Ambiente | Beschäftigung

Arbeit im Umbruch

Mitbestimmung bei Technologiesprung und ökologischer Revolution. Die weltweiten Proteste zum Klimaschutz haben die Öffentlichkeit wachgerüttelt.
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Foto: Pixabay stopwatch

Derzeit sind die Klimaziele der Regierungen noch verhalten und es wird daher sicher weitere Mobilisierungen geben. Eine ökologische Umgestaltung der Wirtschaft ist allerdings nur möglich, wenn die Bürgerinnen und Bürger den notwendigen Konsens gewährleisten und auch konsequent handeln. Reduzierung der Emissionen reicht nicht aus, es braucht auch einen schonenden Umgang mit den Rohstoffen und ein Umdenken beim Konsumverhalten.

Forscher fordern, die Emissionen innerhalb weniger Jahre auf Null zu reduzieren, aber auch den Verbrauch der natürlichen Rohstoffe zu verringern. Der steigende Konsum entzieht künftigen Generationen nicht nur die notwendigen Ressourcen, sondern gefährdet zusätzlich die Umwelt und die Gesundheit durch Abfälle und Verschmutzung. Wir müssen daher unser Wirtschaftsmodell überdenken, das sich auf der ständig steigenden Produktion von Gütern und dem Konsumwachstum stützt.

Das Elektroauto ist ein gutes Beispiel. Es sollte in Zukunft die Alternative zum Verbrennungsmotor sein, um die klimaverändernden Emissionen im Transportwesen zumindest zu reduzieren. Aber auch der Elektroantrieb wird immer noch Schäden an der Umwelt verursachen. Trotz neuer und umweltverträglicher Technologien wird er immer noch natürliche, aber begrenzte, Rohstoffe verbrauchen. Der einzig wirksame Weg wäre eine Reduzierung der Produktion von Autos. Stellt sich also die Frage, ob wir bereit sind, vom individuellen Besitz des Fahrzeugs abzusehen. Das Recht auf Mobilität kann nicht durch private Fahrzeuge garantiert werden, wenn wir umweltverträglich handeln wollen. Nur durch eine Stärkung des öffentlichen Verkehrs mit emissionsfreien Transportmitteln, oder durch die gemeinsame Nutzung des Autos, kann man dieses Ziel zumindest anpeilen.

Wenn wir nun unter Verwendung von weniger Rohstoffen produzieren wollen, oder die Produktion von Gütern als solche drosseln müssen, stellt sich die Frage nach den Auswirkungen dieser Veränderungen auf die künftige Arbeitswelt. Jede technologische Verbesserung ist mit einer Einsparung von Arbeitszeit verbunden.

In Zeiten großer technologischer Innovationen steigt aber aufgrund der vorhersehbaren Einsparungen an Arbeitsplätzen auch der Druck auf die Arbeitnehmer. Dies kann zu einer weiteren Verschlechterung der Arbeitsbedingungen führen. So hat zum Beispiel die zunehmende Digitalisierung trotz höherer Produktionszahlen die Lage der Arbeitnehmer nicht verbessert. Im Gegenteil, seit Jahren werden die Arbeitnehmer immer ärmer und haben weniger Rechte.

Die prekäre Beschäftigung steigt und teilweise auch die Arbeitslosigkeit. Wer diese Technologien kontrolliert wird hingegen immer reicher. In unserem kapitalistischen System kommt jede Einsparung von Arbeit oder Rohstoffen dem Profit zugute und die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer mehr.

Politik und Gewerkschaft stehen vor neuen Herausforderungen. Der technologische Umbruch muss mehr Wohlstand und eine bessere Umwelt für alle ermöglichen. Mittel- und langfristig wird es notwendig sein, die Arbeitszeit so zu verteilen, dass jeder seinen Lebensunterhalt durch Beschäftigung verdienen kann. Zwar dürfte es kurzfristig aufgrund des Geburtenrückgangs in der westlichen Welt zwar eher einen Fachkräftemangel geben, aber auch bei uns dürfte sich langfristig die vorhersehbare Zeitersparnis aufgrund von Innovation und der Drosselung der Produktion auswirken.

Es gilt den produzierten Reichtum auf alle Arbeiter gleichmäßig zu verteilen. Dies kann durch eine neue Lohnpolitik, aber auch durch bessere Sozialleistungen, preiswerte Wohnungen, kostenloses Bildungs- und Gesundheitswesen usw. erreicht werden. Besonders das Recht auf lebenslange Weiterbildung dürfte immer wichtiger werden. Die Innovation fordert viel mehr Wissen von den Arbeitnehmern und Bürgern. Umschulungen im Laufe des Arbeitslebens werden daher künftig die Regel und nicht mehr die Ausnahme sein.

Politik und Sozialpartner müssen rasch handeln. Der Markt allein ist nicht in der Lage, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit zu garantieren. Nicht die Bedürfnisse des Marktes zwingen zum Umdenken, sondern die vorhersehbare Klimakatastrophe. Eine staatliche Planung ist daher im Hinblick auf die Finanzierung von Bildung und Forschung, Sozialleistungen,

Investitionen in strategische Sektoren und neue Produktionsformen notwendig. Wo die Privatwirtschaft nicht investiert, muss der Staat einschreiten, indem er diejenigen besteuert, die große Gewinne aus der Ausbeutung von Rohstoffen und Menschen erzielen. In letzter Instanz wäre auch die Verstaatlichung von Industriezweigen aufgrund strategischer Notwendigkeiten kein Tabubruch. Die Rolle des Staates muss auch darin bestehen, den Verlust von Arbeitsplätzen in der Industrie auszugleichen, indem er in Gesundheit, Kultur, Bildung, Pflege von älteren und behinderten Menschen usw. investiert.

Dies ist die Zukunft. Es gibt keine Alternative zum Klimaschutz, der nur durch radikale politische Entscheidungen erreicht werden kann. Dieser Prozess muss aber vor allem demokratisch sein und für alle Vorteile bringen. Daher ist eine starke Vertretung der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen notwendiger denn je. Die Gewerkschaft war in der Vergangenheit immer wieder gezwungen, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Und damals wie heute sind unsere Grundwerte die Solidarität, Gerechtigkeit und Mitbestimmung.