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Licht aus?

Bleibt die Meraner Innenstadt an Weihnachten heuer im Dunkeln? Weil sich Gemeinde und Kaufleute zanken, könnte die Beleuchtung ausfallen.
Meran an Weihnachten
Foto: Südtirolfoto/Othmar Seehauser

“Oh du fröhliche, oh du finstere…” So könnte es für die heurige Weihnachtszeit in Meran heißen. Die unfrohe Botschaft kommt am Dienstag, Schlag Mittag, aus dem Meraner Rathaus: “Die traditionelle Weihnachtsbeleuchtung im Stadtzentrum droht in diesem Jahr auszufallen”. Und zwar wegen zahlungsunwilliger und unkooperativer Kaufleute in der Innenstadt. So zumindest stellen es Wirtschafts- und Tourismusstadträtin Gabi Strohmer und Bürgermeister Paul Rösch in der Mitteilung an die Medien dar. “Den Schwarzen Peter hält in der Hand, wer die Verantwortung hat, und das ist die Gemeinde”, kontert Walter Zorzi. Der Bezirksleiter des Handels- und Dienstleistungsverbands (hds) in Meran und Burggrafenamt weist die Anschuldigungen der Gemeinde scharf zurück: “Es ist nicht so, wie der Herr Bürgermeister sagt.”

 

Licht aus für Trittbrettfahrer

Im November 2016 war die Welt noch in Ordnung. Anfang des Monats hatte die Stadtverwaltung verkündet, ein Pilotprojekt starten zu wollen: eine einheitliche Weihnachtsbeleuchtung für das gesamte Stadtzentrum. Die Kosten dafür sollten zur Hälfte die Kaufleute der Innenstadt übernehmen, für die andere Hälfte wollte die Gemeinde aufkommen. Nicht nur beim hds atmete man damals auf. Seit der Verein Kaufleute Aktiv aufgelöst worden war, hatten die einzelnen Straßenzüge im Zentrum für mehrere Jahre die Weihnachtsbeleuchtung in Eigenregie organisiert. “In Sparkassenstraße, Lauben, Freiheitsstraße, Rennweg und Galileistraße gab es so genannte ‘Kümmerer’, die sich um die Beleuchtung kümmerten – freiwillig und ehrenamtlich”, erinnert sich hds-Bezirksleiter Walter Zorzi. Auch die Beteiligung an den Materialkosten, die die Kaufleute zur vollen Gänze übernahmen, war freiwillig. Die Gemeinde bezahlte die Spesen für die Montage und einen Teil des Stroms. Bis 2015 die Kaufleute die Schnauze voll hatten.

Längst nicht alle haben sich an den Kosten beteiligt – profitiert haben aber alle davon. Das hat für Verärgerung und schließlich die Entscheidung der Straßenzüge gesorgt, die Sache auf Eis zu legen.” Als hds habe man versucht, Druck auf die Gemeinde auszuüben, “aber die Kaufleute auffordern, weiterhin für die Beleuchtung zu zahlen, konnten wir nicht – nur ein Drittel der betroffenen Betriebe in der Innenstadt sind hds-Mitglieder”, gibt Zorzi zu bedenken.

 

So nicht?

2016 wurde dann das Pilotprojekt für eine einheitliche Beleuchtung im Stadtzentrum ins Leben gerufen. “Für die Kaufleute war es ein richtiger Schritt, dass die Gemeinde nun endlich die Hälfte der Gesamtkosten übernehmen wollte.” Die andere Hälfte, 23.000 Euro, wurde unter rund 250 Betrieben der Innenstadt aufgeteilt. “Sollte sich das Pilotprojekt als Erfolg erweisen, steht einer Ausdehnung auf andere Stadtteile nichts im Wege”, versprach Stadträtin Strohmer im November 2016. Und die einheitliche stimmige Weihnachtsbeleuchtung kam überall gut an, “alle waren sehr zufrieden”, bestätigt der hds-Bezirksleiter.

Dann plötzlich die Wende, als die Gemeinde den Kaufleuten mitteilte, das Pilotprojekt sei gescheitert und dass sie sich aus der Sache zurückziehen wolle. “Mit der Begründung, dass es bürokratisch zu kompliziert wäre und einige der 250 Kaufleute ihren Beitrag nicht bezahlt hätten”, berichtet Zorzi. Gegen eine Bezahlung im Voraus, wie von der Gemeinde für heuer gefordert, hätten sich die Kaufleute geweigert. Die Reaktion aus dem Rathaus ist in der Medienaussendung vom Dienstag Mittag zu lesen: “So kann eine Zusammenarbeit nicht funktionieren”, lässt sich Gabi Strohmer zitieren. Bürgermeister Rösch stimmt mit ein: “Wenn die Kaufleute im Zentrum kein Interesse an einem gemeinsamen Projekt haben, werden wir auch kein Steuergeld dafür ausgeben.” Die Gemeinde suche “händeringend nach einem verlässlichen Ansprechpartner auf Seiten der Kaufleute”.

 

Licht für alle – Spesen nur für wenige?

“Ich war ziemlich überrascht als ich die Zeilen gelesen habe”, schüttelt Walter Zorzi den Kopf. “Diese Art der Kommunikation ist nicht zielführend, eine Gemeinde sollte so etwas nicht tun – mit den Kaufleuten eine gesamte Kategorie als säumige Zahler darstellen. Das ist schade, zumal sich unter den 250 Betrieben, nicht nur Kaufleute, sondern auch Gastbetriebe und andere Unternehmen befinden.” Darüber hinaus könne die Gemeinde nicht von den Kaufleuten – “und auch nicht vom hds” – Vorschläge verlangen, die für die Allgemeinheit bestimmt seien, ist fest Zorzi überzeugt: “Die Weihnachtsbeleuchtung ist nicht, wie von der Gemeinde behauptet, hauptsächlich für die Kaufleute der Innenstadt, sondern gehört zum Stadt-Arredo und ist eigentlich Aufgabe der öffentlichen Hand. Es bräuchte eine Arbeitsgruppe, die Vorschläge der verschiedenen Interessengruppen einholt und dann ein Gesamtkonzept für die Weihnachtsbeleuchtung erstellt. Wenn die gesamte Stadt nach einer bestimmten Logik beleuchtet wird, hat das auch einen ganz anderen Wert.”

Die Initiative, soviel steht für den hds-Bezirksleiter fest, liegt ganz klar bei der Gemeinde. Man könne sich ein Beispiel an Bozen nehmen, wo die Causa Weihnachtsbeleuchtung inzwischen gänzlich die Gemeinde in die Hand genommen hat, oder an Brixen, wo sich Gemeinde und Stadtwerke gemeinsam darum kümmern. “Warum sollen genau in Meran sich die Kaufleute damit befassen müssen?”, fragt sich Zorzi. Noch im November 2016 hatte Stadträtin Strohmer selbst gesagt: “Die Weihnachtsbeleuchtung bringt einen Mehrwert für die gesamte Stadt. Daher ist es richtig, dass wir uns an der Finanzierung beteiligen.” Die Kehrtwende kann Walter Zorzi nicht nachvollziehen: “Frau Strohmer ist ja selbst in der Wirtschaft tätig und wir arbeiten im Grunde auch gut mit ihr zusammen.” Nichtsdestotrotz hofft er, mit der Gemeinde im Gespräch zu bleiben, um eine Lösung zu finden. Nur eines ist sicher: “Eher bleibt Meran heuer im Dunkeln als dass die Kaufleute und die einzelnen Straßenzüge die Weihnachtsbeleuchtung noch einmal übernehmen.”

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Sigmund Kripp Mar, 09/12/2017 - 20:16

Wunderbar! Eine winterlich dunkle und geheimnisvolle Stadt! Vielleicht an der einen oder anderen Ecke eine kleine Kerzenlaterne eines/er überengagierten Bürgers/Bürgerin, mein Gott - WIE gemütlich könnte unser Meran werden!
Und vielleicht etwas weniger von dieser überindustrialisierten, sogenannten "Weihnacht"!

Mar, 09/12/2017 - 20:16 Collegamento permanente