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literatur ist schöne kunst

Vor 40 Jahren wurde die Südtiroler Autorenvereinigung gegründet. Wie alles anfing und wie demnächst die Jubiläums-Lesereihe begangen wird. Eine Ankündigung als Rückblick.
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Foto: Sturzflüge

Vor 40 Jahren beschlossen einige lokale Literaturbegeisterte die Südtiroler Autorenvereinigung  (SAV) zu gründen – am 30. November 1980. Mit am Start waren die Autoren Joseph Zoderer, Luis Stefan Stecher, Sepp Mall, Heinrich Zoderer, Konrad Rabensteiner, Oswald Waldner, Hans Schwärzer, Siegfried de Rachewiltz, Klaus Menapace, Georg Engl, Kurt Lanthaler und Gerhard Mumelter. Zum ersten Vorsitzenden des Vereins wurde Gerhard Mumelter gewählt.

nachsatz: jeder orgasmus ist ein literarischer.

Von Beginn an war es dem Literaturverein ein Anliegen, sich für die Belange der Autorinnen und Autoren einzusetzen und die Interessen der Mitglieder „in gesellschaftlicher, gewerkschaftlicher, kultureller und sozialer Hinsicht wahrzunehmen“. Bereits im Januar 1981 verfassten einige SAV-Mitstreiter ein kühnes Manifest, das die literarische Stimmungslage der 1980er Jahre amüsant einfängt.


Die Südtiroler Jungautoren stellten in diesen Jahren mit Bedauern fest, dass innerhalb der lokalen Kultulandschaft der Literatur noch nie der Platz „innerhalb der gesellschaftlichen und demokratischen Meinungsäußerung und Meinungsbildung zuerkannt worden ist, der ihr in anderen Ländern zusteht.“ So wurden der Südtiroler Landesregierung, kurz nach dem inoffiziellen Manifest, einige offizielle Vorschläge unterbreitet, damit sich auch in Südtirol eine qualitative Literatur entwickeln könne:

  • Großzügigere und breitere Förderung von Literatur-Vereinen, Autorengruppen, von literarischen Talenten, Publikationen und Theatergruppen
  • Regelmäßige Ausschreibung von literarischen Wettbewerben
  • Bereitstellung der finanziellen Mittel, um Lesungen, Literaturseminare und Literatursymposien abhalten zu können
  • Bezahlung der Unkosten wenn Autoren mit ausländischen Autoren-Vereinigungen zusammentreffen und bei Kongressen teilnehmen 
  • Vergabe von Arbeitsstipendien für Südtiroler Autoren

Ab 1982 entstand mit der Zeitschrift Sturzflüge eine wichtige Publikationsmöglichkeit für die jungen Literaten und Literatinnen im Land. Federführende Kräfte waren Georg Engl, Dominikus Andergassen, Paolo Carnevale, David Casagranda, Kurt Lanthaler, Renate Mumelter und Hansjörg Waldner. „Getroffen hat man sich meistens im Büro von Grafic-Line in der Bozner Dante-Straße“ erinnert sich der erste Chefredakteur Gerhard Mumelter, es war eine für Südtirol wirklich große Leistung. Die Zeitschrift war an jedem Kiosk des Landes erhältlich.“


In der ersten Ausgabe aus dem Jahr 1982 begründete die Redaktion ihre Entscheidung, aufgrund der verbesserten Südtiroler Medienlandschaft mit der Veröffentlichung der Sturzflüge zu beginnen, um darin aktuelle Themen des kulturellen Lebens Südtirols abzuhandeln. 
War die SAV, der Literaturbetrieb generell, zu Beginn der 1980er Jahre vor allem männlich geprägt, kamen im Lauf der Jahre immer mehr Schriftstellerinnen zum Verein und in die Zeitschrift. Zudem wurde die SAV Schritt für Schritt zweisprachig, ab 1994 dreisprachig. Heute ist sie vielsprachig.

 

Nach dem Tod des langjährigen SAV-Vorsitzenden Peter Oberdörfer im Jahr 2017 (er löste einst Elmar Locher als SAV-Präsident ab), änderte die SAV ihren Namen und das Kürzel in SAAV - Südtiroler Autorinnen- und Autorenvereinigung. Den Vorsitz nach Oberdörfer übernahm bereits 2016 Maxi Obexer.

Zum 40. Gründungsjahr der Vereinigung war ursprünglich ein größeres Fest angedacht, welches allerdings wegen Covid-19 nicht stattfinden kann. Stattdessen werden 5 kleinere literarische Veranstaltungsabende (inkl. Weinverkostung) in Klausen angeboten – gerade in jener Stadt, die es  (1.) zu einem literarischen Romantitel ("Klausen" von Andreas Maier) geschafft hat, die (2.) ziemlich genau im Zentrum Südtirols verortet ist, und wo (3.) ein Großteil des SAAV-Archivs aufbewahrt wird.


Am Samstag 22. August wird Josef Oberhollenzer am Paterhügel (17 Uhr) aus seinem 2018 erschienenen Roman Sültzrather lesen. Oberhollenzers Hauptprotagonist kommt aus Aibeln – einem Dorf oberhalb von Klausen, zwischen Latzfons, Verdings und Garn. Er schreibt nach einem Sturz und der folgenden Querschnittslähmung seine Erinnerungen auf – und vernichtet sie wieder. Moderiert wird der Abend von der langjährigen Geschäftsleiterin der SAV Nina Schröder
Stefano Zangrando und Enrico De Zordo lesen am 27. August im Hotel Post (20 Uhr) aus ihren Büchern. Was ist zu erwarten? In Fratello Minore. Sorte, amori e pagine di Peter B. folgt Zangrando den Spuren eines Rebellen zwischen zwei deutschen Staaten und in Divertimenti tristi. Racconti zeigt De Zordo ein Paradoxon auf, dessen Dynamik nur die Literatur zu erfassen vermag. Die Moderation übernimmt Nadia Rungger.
Zu dem von Rut Bernardi moderierten deutsch-ladinischen Lyrikabend wird am 10. September in die Stadtbibliothek Klausen geladen. Katja Renzler und Teresa Palfrader werden zerbrechliche Gewissheiten und vielschichtige Stimmungen zu Lyrik formen und die innere Zerrissenheit zwischen Idyll und Alltag aufspüren.
Roberta Dapunt wird am 17. September (20 Uhr) im Walthersaal Klausen zu Gast sein. Im Zentrum steht die Übersetzbarkeit oder Unübersetzbarkeit von Gedichten. Am Beispiel ihres Lyrikbandes Sincope diskutieren mit der Schriftstellerin: die Übersetzerin Alma Vallazza und der Übersetzer Werner Menapace.
Am Donnerstag 24. September (20.30 Uhr) wird als Abschlussveranstaltung der SAAV-Jubiläumsreihe ein Poetry Slam (mit Musik von DJ Veloziped) im Club Nachtigall stattfinden. Bei dem von Lene Morgenstern moderierten Abend wird unter anderem Gastpoet Wolfgang Nöckler auftreten. Und wer noch?
Zum Wettkampf kann sich jede/r via Email ([email protected]) anmelden. Gleichzeitig funktioniert dieser Slam-Abend als Vorrunde zur Landesmeisterschaft im Poetry Slam. Ob sich dazu auch Autoren oder Autorinnen aus den frühen Jahren der SAV, nunmehr SAAV, anmelden? Ein (literarischer) Spaß wär es allemal!