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„Ich freu mich einfach nur“

Der Schriftstellerin Sabine Gruber wird am 5. Dezember der "Preis der Stadt Wien 2019 für Literatur" überreicht. Ein kurzes, sommerliches Vorgespräch. Auch über Wien.
Sabine Gruber
Foto: Karlheinz Ströhle

salto.bz: Was bedeutet es für Sie den „Preis der Stadt Wien 2019 für Literatur“ zu erhalten? Die Stadt ist ja sozusagen ihre Heimatstadt…

Sabine Gruber: Der „Preis der Stadt Wien 2019 für Literatur“ kommt völlig überraschend. Ich freu mich einfach nur.

Eine Stadt hat für mich dann eine hohe Lebensqualität, wenn sie es versteht, sich um die Schwächsten zu kümmern. Wien gelingt das weitestgehend.

Nach welchen Kriterien wird dieser Preis vergeben?

Es gibt eine unabhängige Jury. Am Telefon wurden mir die Namen der Juroren und Jurorinnen vorgelesen, ich kann sie leider nicht wiedergeben, weil ich niemanden persönlich kenne. Jemand aus dem Stifterhaus/Literaturhaus in Linz war auch darunter – ich habe aber in der Aufregung vergessen, wer das war.

Sie erhalten den Preis für ihr bisheriges Lebenswerk. Wenn Sie selbst auf ihr bisheriges Lebenswerk zurückblicken, auf was sind Sie besonders stolz?

Ich versuche kontinuierlich zu arbeiten, was mir nach dem Tod meines Lebensgefährten Karl-Heinz Ströhle längere Zeit nicht möglich war. Aber jetzt sitze ich wieder an was Neuem. „Stolz sein“ hieße ja, eine Hochachtung sich selbst gegenüber zu haben, ich bin aber nach wie vor voller Zweifel mein Schreiben betreffend – ich glaube, daß das eine wichtige Voraussetzung für künstlerische Arbeit ist. Aber vielleicht könnte man es einfach so formulieren: Ich freue mich, daß meine Arbeit, die nicht unter den einfachsten Bedingungen entstanden ist, gewürdigt wird.


Wieviel Wien steckt in Ihrer Literatur?

In fast allen Romanen kommt Wien vor. Ich liebe diese Stadt, ich habe sie schon geliebt, als ich sie noch gar nicht persönlich sondern nur literarisch besucht hatte. Mit 16 war einer meiner Lieblingsautoren Arthur Schnitzler. Zufällig wohne ich inzwischen seit fast 25 Jahren in der Nähe seines Geburtshauses.

Wien zählt zu den lebenswertesten Städten der Welt. Welcher Örtlichkeit der Stadt würden Sie einen Preis verleihen?

Das ist eine schwierige Frage, weil es in Wien viele Örtlichkeiten gibt, die mit einem Preis zu würdigen wären. Das St.Anna-Kinderspital? Die VinziRast, die Notschlafstelle für Obdachlose? Eine Einrichtung, die sich um Jugendliche kümmert, die aus Krisengebieten allein nach Österreich gekommen sind?
Eine Stadt hat für mich dann eine hohe Lebensqualität, wenn sie es versteht, sich um die Schwächsten zu kümmern. Wien gelingt das weitestgehend.