergabe unsere Mitgliedsbetriebe.
 
Dazu kommt aber ein eklatanter Interessenkonflikt. Denn man setzt damit ein Mitglied der Verbandsleitung als externe Kontrolleurin ein. Was bei den Mitarbeitern verständlicher Weise besonderes Misstrauen hervorgerufen hat?
 
Das muss ich vehement zurückweisen. Die Business Pool ist ein renommiertes Unternehmen. Ich gehe davon aus, dass wir keine schlechte Wahl getroffen haben. Die Seriosität war auch dadurch gewährleistet, dass von vornherein klar war, dass die Anonymität bei der Umfrage, das oberste Gebot sein muss. Die Anonymität war absolut gewährleistet. Der hds hat nie auch nur einen ausgefüllten Fragenbogen gesehen. Man muss auch sagen, von den 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben 149 den Fragebogen ausgefüllt und abgegeben. Das Interesse an dieser Befragung war überaus groß. Damit waren wir sehr, sehr zufrieden. Selbst Barbara Jäger hat gemeint, dass sie so etwas noch nie gesehen hat. Dass dann die Auswertung in die Hose gegangen ist und dass wir ein falsches Ergebnis präsentiert haben, ist natürlich eine Katastrophe.
 
 
Letztlich hat man eine zweite Auswertung präsentieren müssen, die die anfänglichen Ergebnisse auf den Kopf gestellt hat?
 
Teilweise. Es wurden aber sehr sensible Ergebnisse auf den Kopf gestellt. So hat sich die Bewertung vor allem im Bereich der Angemessenheit des Gehaltes deutlich verschlechtert. Auch das Thema „Fairness intern“  hat sich in der zweiten Auswertung stark verschlechtert. Das war für mich – im Gegensatz zur ersten Auswertung – natürlich ein viel schlechteres Ergebnis. 
So hat sich die Bewertung vor allem im Bereich der Angemessenheit des Gehaltes deutlich verschlechtert. Auch das Thema „Fairness intern“  hat sich in der zweiten Auswertung stark verschlechtert.
Damit steht natürlich der Direktor des Verbands im Fokus der Kritik?
 
Wenn die Mitarbeiter sagen, wir fühlen uns nicht richtig entlohnt, dann ist natürlich die oberste Führungsriege gefragt. Sprich die Direktion und damit ich. Es besteht für mich sicher Handlungsbedarf. Dieses Thema kann nicht delegiert werden. Deshalb habe ich auch das Angebot zu persönlichen Gesprächen gemacht, das leider falsch verstanden wurde.
 
Die Ankündigung wurde als klare Suche nach dem Maulwurf verstanden, der die Interna salto.bz zugespielt hat.
 
Hier muss ich offen sagen: Es war mein Fehler, dass ich diesen falschen Eindruck entstehen habe lassen. Dabei ging und geht es bei diesen angekündigten Einzelgesprächen keineswegs um eine Inquisition. Ich wollte mit den Mitarbeitern ein direktes Gespräch führen. Aber es war nie meine Intention dabei heraus zu finden, wer Salto diese Geschichte gesteckt hat.
Es war mein Fehler, dass ich diesen falschen Eindruck entstehen habe lassen.
Warum wollten Sie dann diese Einzelgespräche?
 
Wenn jemand sagt, er wird in einer Firma schlecht bezahlt, dann wird das Chefsache. Diese Dinge kann man nicht delegieren. Ich muss jetzt mit den Mitarbeitern reden. Es geht auch darum aufzuzeigen, was der Verband seinen Angestellten bietet. Auch an Zusatzleistungen. Ich denke das ist sehr, sehr viel. Ich habe 30 Jahre lang in der Privatwirtschaft gearbeitet und kann hier durchaus einen Vergleich ziehen. Das wollte ich den Mitarbeitern in einem persönlichen Gespräch erläutern.
 
Nach dem Bekanntwerden dieser Vorfälle sind die Stimmung im hds und die Motivation der Mitarbeiter am Boden. Wie wollen Sie aus diesem Schlamassel herauskommen?
 
Wir werden auf jeden Fall mit den Mitarbeitern reden. Ob es zu den Einzelgesprächen kommt, mit denen ich jetzt alle ein bisschen abgeschreckt habe, weiß ich nicht. Sicherlich werde ich aber mit den jeweiligen Abteilungen reden und wenn jemand wünscht auch Einzelgespräche führen. Denn es interessiert mich jetzt, was die Mitarbeiter vor allem in der Dienstleistungsgenossenschaft denken, wo die Werte weit schlechter sind. Hier muss ich nachfragen und verstehen, um was es geht. Das muss ich persönlich machen, denn das ist jetzt Chefsache.
Sollten wir hier im Lohngefüge weit dahinter sein werden wir beim Gehalt etwas nachziehen müssen. Das ist keine Frage.
 
Die zentrale Frage bei den Mitarbeitern wird aber sein, ob und wie die Verbandsführung auf den Unmut reagiert?
 
Natürlich werden wir etwas tun müssen. Wir werden uns mit dem Markt und ähnlichen Unternehmen auseinandersetzen müssen, die solche Dienstleistungen anbieten. Wir werden Vergleiche anstellen. Wobei man dabei das gesamte Paket berücksichtigen muss. Also Entlohnung plus Zusatzleistungen. Sollten wir hier im Lohngefüge weit dahinter sein werden wir beim Gehalt etwas nachziehen müssen. Das ist keine Frage.