Politica | Mobilität

Über sieben Schienen mußt du gehn

Frühestens 2024 könnte eine Tramlinie ins Überetsch Realität sein, sagt Landeshauptmann Kompatscher. Seiner Ankündigung schlägt viel Skepsis entgegen.
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Foto: web

Die Ankündigung von Landeshauptmann Arno Kompatscher auf der SVP-Parteiausschusssitzung am Montag hat erwartungsgemäß einige Skepsis ausgelöst. Die Landesregierung will die Umsetzung einer Tramlinie durch das Bozner Stadtzentrum zum Krankenhaus und weiter bis nach Sigmundskron – und in einem zweiten Schritt bis ins Überetsch unterstützen. Als “ehrgeiziges Projekt” bezeichnet Mobilitätslandesrat Florian Mussner die Überetscher Tram. Und erntet gemeinsam mit dem Landeshauptmann Lob vom SVP-Bezirk Bozen. Stadtobmann und SVP-Fraktionsvorsitzender Dieter Steger sieht darin eine “moderne und zukunftsgerechte” Lösung für die verkehrsbelastete Landeshauptstadt. Über 20.000 Personen pendeln täglich mit dem Auto nach Bozen, viele davon aus dem Überetsch.

Seit Jahren fordern die betroffenen Gemeinden Kaltern und Eppan und zuletzt auch Bozen eine schienengebundene Lösung. Doch dass der Vorstoß der Landesregierung kurz vor Weihnachten und dem Wahljahr 2018 kommt, lässt viele die Stirn runzeln. Hatte man solche Ankündigungen nicht schon einmal vernommen? “2007, 2013 und nun auch 2017! Vor den Landtagswahlen lässt die Südtiroler Landesregierung mit verlockenden Zugeständnissen hinsichtlich einer schienengebundenen Verbindung des Überetschs mit der Landeshauptstadt aufhorchen”, zeigen sich die oppositionellen Kalterer Gemeinderäte der Liste Zukunft@Kaltern, Helga Morandell Strozzega und Walter Bernard wenig beeindruckt. Bisher habe man immer das Kostenargument gegen den Bau einer Bahnlinie ins Feld geführt, erinnern sich die beiden. “Abgesehen davon dürfte die Fahrzeit der Straßenbahn über das Krankenhaus nach Sigmundskron mit einem Abstecher in den Ortskern von Eppan und weiter nach Kaltern relativ unattraktiv für die Kalterer Pendler sein”, geben Morandell Strozzega und Bernard zu bedenken.
So ganz traut man den Worten des Landeshauptmannes auch in Eppan nicht. Die Liste Pro Eppan/Appiano erinnert sich auf Facebook:

Ebenfalls Zweifel an der tatsächlichen Realisierung der Überetscher Tram hat die Opposition im Landtag. Dass es eine schienengebundene Verkehrslösung für das Überetsch brauche, streiten Süd-Tiroler Freiheit (STF) und Freiheitliche nicht ab. Immer wieder hatten die beiden Parteien darauf hingewiesen. “Eine Zugverbindung Bozen-Kaltern wäre die Königslösung. Es ist deshalb erfreulich, dass nun auch die Landesregierung diesen Weg einschlagen will, den sie bisher ablehnte”, schreibt die STF im Unterland und Überetsch in einer Aussendung. Zugleich mahnt man aber auch an, “dass der Worte nun endlich Taten folgen müssen”. Denn der Bau der Überetscher Bahn sei schon in der Vergangenheit feierlich ausgerufen worden, “besonders vor Wahlen!”, so die STF-Bezirksgruppe. In dieselbe Kerbe schlagen die Freiheitlichen. “Das Verkehrsproblem in Bozen und die mangelnde Verbindung ins Überetsch existieren nicht erst seit gestern, sondern warten seit weit über einem Jahrzehnt auf eine Lösung. Wenn nun vor den Wahlterminen plötzlich grünes Licht für weitere Schritte gegeben wird, dann handelt es sich nicht um einen Zufall, sondern um eine genau kalkulierte Absicht”, vermuten der Landtagsabgeordnete Sigmar Stocker und der Eppaner Gemeinderat Reinhard Gaiser. “Es ist davon auszugehen, dass im Jahr 2022 dasselbe Lied zu hören sein wird und die SVP erneut die Überetscher-Bahn vor den Wahlen ankündigen wird. Selbst 2027, also ein Jahr vor den Landtagswahlen, wird es wieder heißen: ‘Die Tram kommt bestimmt’“, so Stocker und Gaiser.

Dass die Überetsch Tram nicht morgen kommen wird, liegt wohl auf der Hand. “Frühestens in sieben Jahren, also 2024”, bestätigt Landeshauptmann Arno Kompatscher auf Nachfrage von Journalisten am Dienstag. Zunächst müsse die Stadt Bozen die Tramlinie im Stadtzentrum realisieren, diese gelte es “möglichst schnell zu planen”, so Kompatscher. Außerdem müsse sich die Stadtverwaltung um die Finanzierung bemühen, könne aber mit einer Co-Finanzierung durch das Land rechnen. Die Planung für den Bau der weiterführenden Linie von Sigmundskron ins Überetsch würde dann das Land übernehmen.