Società | Volontariato lingue

Verabredung mit der deutschen Sprache

Das „Voluntariat per les llengües“ ist ein Projekt, bei dem Interessierte bei gemeinsamen Treffen in der Freizeit die zweite Sprache lernen können. Mit dabei sind auch Josef Oberkofler und Marzia Chinaglia.
Avvertenza: Questo contributo è un messaggio promozionale e non rispecchia necessariamente l'opinione della redazione di SALTO.
Marzia Chinaglia e Josef Oberkofler
Foto: Ivo Corrà

„Azzurro, il pomeriggio è troppo azzurro (…) “, tönt es aus den Lautsprechern beim Bareingang des Museions in Bozen. Direkt neben dem Eingang steht Josef Oberkofler. Der 68-Jährige ist früh dran, er trägt ein legeres, weißes Hemd. Gespannt mustert er die Menschen, die in der warmen Nachmittagssonne über den Platz spazieren. Als er Marzia Chinaglia erblickt, huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Er winkt ihr zu. Die 46-Jährige nähert sich lachend, sie trägt ein hellgrünes Sommerkleid. „Schön dich wiederzusehen, Josef.“, sagt sie.

 

Josef  und Marzia sind beide Teil des Projekts „Voluntariat per les llengües“. Seit einiger Zeit treffen sie sich, um sich in einem lockeren Ambiente und ganz ohne Zwang auf deutsch auszutauschen. Der ehemalige Lehrer aus dem Pustertal und die Beamtin aus Leifers haben bereits über 20 Stunden miteinander geplaudert, gekocht, gelacht und dabei nicht nur ihre Sprachkenntnisse verbessert, sondern auch eine andere Kultur kennengelernt. Josef ist bereits das zweite Jahr als deutschsprachiger Volontär beim Projekt dabei. Marzia ist seine dritte Sprechpartnerin bisher.

 

Das Projekt wurde im Jahr 2010 vom Ressort für Italienische Kultur der Autonomen Provinz Bozen ins Leben gerufen. Es basiert auf einer Initiative, die seit 2003 in Katalonien, Spanien, dem zweisprachigen katalanisch-kastilischen Gebiet, durchgeführt wird.  Die Initiative wurde im Jahr 2005 von der Europäischen Kommission als eines der 50 „Best Practices“ für den Spracherwerb ausgezeichnet. Die Provinz Bozen hat das Projekt übernommen. Es wurde in der Landeshauptstadt gestartet und anschließend auf das ganze Land ausgeweitet. Mittlerweile haben um die 2.000 Sprachpaare an dem Projekt teilgenommen.

 

Die Paare bestehen aus einem/einer deutschsprachigen VolontärIn und einem/einer italienischsprachigen SprechpartnerIn. Für die Treffen sind zwei mal zehn Stunden vorgesehen. Wo und wann die Treffen stattfinden, entscheiden die Sprachpaare selbst. Auch was bei den Treffen unternommen wird, ist den Paaren selbst überlassen. Bei der Anmeldung für das Projekt wird ein Formular ausgefüllt. Die Paare werden aufgrund von gemeinsamen Hobbys und individuellen Arbeitszeiten zusammengestellt. Die Provinz stellt den Sprachpaaren ein Rahmenprogramm zur Verfügung und koordiniert die Treffen.

 

Teil des Rahmenprogramms ist auch ein Museumsbesuch im Museion Bozen. Diesen nehmen Marzia und Josef heute wahr:

 

salto.bz: Wie habt ihr von dem Projekt „Voluntariat per les llengües“ erfahren und warum habt ihr euch entschlossen mitzumachen?

Marzia: Ich habe von meiner Mitarbeiterin vom Projekt erfahren. Früher habe ich in einem italienischen Büro gearbeitet und musste dort kaum deutsch sprechen. Jetzt arbeite ich aber als Beamte, wo ich viel mehr mit der deutschen Sprache konfrontiert werde. Also habe ich mir gedacht, wäre es schön, mein deutsch wieder etwas aufzufrischen - und zwar nicht mit einem normalen Deutschkurs. Das Freizeitprojekt macht einfach viel mehr Spaß.

Josef: Mich hat eine Bekannte von mir angerufen, sie ist auch eine Lehrerin in Pension. Sie hat mir von dem Projekt erzählt und mich gefragt, ob ich mitmachen will. Ich habe dann spontan ja gesagt. Ich mach das, weil ich den italienischsprechenden Leuten helfen will. Ich habe mir gedacht: Wieso nicht, du hast ja eigentlich Zeit. Im Laufe der Treffen habe ich gesehen, dass es auch für mich sinnvoll ist. Eigentlich war ich immer davon überzeugt, dass ich eh schon vieles kenne und gesehen habe. Aber durch das Projekt habe ich so viele neue Sichtweisen dazugewinnen können.

 

Quando siete entrati in contatto con la seconda lingua per la prima volta?

Josef: L'italiano è arrivato con la scuola elementare, prima no. La nostra vicina faceva la postina e ci ha insegnato a bestemmiare (ride).

Marzia: Anch'io sono entrata in contatto con la seconda lingua dalle scuole elementari e sono contenta che ora si inizi già alla scuola materna perchè risaputo che da bambini l'apprendimento è molto più veloce ed efficare.

 

In welchen Situationen habt ihr bis jetzt die zweite Sprache angewandt?

Marzia: Mit meinen Freunden aus Deutschland oder Österreich spreche ich immer deutsch, wenn ich sie treffe. Auch bei der Arbeit wende ich die zweite Sprache an.

Josef: Hauptsächlich, als ich gearbeitet habe, denn mit den Lehrern der zweiten Sprache spricht man meistens italienisch. Aber auch beim Einkaufen in Bozen. Meist geht es einfach leichter und schneller, wenn man dort italienisch spricht.

 

 

Quali vantaggi portano gli incontri nel tempo libero rispetto ai corsi di lingua convenzionali?

Marzia: Gli italiani in Alto Adige hanno sempre avuto difficoltà ad imparare il tedesco. Perciò questi progetti sono importanti e sono meno stressanti. Inoltre è una buona possibilità per conoscere gli Altoatesini di lingua tedesca.

Josef: Dopo aver finito la scuola ci sono poche altre possibilità. Non basta parlare nei negozi o al lavoro. È importante poter parlare anche di cose personali, mi interessano molto le storie delle vite delle persone. Però è importante che ci sia un buon rapporto.

Dato che gli italiani e i tedeschi sono un pò divisi è fondamentale offrire questi progetti.

 

Warum glaubt ihr, ist das so?

Josef: Ich glaube, es hängt viel mit der Geschichte zusammen. Aber ich wundere mich schon. Bei uns ist alles ein wenig auf Abtrennung und Konfrontation. Ich glaube, die Leute haben einfach ein bisschen Angst aufeinander zuzugehen.

Marzia: Das Problem ist ja auch, dass die Italiener nicht nur deutsch, sondern auch Dialekt lernen müssen. Das ist schon mal die erste Schwierigkeit. Es ist wichtig, dass die Leute beider Sprachgruppen öfter was gemeinsam unternehmen.

 

Come te e Josef. Che cosa fate quando andate a questi incontri?

Josef: Di solito ci siamo incontrati il giovedì dopo il lavoro e siamo andati a passeggiare o in un bar. Non c'è stato un argomento di conversazione specifico, abbiamo parlato del più e del meno. Inoltre c'è un programma culturale molto interessante organizzato dalla provincia.

 

Zum Beispiel?

Marzia: Einmal haben wir bei einer Weinverkostung teilgenommen, ein anderes Mal waren wir im Museum. Außerdem haben wir bereits eine Gärtnerei besichtigt und gemeinsam einen Kochkurs gemacht. Es waren eigentlich immer sehr gute Treffen. Wir können einfach über alles reden. Golfspielen müssen wir aber noch zusammen (lacht).

 

Marzia, hai fatto progressi da quando hai frequentato gli incontri?

Marzia: Ho imparato molte parole nuove, che ora uso regolarmente. Ogni tanto sento una parola tedesca e mi viene in mente di averne parlato con Josef. Grazie a questo progetto frequento eventi culturali in lingua tedesca, per esempio il teatro. Prima non l'avrei mai fatto.

 

Apropos Kultur. Was kann man bei den Treffen noch von der anderen Sprachgruppe lernen?

Josef: Ich hatte zum Beispiel einmal eine Sprachpartnerin, die vom politischen Standpunkt her einfach auf einer total anderen Linie war als ich. Es war interessant eine andere Denkweise kennenzulernen und somit anders über Dinge nachzudenken. Es ist sehr wichtig zu verstehen, warum Leute welche Meinung vertreten.

 

Come possiamo fare per convincere più persone a migliorare le proprie conoscenze linguistiche e a partecipare a progetti come „Voluntariat per les llengües“?

Josef: Secondo me alla fine ognuno deve avere la volontà di imparare e di affrontare l'altro gruppo linguistico. Il progetto è tuttavia un buon modo per fare il primo passo.

Marzia: Oggi che viviamo in una società multiculturale conoscere più lingue è essenziale. Non dobbiamo pensare che imparare la lingua tedesca sia solamente „Pflicht“ per poter vivere e lavorare in „Südtirol“ ma vederla anche come un' opportunità e farlo con il progetto „Voluntariat per les llengües“ è una scelta indovinata perchè ti permette di essere più „locker“.