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Touristische Zwischenbilanz

Neue Umfrage bezeugt geringere Bettenauslastung und Umsätze für die Gastbetriebe in Südtirol. Auch Zahl der angestellten Arbeitskräfte und der Stammgäste rückläufig.
Tourismus
Foto: Othmar Seehauser

Wie lief die Covid-19-Sommersaison bisher? Dies versuchte eine kürzlich durchgeführte Onlineumfrage von Eurac Research in Kooperation mit dem Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) in Erfahrung zu bringen. Die Ergebnisse der letztwöchig durchgeführten, nicht-repräsentativen Befragung von insgesamt 659 Mitgliederunternehmen, wurden am Donnerstag von HGV-Präsident Manfred Pinzger und den Forschern des Eurac Center for Advanced Studies, Anna Scuttari und Andreas Dibiasi sowie dem Landtagsabgeordneten Helmut Tauber vorgestellt.

„Die Auswirkungen der Krise sind auch jetzt, in der Hochsaison, noch zu spüren. Der Neustart war sehr zaghaft“, meint Pinzger im Hinblick auf die Ergebnisse. Der Neustart des Tourismus sei zwar längst wieder angelaufen, der Großteil der Betriebe, über 90%, habe wieder geöffnet. Die Bruttobettenauslastung, der Umsatz sowie die Mitarbeiterbeschäftigung fallen laut Ergebnissen der Umfrage jedoch wesentlich geringer aus, als im selben Zeitraum des Vorjahres.

 

Im Monat Juli lag die durchschnittliche Bettenauslastung um 27 Prozent unter jener des Vorjahresmonats. Kleinere Betriebe der Ein- bis Zwei-Sterne-Kategorien waren dabei am stärksten betroffen. Für August konnte eine leichte Erholung ausgemacht werden. Selbiges Bild zeigt sich für die Umsätze der Monate Juli und August. Im Juli erzielten die Betriebe ein Drittel weniger Umsatz im Vergleich zum Vorjahresniveau, für August blieb - trotz gradueller Steigerung - immer noch ein Minus von 25%.  

Interessant ist hierbei ein Blick auf Ergebnisse der Umsatzzahlen nach Bezirken. Betriebe in Meran/Vinschgau sowie Bozen/Unterland haben deutlich größere Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, als Betriebe im Bezirk Pustertal/Gadertal.

Manfred Pinzger beteuerte, wie wichtig der „Tourismus als Jobmotor und größter privater Arbeitgeber“, mit über 38.000 direkt Beschäftigten für Südtirol sei. Umso besorgter gab man sich aufgrund der gegenüber 2019 ebenfalls sinkenden Beschäftigungszahlen (-13%), auch wenn der Anteil einheimischen Personals an der gesamten Belegschaft leicht angestiegen ist.

 

Ebenfalls gesunken ist der Anteil der Stammgäste, um ganze elf Prozent auf insgesamt 41%. Auch hier zeigt sich eine Disparität zwischen großen und kleinen Betrieben, wie Anna Scuttari darlegt: „Trotz intensiver Bemühungen konnten lediglich Fünf-Sterne-Betriebe den Anteil der Stammgäste im Vergleich zum August 2019 erhöhen.“

Die Ergebnisse der Umfrage ließen auch auf große Resilienz seitens der Gastbetriebe schließen, die sich stärker dem Marketing - vor allem im Hinblick auf die Stammgäste - und der Anpassung betriebsinterner Prozesse und Abläufe widmeten. Auch das Verhalten der Gäste selbst wurde im Zuge der Umfrage ermittelt, die vermehrt mit eigenem Auto anreisen und Aktivitäten im Freien bevorzugten. Nicht wesentlich geändert hat sich hingegen die Beziehung zwischen Gastgebern und Gästen. „Während die Gäste mehr auf Hygiene achten und die erforderlichen Abstände einhalten, verlangen sie nur selten einen Gesundheitsnachweis der Gastgeber“, unterstreicht Anna Scuttari.

Angesichts der präsentierten Ergebnisse, so Pinzger, seien auch die Forderungen seitens der Touristiker angemessen. Die Landesregierung habe bereits ein weiteres Hilfspaket angekündigt, von dem man überzeugt sei, dass es „zur Stützung des Sektors notwendig ist, der auch eine Breitenwirkung für andere Wirtschaftsbereiche hat.“

Wir sind überzeugt, dass wir keine übertriebenen Forderungen an die Politik stellen zur Stützung des Sektors Tourismuswirtschaft und wir erachten es als legitim, wenn der tragende Sektor dieses Landes auch entsprechend direkte und indirekte Unterstützung erfährt. Manfred Pinzger 

 

Als große Herausforderung sieht Präsident Pinzger nun die Herbst- und Wintersaison. Präventions- und Sicherheitsmaßnahmen müssten umso klarer im Vordergrund stehen. „Wir werden gemeinsam mit allen touristischen Partnern dazu ein entsprechendes Konzept entwickeln“, kündigt Pinzger an. Am Donnerstag hatte die Landesrergierung bereits beschlossen, die Maskenpflicht für Personal von Tourismus- und Handelsbetrieben zu verschärfen. Helmut Tauber forderte zudem, die „Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel noch sicherer zu gestalten“ und verwies ebenfalls auf die Einhaltung der Sicherheitsregeln. Als Touristiker trage man „in jedem Fall eine wichtige Gesamtverantwortung für die Branche und das Land.“