Cultura | Salto Weekend

Wahre Illustrationen

Der Künstler und Illustrator Stefan Rauter hat mit dem Autor Simon Hadler ein Buch über richtige und falsche Fakten auf den Markt gebracht. Echt wahr!
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Foto: Foto: Arno Ebner

salto.bz: Wer hat Sie für dieses Buchprojekt ins Boot geholt?
Stefan Rauter:
Der Verlag Deuticke hat den Autor Simon Hadler beauftragt ein Buch zum Thema Fakten und Fakes zu schreiben. Es war gleich klar, dass das  Buch nur mit Grafiken funktionieren kann. Die Leute im Verlag meinten, dass meine Illustrationen gut passen und so haben sie mich und Simon „verkuppelt“. Ich kannte ihn vorher nicht.

Wie war die Herangehensweise für dieses Buchprojekt?
Bereits beim ersten Treffen habe ich gespürt, dass diese Projekt was werden kann. Simon Hadler hat mir ein paar Beispiel-Texte zu Statistiken gegeben und wir haben erste Ideen diskutiert, wie die Grafiken aussehen könnten. Ich habe dann Paketweise Datensätze und Texte vom Autor bekommen. Aus Daten und Text habe ich jeweils ein Konzept für die Grafik entwickelt und nach Rücksprache mit Simon umgesetzt. Oder Simon hatte schon eine genaue Idee für die Grafik wie zum Beispiel die Nationen im Schwanzlängenvergleich.

Ihre Illustrationen sind fein gezeichnete, erklärende Infografiken, die komplizierte Abläufe verständlich machen…
Im Buch arbeiten wir mit einfachen Datensätzen und Vergleichen. Wo es keine Daten gibt, arbeiten wir mit teils ironischen Illustrationen. Meine Herangehensweise war deshalb mehr eine illustrative als eine grafische. Komplexe Infografiken, die zwar ästhetisch spannend aber schwieriger zu erfassen sind, hätten für dieses Format wenig Sinn gemacht.

Hat Verbildlichung Grenzen?
Ich habe mich bemüht, dass die Verbildlichung meiner Illustrationen hilft, die Daten oder das Textkonzept einfach zu erfassen und gelegentlich den Text um einen Blickwinkel zu ergänzen, ohne die Aussage zu verfälschen.

Wo finde ich – Ihrer Meinung nach – Wahrheit, in einer Welt, die immer mehr Fake-News produziert? Außer natürlich in Ihrem Buch…
Das Buch ist weder eine esoterische Anleitung zur Erlangung der Wahrheit noch ein Nachschlagewerk voll von Wahrheit. Meiner Meinung nach ist DIE Wahrheit sowieso unerreichbar, aber man findet Wahres wo man es sucht.

Das Buch beschäftigt sich auch mit der Wikipedia-Utopie. Was versteht man darunter?
Die Wikipedia-Utopie ist analog zur Utopie des Internets: Das gesamte Wissen der Menschheit steht jederzeit allen Menschen zur Verfügung und jeder kann zu diesem Wissen beitragen. Die Realität sieht anders aus: Mehr als die Hälfte der Einträge mit Länderbezug betreffen 2,5% der Erde, den westlichen Teil Europas.

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gorgias Dom, 10/15/2017 - 14:51

Man sollte schon den Unterschied zwischen Infografiken und Illustrationen verstehen. Die drei Beispiele sind keine Infografiken, diese Helfen Zusammenhänge (wie Größen) grafisch darzustellen. Der Dreiköpfige Affe oder das Mobiltelefon mit laufender Tinderapp sind eindeutig keine Infographiken.

Hier ein Beispiel interessanter Infografiken: http://www.spiegel.de/thema/frueher_war_alles_schlechter/

Dom, 10/15/2017 - 14:51 Collegamento permanente