Economia | Skigebiete

Ski-Hochzeit endgültig abgeblasen?

Ist der Zusammenschluss der Skigebiete Sextner Dolomiten und Val Comelico ein für alle Mal vom Tisch? Ein Dekret aus Rom sorgt derzeit für Empörung im Belluno.
Sextner Dolomiten
Foto: Othmar Seehauser

Das Dekret, das im Belluno seit wenigen Tagen für Entrüstung sorgt, trägt die Nummer 1676/2019. Es trägt den Briefkopf des Ministero per i beni e le attività culturali e per il turismo. Mit dem am 5. Dezember erlassenen Dekret erklärt das Ministerium von Dario Franceschini die alpine Zone um Comelico-Cadore-D’Ansiei-Tal zu einem Gebiet “von außerordentlichem öffentlichen Interesse”. Die Regionalregierung von Venetien unter Luca Zaia hatte bereits im Mai dieses Jahres ein eindeutig negatives Gutachten zum Vorhaben des Ministeriums – damals noch unter der Führung des 5-Sterne-Ministers Alberto Bonisoli – abgegeben. Der Grund dafür betrifft auch Südtirol.

Denn in Zone, um die es in dem Dekret geht, soll das Skigebiet “Skiarea Val Comelico” ausgebaut – und mit dem benachbarten Skigebiet “Sextner Dolomiten” zusammengeschlossen werden. Betrieben werden beide Skigebiete inzwischen von der Drei Zinnen AG. Seit nunmehr acht Jahren wird an den Plänen für die Ski-Hochzeit gearbeitet. Im Pustertal, wo außerdem eine skitechnische Verbindung mit dem Osttiroler Skigebiet “Sillian/Thurntal” geplant ist, wäre man bereit.

Doch die Braut ziert sich. Genauer gesagt sind es die bürokratischen Mühlen, die in der Nachbarprovinz denkbar langsam mahlen. Eigentlich ist man sich einig, dass der Ausbau des Skigebiets zahlreiche Vorteile bringt, zumal die Gegend an der Grenze zum Pustertal von Abwanderung und Wirtschaftsflaute betroffen sind. “Durch den Zusammenschluss werden dem peripher gelegenen Comelico-Tal neue nachhaltige und harmonische Entwicklungsperspektiven eröffnet”, zeigt sich auch Landeshauptmann Arno Kompatscher überzeugt. 70 Prozent der 44 Millionen, die die Anbindung Pustertal-Comelico kosten würde, soll die öffentliche Hand übernehmen, 30 Prozent Private. Bereits 2017 waren 26 Millionen Euro aus dem Grenzgemeinden-Fonds genehmigt worden. “Mit dem Abschluss des bürokratischen Iters und der Arbeiten wird 2019-2020 gerechnet”, hieß es damals.

 

Doch ein Ende bzw. ein Beginn der Arbeiten ist weiter nicht absehbar. Voriges Jahr legte die Betreibergesellschaft Drei Zinnen AG eine Machbarkeitsstudie für den Ausbau des Skibetriebs auf Südtiroler Seite vor. Den lehnte die Landesregierung am 30. Oktober 2018 ab. Das war kein grundsätzliches Nein zum Zusammenschluss, präzisiert Landeshauptmann Kompatscher heute. “Denn es lag damals nur der Ausbau bis zur bellunesischen Grenze vor. Wir haben gesagt, so lange die Situation im Belluno nicht geklärt ist und kein ganzes Projekt vorliegt, macht es keinen Sinn, die Eingriffe zu genehmigen.” Über ein Jahr später scheint die Situation in der Nachbarprovinz nun weiter denn je davon entfernt, geklärt zu sein.

Denn das nun veröffentlichte Dekret aus dem Tourismusministeirum, das die Gegend um Comelico-Cadore-D’Ansiei-Tal zu einem “von außerordentlichem öffentlichen Interesse” erklärt, legt zugleich eine Reihe an Auflagen fest. Eingriffe in die Natur werden stark eingeschränkt und der Bau neuer Pisten, Aufstiegsanlagen sowie Berg- und Talstationen so gut wie unmöglich gemacht. Präsident Luca Zaia hat angekündigt, das Dekret anfechten zu wollen, “falls es nicht umgehend im Sinne des Territoriums, der betroffenen Bürgermeister und der venetischen Institutionen abgeändert wird”. Denn neben der wirtschaftlichen Bedeutung, die der skitechnische Zusammenschluss mit dem Pustertal für das Belluno hätte, “gibt die Region Veneto nach dem Sturm Vaia und im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 2026 bereits heute besser auf ihre Berge Acht denn je”, so Zaia.