Economia | Konsum

Urig und modern

Die Schlösslmühle in Bozen gibt es seit über 400 Jahren und sie erfreut sich großer Beliebtheit. Nach und nach soll auch der Umstieg auf Zero-Waste erfolgen.
Mühle Silbernagl_Geschäft
Foto: Mühle Silbernagl

Am Eingang des Sarntales, knappe zwei Kilometer von Bozen entfernt, steht die Schlösslmühle. Alt und urig, aber immer noch in Betrieb. 1599 wird die Mühle erstmals in den Urkunden erwähnt. Sie war damals die oberste der insgesamt 17 am Mühlbach gelegenen Mühlen in Bozen und sie ist die einzige, die heute noch in Betrieb ist. Bis ins 17. Jahrhundert hatte die Schlösslmühle verschiedene Besitzer. Im Jahr 1815 erwarb sie die Familie Silbernagl. Seit 2018 führt Klaus Silbernagl die Mühle und das dazugehörende Detailgeschäft in sechster Generation. Unterstützt wird er dabei von seiner Frau Ilse und seinem Sohn Stefan, der das Handwerk von seinem Vater lernt. 

Klaus Silbernagl ist ein vielbeschäftigter Mann. Im September ist Hochsaison in der Mühle, der Großteil des Getreides wird verarbeitet, es gibt viel zu tun. „Mein Großvater hat in der Zwischenkriegszeit begonnen, ein paar Sachen zu handeln“, erzählt Klaus Silbernagl. Mittlerweile ist das Geschäft ein fixer Bestandteil und die Haupteinnahmequelle der Mühle. 

In großen Säcken reihen sich die verschiedensten Mehle aneinander: Klassiker wie Weizen, Dinkel, Roggen, aber auch Einkorn, Emmer und Buchweizenmehl, das sich besonderer Beliebtheit erfreut: Feines, mittleres, grobes und auch dunkles Buchweizenmehl – das alles wird in der Mühle verarbeitet und verkauft. „Die Nachfrage nach Buchweizenmehl ist in Südtirol unglaublich groß“, so Silbernagl. Es folgen Haferflocken, Basmatireis, Vollkornreis und Polenta ebenso wie Sesam, Bohnen, Erbsen und Linsen. Mittlerweile hat Familie Silbernagl ihr Sortiment auch auf die verschiedensten Nüsse und allerlei Samen ausgeweitet: Quinoa, Chia und Hanf. Im Regal neben der Theke stehen Teekräuter, in Gläsern abgefüllt.

Dass der Laden fast ein Zero-Waste-Geschäft ist, geschah eher zufällig: „Als mein Großvater den Laden eröffnet hat, hat er einfach die Säcke, die in der Mühle abgefüllt wurden, ins Geschäft gestellt. Damals war das überhaupt nicht als Konzept des verpackungsfreien Einkaufes gedacht. Mein Vater Josef und ich haben diese Tradition dann fortgeführt und mittlerweile hat dieses Konzept einen ganz neuen Stellenwert gefunden, worüber wir uns sehr freuen", erzählt Silbernagl. 

Die Produkte stammen überwiegend aus Südtirol oder der Nachbarregion Trentino. „Wir wollen die Kleinbetriebe und die Bauern unterstützen“, so Silbernagl.

 

Der Kundenstock hat sich ausgeweitet. Früher waren es Bauern, die das Geschäft aufsuchten, heute kommen die Produkte auch privaten Haushalten zugute.  Das Konzept mit den offenen Säcken kommt sehr gut an. „Wir finden es toll, wenn die Kunden ihre eigenen Behälter ins Geschäft mitbringen und wir diese befüllen dürfen“, so Silbernagl.

Wir finden es toll, wenn die Kunden ihre eigenen Behälter ins Geschäft mitbringen und wir diese befüllen dürfen.

Im Laufe der Jahre hat sich Vieles in der Mühle verändert, auch sie musste mit der Zeit gehen. In den 1950er Jahren ging der Wasserpegel zurück und es konnte nur mehr zeitweise mit Wasserkraft gearbeitet werden. Viele Bozner Mühlen wurden deshalb nicht mehr betrieben, die Schlösslmühle jedoch blieb bestehen. 1961 wurde auf Elektromotoren umgestellt und Familie Silbernagl begann, mit Futtermittel zu handeln, was zu einem festen Bestandteil der Verkaufspalette wurde. Mit der Zeit änderte sich aber auch das. „Die Bauern heutzutage kaufen vor allem über Großhändler ein, da sie größere Menge an Futtermitteln benötigen“, so Klaus Silbernagl. "Zu uns kommen überwiegend Bauern mit einem sehr geringen Viehbestand, beziehungsweise Privatpersonen mit Haustieren, die nur wenig Futtermittel brauchen".

 

Ein vollkommener Zero-Waste-Laden ist die Schlösslmühle allerdings noch nicht. Einige Produkte sind noch in Plastik verpackt, doch es werden immer weniger. „Wir versuchen ständig, unser Sortiment auszuweiten und nach und nach ganz auf Verpackungen zu verzichten“, sagt Silbernagl. Goji-Beeren, Sultaninen, Haselnüsse und Mandeln–- früher waren diese Produkte allesamt noch verpackt, mittlerweile stehen auch sie im Geschäft in großen Säcken bereit. Als nächstes Produkt sollen auch Nudeln aus dem Trentino verpackungsfrei zum Verkauf angeboten werden. 

Obwohl das Zero-Waste-Konzept durchaus nicht neu ist, findet Klaus Silbernagl, dass die Kunden immer noch nicht ausreichend dafür sensibilisiert seien. „Selbstverständlich ist es auch immer mit einer bestimmten Art von Organisation und Aufwand verbunden, wenn man seine Behälter von Zuhause mitbringen muss. Manche vergessen es auch immer wieder." Sollte es mehr Geschäfte nach diesem Konzept geben? „Unbedingt“, betont Silbernagl. „Dadurch wird einfach eine riesengroße Menge an Müll eingespart und in umweltkritischen Zeiten wie diesen ist das sehr wichtig.“