Die aktuelle Ausgabe von Turris Babel gibt einen Überblick über den baulichen Bunker-Bestand in Südtirol. Viele interessante Facetten werden beleuchtet, die gleichermaßen für ArchitektenInnen, LandschaftsplanerInnen, IngenieureInnen, kulturinteressierte LeserInnen und vor allem auch die vielen neuen BesitzerInnen von Bunkeranlagen von Interesse sein können. Andererseits geht es auch darum, Betrachtungen für ein allgemeines Bewusstsein anzustellen, um das außergewöhnliche bauliche Phänomen als kulturgeschichtliches Produkt zu begreifen, das unzertrennlich mit der Geschichte unseres Landes verbunden ist und Südtirol mit zu dem macht, was es heute ist.

In den letzten zwanzig Jahren ist in Europa die Beschäftigung und Erforschung des modernen Festungsbaus bedeutend vorangeschritten. Mit Prof. Gennaro Postiglione konnte eine der führenden Figuren als Gast für diese Ausgabe gewonnen werden. In einem Interview berichtet er von Erfahrungen in seiner Arbeit und legt seine Perspektive auf die Bunkeranlagen im Allgemeinen und in Bezug auf Südtirol dar.

Dadurch soll an einen aktuellen europäischen Diskurs angeknüpft werden, die neue Perspektiven eröffnen und über die räumliche Nutzung von Einzelobjekten hinausgehen und Anregungen liefern: Über ein Kulturerbe nachzudenken, dessen Geschichtsschreibung noch nicht stattgefunden hat. Umso wichtiger erscheint die Verbreitung von Wissen und eine bewusste Auseinandersetzung mit einer Architektur, welche in der Diskretion der Tarnung enorme Teile der Landschaft prägt und von komplexen Strategien der Überwachung und Kriegsordnung erzählt. So können wir nicht zuletzt auch an einer zukünftigen Geschichtsschreibung mitschreiben.