Economia | Tourismus

Kein Urlaub vom Boom

Der Vergleich der Tourismusströme in 11 Alpenregionen zeigt: Südtirol steht mit Tirol und Salzburg am besten da.
Ansichtskarte
Foto: Südtirolfoto/Othmar Seehauser

Die Tourismusströme in den Alpengebieten der Arge-Alp-Länder hat das Landesstatistikinstitut ASTAT genauer unter die Lupe genommen und verglichen: in der Schweiz die Kantone Tessin, Graubünden und Sankt Gallen; in Deutschland das Arge Alp Gebiet von Bayern; in Österreich die Bundesländer Vorarlberg, Tirol und Salzburg; in Italien die Provinzen Bozen, Trient, Sondrio und Belluno.

 

Mehr Gäste, weniger Gastbetriebe

34.475.222 Ankünfte gab es im Jahr 2016 im gesamten Gebiet – um 1,7 Millionen mehr als 2015 (+ 5,2%). Auch die Anzahl der Übernachtungen stieg um 4,9 Millionen auf 121.819.273 (+4,2%).
Die deutlichsten prozentuellen Zuwächse bei den Ankünften verzeichneten Belluno (+74,%), Südtirol (+7,1%) und Salzburg (+6,6%).
Eine Million Nächtigungen zulegen konnte das zahlenmäßig bereits stärkste Gebiet Tirol (+2,9%) und Salzburg (+5,3%). Auch Südtirol registrierte 2016 um 1,4 Millionen Nächtigungen mehr als im Vorjahr (+6,0%).

Im Gegensatz zu den steigenden Ankünften und Übernachtungen sank die Zahl der Beherbergungsbetriebe um insgesamt 0,8 % auf 19.116. Die stärksten Rückgänge verzeichnen St. Gallen (-4,0%), Graubünden (-3,8%) und Tessin (-3,2%). Einen geringen Zuwachs an Betrieben konnten Vorarlberg (+0,7%) und Salzburg (+0,3%) verbuchen.
“Die verschiedenen Alpenländer zeigen unterschiedliche Betriebsgrößen”, zeigt das ASTAT auf. Die Entwicklung geht klar Richtung größere Gastbetriebe. 2016 stieg die Durchschnittsgröße leicht auf 42,0 Betten je Betrieb an. Die größten Betriebe gibt es in Graubünden (im Schnitt 62,3 Betten je Betrieb) und im Trentino (61,6 Betten). Die kleinsten Betriebe findet man in Vorarlberg und in Südtirol mit einem Durchschnitt von 36,6 bzw. 371, Betten.
Von den insgesamt 803.238 angebotenen Gästebetten im Alpengebiet entfiel 2016 ein Viertel (25,1%) auf Tirol. Darauf folgen Südtirol (18,8%) und Salzburg (15,6%).
Die häufigste Kategorie der Gastbetriebe sind jene mit 3 Sternen (37,0% aller Betten). Der Bettenanteil der Betriebe mit 4-5 Sternen liegt bei 31,2%.

 

Kürzer, öfter, deutsch, im Sommer

Die mittlere Aufenthaltsdauer im untersuchten Gebiet betrug 3,5 Tage. Die Tendenz “immer kürzere, dafür häufigere Aufenthalte im Jahr” setzte sich auch 2016 fort. Länger als im Durchschnitt hielten sich die Gäste in Südtirol (4,3 Tage) und in Tirol (3,9 Tage) auf.

Der Index der Tourismusintensität wird aus der Anzahl der Übernachtungen und der ansässigen Wohnbevölkerung errechnet. 2016 lag dieser Wert bei 5,9. Weit über dem Durchschnitt ist dieser Index in Südtirol (12,8 tägliche Nächtigungen je 100 Einwohner) und Tirol (12,5).

Im Jahr 2016 wurden mit 52,1% mehr als die Hälfte aller Übernachtungen in der Sommersaison verbucht. Die Gebiete mit ausgeprägtem Sommertourismus sind das Tessin (73,5% der Übernachtungen werden im Sommer gezählt), Bayern (64,8%) und Südtirol (61,2%). In Sondrio (63,4%), Vorarlberg (57,5%), Tirol (55,8%), Graubünden (55,0%) und Salzburg (53,7%) überwiegt der Wintertourismus.
Der stärkste Reisemonat war 2016 wie gewohnt der August mit über 17,3 Millionen Übernachtungen. “Bemerkenswert”, so das ASTAT, “ist, dass knapp je ein Viertel davon auf Südtirol (23,8%) und Tirol (23,7%) entfallen”. Zweitstärkster Monat ist der Februar mit 15,5 Millionen Nächtigungen, die vorwiegend in Tirol (34,3%) und Salzburg (18,8%) getätigt werden.

Den stärksten Urlauberanteil machen die bundesdeutschen Gäste aus. Fast die Hälfte aller registrierten Übernachtungen (44,6%) im Alpengebiet entfallen auf Deutsche. 15,5% wird von italienischen Urlaubern verbucht, 8,7% von Schweizern, 7,7% von Österreichern und der restliche Urlauberanteil von 23,5% stammt aus anderen Ländern.

 

Auslastung nicht optimal

Und schließlich hat sich das ASTAT mit dem Bettenauslastungs-Index beschäftigt – einem der wichtigsten Indikatoren für den Tourismusmarkt, der Beherbergungsangebot und Tourismusnachfrage gegenüberstellt. 2016 waren die angebotenen Betten im untersuchten Gebiet zu 41,5% ausgelastet. Die höchste Bettenauslastung verzeichnen die Betriebe in der Kategorie der 4-5-Sterne mit 53,7%. “Ausgezeichnete Werte weisen hier Südtirol und Tirol auf”, informiert das ASTAT. Die geringste Auslastung findet sich in Betrieben mit 1-2 Sternen (28,9%). Hier bilden die Provinen Belluno und Sondrio – wie insgesamt auch – das Schlusslicht mit der geringsten Bettenauslastung. “Aufgrund der starken Saisonalität, die typisch für den alpinen Tourismus ist, kann nicht von einer vollständigen Nutzung des Beherbergungspotenzials gesprochen werden”, so die Analyse der Statistiker, deren abschließende Analyse wie folgt ausfällt:

  • Tirol, Südtirol und Salzburg schneiden am besten ab mit einer überdurchschnittlichen Beherbergungsdichte, Tourismusintensität und Bettenauslastung
  • Vorarlberg und Bayern weisen eine überdurchschnittliche, Tessin eine hohe Bettenauslastung auf, haben aber eine geringere Tourismusintensität als der Durchschnitt
  • Trentino verfügt über eine hohe Beherbergungsdichte, neben Graubünden verzeichnet es jedoch eine durchschnittliche Tourismusintensität und unterdurchschnittliche Bettenauslastung
  • St. Gallen, Sondrio und Belluno verzeichnen eine unterdurchschnittliche Bettenauslastung, Beherbergungsdichte und Tourismusintensität”