Cultura | PISA 2015 Bericht

Bericht zu PISA 2015 veröffentlicht

Der Bericht zu PISA 2015 wurde nun veröffentlicht. Eine Arbeitsgruppe bestehend aus Laien und Experten hat ein lesenswertes Werk mit interessanten Informationen verfasst.
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Der Pisa 2015 –Bericht ist nun endlich fertiggestellt und wurde den Schulen zugestellt. Diesmal erhielten auch die Direktorinnen und Direktoren der Mittel- und Grundschulen den Bericht, sind es ja gerade deren Schulen, die für einen Teil der Schülerleistungen in der Oberschule zuständig sind. Der Bericht ist 108 Seiten stark und tritt echt dreisprachig auf - deutsch, italienisch und ladinisch - , mit einem ladinischen Teil, der nicht nur Grußworte enthält, sondern auch inhaltliche Aussagen anführt.

Deutlich verbesserte Qualität

Der neue Bericht zeichnet sich durch eine im Vergleich zum Bericht über PISA 2012 deutlich verbesserte Qualität aus. 2012 ist der Bericht insbesondere in dem in deutscher Sprache geschriebenen Teil sehr oberflächlich und in wesentlichen Teilen auch mit groben inhaltlichen Fehlern verfasst worden. Es hat damals an den gerade neu aufgestellten Evaluationsstellen ganz offensichtlich noch an den technischen Fähigkeiten und an Erfahrung im Aufbereiten wissenschaftlicher Literatur gefehlt. Außerdem waren an der Redaktion des Berichts 2012 eine Reihe von Laien beteiligt, denen die PISA – Studie nicht bekannt war und die damit nichts zu tun hatten. Diese Mängel treten in der neuen Ausgabe kaum mehr auf, das Layout ist handwerklich  gut gemacht, gutes Bildmaterial wechselt mit ansprechend gegliederten Texten ab, die Berechnungen wurden von der gesamtstaatlichen Evaluationsstelle INValSI in Rom bereitgestellt und halten demnach erwartungsgemäß auch strengen Überprüfungen stand. Besonders gut gelungen ist der Teil, der sich mit den Leistungen der Südtiroler Schüler/innen in Mathematik befasst.

Gute Leistungen der Südtiroler Schülerinnen und Schüler

Der Hauptbereich waren diesmal die Naturwissenschaften. Es tritt hervor, dass die Leistungen der deutschsprachigen Schule in Südtirol vor allem in Mathematik aber auch in den Naturwissenschaften gegenüber anderen Regionen Italiens sehr gut sind und auch im internationalen Vergleich bestehen können.  Auch die italienische Sprachgruppe hat aufgeholt. Wesentliche Resultate sind bereits Anfang  Dezember 2016 vorgestellt worden. Ausführlichere Ergebnisse mit Details auch für die drei Sprachgruppen in Südtirol wurden im Laufe des Frühjahrs von unabhängigen Forschern (www.schulevaluation.it) bekanntgegeben. Im vorliegenden Bericht wird angeblich erstmals auf die sogenannte financial literacy, das Wissen der Schüler/innen um den Umgang mit Geld, recht ausführlich eingegangen. Diese Kenntnisse wurden in Wirklichkeit bereits 2012 untersucht und auch in der Presse veröffentlicht, von der neuen Evaluationsstelle damals aber nicht wahrgenommen. Die Ergebnisse von 2012 in diesem Bereich werden demnächst den Schulen mitgeteilt.

Das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler fehlt

Die internationalen Auswertungen gehen ebenso wie der Bericht Deutschlands auf das Wohlbefinden der Schüler/innen ein. Wie man bereits 2012 für die Mathematik festgestellt hatte, hängen die Leistungen in diesem Fach eng mit den Sorgen und Ängsten der Schüler/innen zusammen. Da es zwischen der italienischen Sprachgruppe einerseits und der deutschen bzw. ladinischen andererseits auffallende Unterschiede gibt, wäre es interessant gewesen, davon zumindest im Bericht PISA 2015 zu lesen. Dieser Aspekt fehlt leider völlig. Interessant wäre es auch gewesen zu untersuchen, welche Auswirkungen auf die Schülerleistungen das Zusammenwürfeln der Oberschulen zu Schulkonglomeraten und die Vermischung von Landesschulen mit Schulen staatlichen Charakters gehabt haben. Das statistische Material dazu wäre vorhanden gewesen, aber vielleicht sind die Evaluationsstellen nicht unabhängig genug, um solche Untersuchungen vorzunehmen.

Aufbereitung einiger PISA - Aufgaben

Positiv hervorzuheben ist die Tatsache, dass in dem vorliegenden Bericht auch einige Aufgaben vorgestellt wurden. Das ermöglicht den PISA-Laien einen kleinen Einblick über die Art der Herausforderung an die Schüler/innen, wenn sie einen solchen Test bewältigen. Vielleicht könnte man in nachfolgenden Aufbereitungen auch auf die unterschiedlichen Herangehensweisen und Lösungskulturen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich zwischen den Sprachgruppen eingehen, zumal gerade beim PISA-Test  in unserem Lande Schüler/innen  aus unterschiedlichen Kulturen gleiche Aufgaben lösen müssen. Die Stichprobe ist sehr repräsentativ für unser Schulsystem und das Datenmaterial von hervorragender Qualität. Das ist darauf zurückzuführen, dass an den Schulen mit großer Sorgfalt an die Durchführung des Tests herangegangen wird. Dem gegenüber steht die stiefmütterliche  Behandlung, die die mit der Durchführung des Tests betrauten Lehrpersonen von Seiten des Landes erfahren müssen. Das vom Rom auch für die deutschen Schulen in Südtirol für die Durchführung der PISA-Studie bereitgestellte Geld wird vom Land abkassiert und den Lehrpersonen nur mehr ein kleiner Teil davon ausbezahlt.

Der Bericht ist am 20. September den Direktoren der deutschen Schulen und  am 5. Oktober der italienischen Sprachgruppe vorgestellt worden. Er kann auf den Webseiten der Evaluationsstellen eingesehen werden.