Politica | Arbeitsmarkt

Aktiv den Würgegriff lockern

Team K fordert eine aktive Arbeitsmarktpolitik. Die konkreten Vorschläge: Arbeitsvermittlung und Umschulung stärken. Der zuständige Landesrat äußert sich kommende Woche.
Arbeit
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Der Südtiroler Arbeitsmarkt sei “im Würgegriff der Corona-Pandemie”. Mit dieser dramatischen Ansage gingen der Direktor der Landesabteilung Arbeit Stefan Luther und Arbeitslandesrat Philipp Achammer vor einem Monat vor die Presse. Und wenn bereits die aktuellen Zahlen allen Grund zur Sorge geben – laut Luther gibt es in Südtirol aktuell 30.000 gemeldete Arbeitslose, allein im Dezember sind 16.000 Arbeitsplätze im Vergleich zum Dezember 2019 weggefallen, die Anzahl der Arbeitsverträge von Mai bis Oktober 2020 real um 6 Prozent gesunken –, so werden die tatsächlichen Auswirkungen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt erst in einigen Wochen sichtbar werden. Denn noch federn Maßnahmen wie Kündigungsschutz und Lohnausgleich viele Arbeitnehmer ab und “schönen die Zahlen”, wie Achammer unmissverständlich zugibt. “Zweifelsohne werden die Arbeitslosenzahlen Ende März weiter ansteigen, denn dann läuft der Kündigungsschutz aus”, befürchtet auch Maria Elisabeth Rieder. Die Landtagsabgeordnete des Team K ruft gemeinsam mit ihrer Partei die Verantwortlichen zum Handeln auf, um den Würgegriff zu lockern. Aktive Arbeitsmarktpolitik anstatt rein passiven Stützungsmaßnahmen – so die Forderung: “Es muss umgehend ein Maßnahmenplan zur aktiven Arbeitsmarktpolitik erarbeitet werden, um die Vollbeschäftigung zu erhalten und Veränderungen am Arbeitsmarkt zu bewältigen.”

Konkret sei es, unter anderem, nötig, die Arbeitsvermittlungszentren zu stärken, durch mehr Personal und mehr Kompetenzen. “Laut Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt verfügt Südtirol nur über sechs Arbeitsvermittlungszentren. Im Trentino gibt es zwölf und in Tirol immerhin acht. In Südtirol gibt es 23 Angestellte, die mit Vermittlungsaufgaben betraut sind, im Trentino 47, in Tirol sogar 109”, zeigt Rieder auf. Sie verweist auf das “Strategiedokument Aktive Arbeitsmarktpolitik 2020-2024”, das die Landesregierung am 3. November genehmigt hat. Darin wird die “Modernisierung und Stärkung der ordentlichen und der gezielten Arbeitsvermittlung” bereits als Dreh- und Angelpunkt der von Corona bedingten Arbeitsmarktpolitik genannt, für die “zum Teil umfangreiche Reorganisations- und Digitalisierungsprozesse der Landesabteilung notwendig” seien.

Außerdem schlägt Rieder vor, das Umschulungs-Angebot auszubauen. “In Südtirol gibt es wenig Möglichkeiten, im Laufe eines Lebens komplett den Beruf zu wechseln, Umschulungen oder Branchenwechsel sind schwierig”, stellt die Team-K-Abgeordnete fest. Das Angebot an nebenberuflichen Umschulungen sei klein und beziehe sich zum Teil nur auf Umschulungen, die aufgrund von Berufsunfähigkeit oder für Bezieher von Arbeitslosengeld notwendig seien.

 

Nicht zuletzt dürfen die großen Herausforderungen der Arbeitsmarktpolitik außer Acht gelassen werden, die auch unabhängig von Corona zu bewältigen sind: Digitalisierung und Fachkräftemangel. Dazu Rieder: “Viele Berufsbilder werden aufgrund fortschreitender Automatisierung verschwinden. Neue Berufsbilder werden in den nächsten Jahren entstehen. In Europa schätzt man neue Arbeitsplätze im digitalen Bereich auf über 11 Millionen seit dem Jahr 2000.”

Für Team K steht fest: Gut ausgebildete Südtiroler hierzulande, im Ausland sowie ausländische Fachkräfte müssen motiviert werden, in Südtirol zu leben und zu arbeiten. Auch das sei Teil einer aktiven Arbeitsmarktpolitik, die auch aus Sicht der Wirtschaft dringend nötig sei, “um die Betriebe mit dringend benötigten Personal versorgen zu können”, meint Parteichef Paul Köllensperger. “Dazu braucht es aber auch das Umfeld: Damit wir in Zukunft Fachkräfte für den Südtiroler Arbeitsmarkt gewinnen können, ist eine entsprechende Wohnpolitik notwendig. Bei den heutigen Wohnkosten sind wir einfach unattraktiv.”


Beim Arbeitslandesrat rennen Rieder und Team K jedenfalls offene Türen ein. Für kommenden Montag, 18. Jänner, ist eine Pressekonferenz angesetzt, bei der Philipp Achammer gemeinsam mit Abteilungsdirektor Luther “die Strategien und die geplanten Maßnahmen einer aktiven Arbeitsmarktpolitik” präsentieren will – basierend auf dem “Strategiedokument Aktive Arbeitsmarktpolitik 2020-24”.