Cultura | Salto Summer Serie

Auf der Suche nach dem Schatz

Ein rhythmisches Aufschlagen – Das muss der Eindruck eines Knappen gewesen sein, wenn er das erste Mal in die Tiefe des St. Ignaz-Stollens verschwand.
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Foto: Foto: Abteilung Museen Provinz Bozen

500 Jahre lang wurde im St. Ignaz-Stollen im Ahrntal Kupfer abgebaut. Die Ursprünge des faszinierenden Prettauer Bergwerks liegen also weit zurück. Bereits in der Bronzezeit zog das Kupferbergwerk in der Nähe vom Rötbach die Menschen an. Eine Streitaxt aus Bronze, die man 1864 im Bergwerk fand, lieferte erste Hinweise, dass die wertvollen Kupferadern schon früh ausgemacht wurden.  

Doch wie entdeckten die Menschen, frei von technischen Raffinessen der modernen Wissenschaft, den kostbaren Schatz unter ihren Füßen? Die Antwort ist einfach: Durch Austritt. Dort, wo das Erz ausbiss, also an die Erdoberfläche trat, konnte der glückliche Finder auf Bodenschätze hoffen. So geschehen in Prettau, wo auf 2000m Meereshöhe die Erzadern in die Tiefe führten. Bis zu zehn Meter breite Adern, die 550m in den Berg reichten, versprachen ein lukratives Geschäft - auch wenn das Erz im St. Ignaz-Stollen nur einen geringen Prozentsatz an Kupfer enthielt. Jedoch zeichnete sich das Kupfer von Prettau durch seine hohe Qualität aus: Besonders bei der Herstellung von feinen Drähten und der Messingproduktion war das Material sehr beliebt. So beliebt, dass es im Jahre 1479 auf Druck des großen Bergwerkes in Schwaz geschlossen wurde.

Erst im Jahre 1485 lebte das Bergwerk wieder auf und brachte seinen wechselnden Inhabern einen beträchtlichen Geldsegen. Doch damit war es mit Beginn des Dreißigjährigen Krieges vorbei: Das Prettauer Bergwerk war von der Wirtschaftskrise stark betroffen, die Löhne konnten an die Knappen, die untertage ihre harte Arbeit verrichteten, nicht ausgezahlt werden. Erst später, ca. 1676, konnte der St. Ignaz-Stollen einen Aufschwung erleben: Durch die autarke Versorgung der Knappen, die vorangetrieben wurde, konnte das Prettauer Bergwerk wieder seinen Glanz vergangener Tage erhalten. Dieser wurde allerdings durch einen Unglücksfall überschattet: Das Schmelzwerk in Arzbach (St. Johann) wurde übermurt und auch der Versuch ein neues Schmelzwerk zu bauen, konnte das Prettauer Bergwerk nicht mehr retten. Zwar gab es die Absicht, das Bergwerk im 20. Jahrhundert wieder aufleben zu lassen, doch 1971 schlossen die Tore für den Ahrntaler Bergbau endgültig. Seitdem liefert das Schaubergwerk einen eindringlichen Blick in die Bergbauwelt vergangener Tage und eine Entdeckung belebte das ehemalige Bergwerk neu: Ein einzigartiger Klimastollen wurde mittlerweile eingerichtet, dessen ideale lufthygienische Bedingungen Linderung bei Atemwegsproblemen liefern sollen.

Der Prettauer Schatz ist also noch immer vorhanden: Zwar nicht in Form von Edelmetallen, sondern von reiner, gesunder Luft. 

www.bergbaumuseum.it
(Salto in Zusammenarbeit mit der Fachabteilung Museen der Autonomen Provinz Bozen)