Economia | Vergaben

“Fast die Quadratur des Kreises”

Mehr Aufträge, die vor allem an heimische Wirtschaftsteilnehmer vergeben werden. Das ist die Bilanz der Landesvergabeagentur für 2016.
Arno Kompatscher
Foto: Salto.bz

Eine Rekordsumme von 1.186 Millionen Euro wurde 2016 an öffentlichen Aufträgen erteilt. Diese Zahl verkündete Landeshauptmann und Wirtschaftslandesrat Arno Kompatscher am Dienstag Mittag den Medien. Gemeinsam mit dem Direktor der Vergabeagentur (AOV), Thomas Mathà präsentierte er deren jüngste Jahresbilanz.

2016 hat die Landesvergabeagentur 17 Prozent mehr Aufträge veröffentlicht – ganz entgegen dem Trend auf gesamtstaatlicher Ebene, wie Kompatscher verwies: “Im übrigen Italien hat das Vergabevolumen der öffentlichen Hand erneut abgenommen.” Dass Südtirol gegen den Strom schwimme, sei einerseits dem eigenen Landesvergabegesetz und andererseits der landeseigenen Vergabeagentur zu verdanken.

“Der Wettbewerb funktioniert und die meisten Aufträge bleiben im Land – damit ist uns fast die Quadratur des Kreises gelungen.”
(Arno Kompatscher)

Von dem steigenden Auftragsvolumen profitiert haben in erster Linie Südtiroler Wirtschaftsteilnehmer. Zahlenmäßig wurden knapp 83 Prozent aller öffentlichen Aufträge – Arbeiten, Dienstleistungen, Lieferungen – an Unternehmen mit Sitz in Südtirol vergeben, wertmäßig waren es fast 60 Prozent. Sprich, rund zwei Drittel der insgesamten Auftragssumme von 1,2 Milliarden ging an heimische Betriebe.  “Das schafft kaum eine europäische Region”, kommentierte Kompatscher. Wertmäßig stark ins Gewicht fallen die Lieferungen von Medikamenten für den Sanitätsbetrieb, die aber aus ganz praktischen Gründen von außerhalb bezogen werden müssen: “GlaxoSmithKlein & Co. haben sitzen nun einmal nicht in Südtirol”, so der Landeshauptmann.

Immer häufiger werden die Vergaben telematisch abgewickelt. “In Südtirol haben wir das Ziel der EU, bis 2018 sämtliche öffentliche Aufträge auf telematischem Weg abzuwickeln, sehr nahe”, meinte Thomas Mathà. Positiv sieht der AOV-Direktor auch die Wettbewerbslage: “In Südtirol findet ein starker Wettbewerb statt. Und je höher die Ausschreibungssumme ist, desto höher ist auch der überörtliche Wettbewerb.” Erfreut darüber zeigte sich auch der Landeshauptmann. Zumal im vergangenen Jahr durchschnittlich 17 bis 18 Prozent an Abschlägen erzielt wurden – die höchsten bei jenen Verfahren, die ausschließlich den Preis berücksichtigen (21,2 Prozent). Zählen auch andere Kriterien wie die Qualität, beträgt der Abschlag im Durchschnitt 14,2 Prozent. Doch auch die Teilnehmeranzahl wirkt sich auf die Abschläge aus: Nimmt nur ein einziger Anbieter am Verfahren teil, beträgt der Abschlag im Schnitt 2,3 Prozent, bei mehr als 20 Teilnehmern erreicht die Preisseinsparung durchschnittlich 42,9 Prozent. “Das Prinzip des stärkeren Wettbewerbs funktioniert also – und dies ist im Sinne der Bürger als Steuerzahler”, zeigte sich Kompatscher überzeugt.