Società | Obdachlos

“Viele bevorzugen die Straße”

Es gibt noch freie Plätze in den Kältenotfallzentren, beteuern die Zuständigen nach den Appellen der Freiwilligen, die sich in Bozen für Obdachlose engagieren.
Senzatetto
Foto: Salto.bz

Am Wochenende hatten Freiwillige in Bozen Alarm geschlagen. Erneut bzw. immer noch sind Menschen in Bozen auf der Straße. Bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Von 70 Menschen, die “unter Bozens Brücken immer noch auf ein warmes Bett und ein geheiztes Zimmer” warteten, berichtet Lissi Mair, die sich in der Landeshauptstadt für Obdachlose engagiert. Für viele seien die Zugangskriterien zu den Kältenotfallzentren seien zu streng, kritisiert sie. Mit Papadam Diop – der Senegalese kümmert sich ebenfalls um Menschen auf der Straße – lanciert ein weiterer Freiwilliger einen dramatischen Appell: “Helft uns, bevor das nicht wieder Gutzumachende geschieht.”

Die Antwort der Zuständigen erfolgt am Montag: Es gebe derzeit noch 13 freie Plätze in den Kältenotfallzentren in Bozen, heißt es nach einer Videokonferenz zwischen Soziallandesrätin Waltraud Deeg, Ressortdirektor Luca Critelli, Abteilungsdirektorin Michela Trentini, Bozens Sozialstadtrat Juri Andriollo, der Direktorin des Betriebes der Sozialdienste Bozen Liliana Di Fede und Luca Lamberti vom Verein Volontarius. Aktuell seien in den drei Einrichtungen in Bozen 95 Plätze in der Unterkunft “Comini”, und 30 bzw. 35 Plätze in den vorübergehenden Kältenotfallzentren in der Stadthalle bzw. im Ex-Alimarket belegt. Am 18. Jänner – und erst nach langem Tauziehen – werden weitere 120 Schlafplätze in der Messe Bozen zur Verfügung gestellt. Dann wird die Unterkunft in der Stadthalle wieder schließen.

“Wir sind mit den Menschen über unsere Dienste täglich in Kontakt und bieten ihnen aktiv Unterstützung an”, beteuert Stadtrat Juri Andriollo. “Streetworker, koordiniert vom Verein Volontarius, verteilen Decken und Mahlzeiten auf der Straße, machen Schnelltests und informieren obdach- und wohnungslose Menschen über die freien Plätze in den Notunterkünften. Viele von ihnen bevorzugen trotz Kälte den Schlafplatz im Freien – auch weil dieser vielfach als persönlicher Rückzugsort empfunden wird.”

Der Umgang mit bzw. die Verantwortlichkeit für Obdachlose im Winter ist seit Jahren ein strukturelles Problem. Land und Stadt sehen den jeweils anderen in der Verantwortung. Laut Landesrätin Deeg wird nun an einer “gemeinsam getragenen Strategie” gearbeitet, die in den nächsten Wochen an Form gewinnen soll.