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Mädchen unzufriedener als Jungs

Was uns die Jugendstudie auch zeigt: Viele heranwachsende Südtirolerinnen bewerten ihren Körper eher schlecht und haben ein gestörtes Verhältnis zum Essen.
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Foto: upi

Kürzlich wurde die neue Südtiroler Jugendstudie veröffentlich. 1.814 Jugendliche aus dem ganzen Land im Alter von 12 bis 25 Jahren wurden zu Themen wie familiäres Umfeld, Kultur oder Freizeit befragt. Die Ergebnisse bilden eine wichtige Grundlage für die zukünftige Jugendarbeit und geben einen Einblick in die Lebenswelten und Bedürfnisse der jungen Südtiroler Bevölkerung. Die Daten wurden ausführlich von Seiten der Zuständigen dargelegt und interpretiert.
Ein Detailergebnis sollte dabei aber besonders zum Nachdenken anregen: die Erkenntnisse zum Punkt Selbstwahrnehmung junger Mädchen. Sie bestätigen nämlich, dass immer noch viele Mädchen darunter leiden auf ihren Körper reduziert zu werden und dadurch ein weniger positives Körperbild als gleichaltrige Jungs haben.

Die Ergebnisse der ASTAT Studie: „Während neun von zehn Jungen mit ihrem Körper ausreichend zufrieden und mehr als die Hälfte regelrecht begeistert sind (Note 8 oder höher), bewertet mehr als eines von vier Mädchen seinen Körper mit „nicht genügend“. 13,3 % der Mädchen würden sich einem schönheitschirurgischen Eingriff unterziehen, um das eigene Aussehen zu verbessern. Geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen auch hinsichtlich der Gründe für eine Diät: bei Mädchen überwiegen ästhetische Gründe. Die Mädchen greifen viel häufiger als die Jungen zu teilweise auch drastischen Maßnahmen, um abzunehmen. 23,7 % der Mädchen, aber nur 7,0 % der Jungen haben bereits eine Diät um Abzunehmen gemacht. 34,7 % der Mädchen haben beim Essen auf Kalorien geachtet und 14, 7 % haben gehungert, um das Gewicht zu halten. Der Umgang mit ihrer Ernährung ist für viele junge Frauen häufig wenig entspannt: fast jedes zweite Mädchen (45,1%) reagiert auf negative Emotionen mit Essen oder Verweigerung von Nahrungsmitteln. 16,7 % der Mädchen schämen sich fürs Essen und haben Gewissensbisse.“

Die Daten aus Südtirol decken sich mit anderen Erhebungen, so fand eine britische Umfrage kürzlich heraus, dass schon im Alter von sieben Jahren rund ein Fünftel der Mädchen abnehmen wollen und ein Viertel verspürt „perfekt sein zu müssen“. 47 Prozent der Befragten 11- bis 21-jährigen Mädchen glaubten, dass ihnen ihr Aussehen Chancen verbauen könnte. Außerdem sagten 95 Prozent, dass die Werbeindustrie mehr positive und verschiedene Darstellungen von Mädchen und Frauen zeigen sollte.

Mehr als notwendig ist demnach die aktuelle südtirolweite Initiative des Landesbeirats für Chancengleichheit in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle für Essstörungen INFES, welche schon lange auf diese Problematik hinweist. Die Kampagne „Liebe dich so wie du bist“ setzt mit Bildern auf denen sich Frauen selbst umarmen ein Zeichen gegen die stereotypischen Darstellungen von Schönheitsidealen und Rollenbildern, die jungen Frauen tagtäglich in Zeitungen oder der Werbung begegnen. „Es kann nicht sein, dass ein Viertel der Mädchen in Europa nicht ins Schwimmbad geht, weil es sich für seinen eigenen Körper schämt“, erklärte Landesrätin Martha Stocker bei der Vorstellung der Initiative. Seit dem 9. Oktober befinden sich Plakate an insgesamt 110 Haltestellen im ganzen Land und an zahlreiche Bussen. Über die Homepage www.loveyourself.bz kann man zudem digitale Postkarten mit der positiven Message verschicken. Die Aktion wurde 2014 vom Wiener Therapiezentrum für Essstörungen „intakt“ erstmals gestartet.

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gorgias Mar, 10/17/2017 - 12:23

Jungs können gleich schwer die Körperideale aus den Medien erfüllen. Warum haben diese weniger Probleme?

Und nach der Gitschenapp und dieser Kampagne frage ich mich ob man sich mal den Problemen der Jungen auch mal widmet. Oder haben die keine geschlechtsspezifischen Probleme?

Mar, 10/17/2017 - 12:23 Collegamento permanente