Società | Bildung

Hiobsbotschaft für Kindergarten

Den Kindergärten droht ein gravierender Personalmangel: In den nächsten 15 Jahren werden etwa 1.000 bis 1.500 Stellen frei, vor allem wegen anstehender Pensionierungen.
Kindergartenkinder
Foto: Pixabay

In der letzthin ohnehin angespannten Situation erreichen den Kindergarten und all jene, die darin arbeiten, Daten, die nichts Gutes verheißen: “In den nächsten 15 Jahren werden in den Kindergärten etwa 1.000 bis 1.500 Stellen frei, für die nicht sicher ist, ob sich genügend an dieser Arbeit Interessierte finden.” Diese Meldung kommt heute (13. November) aus der Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt des Landes. Der Grund für den sich abzeichnenden Personalmangel sind in erster Linie die bevorstehenden Pensionierungen vieler Kindergärtnerinnen.

“Über 55-jährige Kindergärtnerinnen waren früher die Ausnahme, bald sind sie Normalität. Im Jahr 2006 waren es 50, heuer schon 350, und in weniger als zehn Jahren werden es 700 sein”, zitiert Helmuth Sinn, Direktor der Abteilung Arbeit, aus der neuesten Ausgabe des Arbeitsmarkt News. Darin heißt es weiter: “Betrug die Zahl der Pensionierungen bislang ein paar Dutzend pro Jahr, so werden demnächst immer mehr Kindergärtnerinnen in Pension gehen: in den nächsten Jahren rund 50, gegen Ende des kommenden Jahrzehnts mehr als 80 pro Jahr.”

Die Mitarbeiter der Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt haben Unterschiede zwischen den deutschsprachigen und den italienischsprachigen Kindergärten ausgemacht: In letzteren ist mehr älteres Personal beschäftigt. “Daher werden sich die italienischen Kindergärten zuerst mit dem Problem des älteren Personals und der Pensionierungen auseinandersetzen müssen”, heißt es in der Novemberausgabe des Arbeitsmarkt News.

Ein Sonderfall sei der Vinschgau, halten die Autoren fest: “Während im Rest Südtirols nur 25% des Kindergartenpersonals über 50 Jahre alt sind, sind es im Westen 100 von 240 Kindergärtnerinnen und pädagogischen Mitarbeiterinnen – das sind 43% des gesamten Personals.”

“Die Pensionierungen werden Löcher in die Personaldecke reißen”, sagt die Beobachtungsstelle voraus. Doch damit nicht genug: Zu den kommenden Pensionierungen kommt die Tatsache, dass es in Zukunft einen zunehmenden Bedarf an Fachpersonal im Kindergarten geben wird, unter anderem vor dem Hintergrund einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. “Eine Folge dieser Situation könnte die Fortsetzung des Trends sein, die Kinder so früh als möglich in den Kindergarten zu schicken” – ergo, die Kinderanzahl in den Kindergärten wird steigen.

“Rechnet man die wahrscheinlichen Pensionierungen mit ein, lässt sich also schätzen, dass bis 2032 etwa 1.000-1.500 neue Kindergärtnerinnen und Mitarbeiterinnen, die vorher nicht in diesem Bereich tätig waren, für die Kindergärten gefunden werden müssen”, so das Fazit im Arbeitsmarkt News. “Damit diese Stellen nachbesetzt werden können, müssten 2,5 bis 3,5% aller Südtirolerinnen, die in den nächsten 15 Jahren 25 Jahre alt werden, diesen Beruf ergreifen”, rechnet Abteilungsdirektor Helmuth Sinn vor. Derzeit arbeiten aber gerade 2% aller Frauen zwischen 20 und 65 Jahren im Kindergarten.

Das Szenario, das die Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt für die Zukunft malt, ist düster: “Wenn nicht das Angebot eingeschränkt werden soll, indem die Öffnungszeiten, die Zahl der Einrichtungen mit langen Betreuungszeiten oder sogar die Betreuungsplätze reduziert werden – oder aber der Betreuungsschlüssel erhöht wird –, bleiben den Kindergärten wenige Möglichkeiten der Reaktion: Einerseits, die Nachfrage zu anderen
Institutionen umzuleiten, etwa den Kinderkrippen für die Kleineren und den Grundschulen für die Größeren, andererseits der Versuch, Personal aus anderen, ausreichend ähnlichen Berufen abzuwerben.”