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Auf der Lahn wird’s leise

Schweren Herzens nehmen die Veranstalter des Open Air Festivals Rock the Lahn von Bands, Helfern und Fans Abschied: “Es schmerzt sehr. Danke für die unvergessliche Zeit!”
Rock The Lahn
Foto: Patrick Schwienbacher

Eine Ära geht zu Ende. Seit 2004 gehörte Rock the Lahn zum festen Bestandteil der Südtiroler Festivalszene. Für unzählige Musik- und Openair-Liebhaber war das zweite Wochenende im Juni Jahr für Jahr ein Fixtermin im Kalender. Denn dann wurde der Sportplatz des F.C. Obermais, die Lahn am Stadtrand von Meran wieder gerockt. Einer der Höhepunkte war sicherlich der Auftritt von Limp Bizkit im Juni 2015. Aber vor allem bot die Lahn vielen lokalen – mehr oder weniger bekannten – Künstlern, die Möglichkeit, vor wachsendem Publikum zu spielen.

Nun ist es Zeit, Abschied zu nehmen. In einem langen Facebook-Post verabschieden sich die Organisatoren von den Fans, Bands und Helfern, die zwölf Jahre lang das kleine Musikfestival unterstützt und groß werden haben lassen.

“Es schmerzt sehr”, gestehen die Veranstalter – “16 Freunde, die unter der Mithilfe von unzähligen Freiwilligen jedes Jahr aufs Neue die Obermaiser Lahn mit Musik und Leben gefüllt haben” –, aber der Schritt sei unumgänglich gewesen. Die Gründe für den Schlussstrich unter Rock the Lahn sind – leider – altbekannte: “das steigende Desinteresse an Live-Musik-Veranstaltungen dieser Art (…) der finanzielle Aufwand, gepaart mit dem Risiko das jeder Veranstalter einer solchen Großveranstaltung jedes Jahr aufs Neue eingeht”.

“Uns wurde schon öfters gesagt, dass man schon ein bisschen verrückt sein muss, wenn man in einer 40.000 Einwohnerstadt eine Produktion wie jene von Limp Bizkit auf die Beine stellt. Aber diese Verrücktheit hat uns und unser Organisationsteam seit Anbeginn ausgemacht.”
(Veranstalter von Rock the Lahn)

“Wir möchten auch gar keine Polemik darüber anstoßen, warum Openairfestivals gerade in Südtirol immer öfters die Segel streichen müssen und warum es unter jungen Menschen anscheinend immer weniger Interesse gibt Live-Bands zu unterstützen, aber wir spüren sehr wohl, dass eine Veränderung stattfindet”, schreiben die Organisatoren aus dem Meraner Raum weiter. “Aber lasst euch gesagt sein, dass wir diese Erlebnisse als einen unzerstörbaren Teil immer in und mit uns tragen werden. Insgesamt waren es 102 verschiedene Bands, die in 14 Jahren auf unseren Bühnen aufgetreten sind, davon stammten 25 aus dem Ausland (u.a. USA, UK, Frankreich, Deutschland, Österreich) und 77 stammten aus Italien bzw. Südtirol. Dazu kommen geschätzte knapp 30.000 Menschen, die in dieser Zeit unsere Veranstaltungen besucht haben.”

“Wir wollten junge Live-Bands aus unserem Land fördern, wir wollten Live-Musik anbieten und jungen Menschen die Möglichkeit eröffnen Festivalkultur zu leben und zu erleben. Wir wollten abseits der bestehenden Feste in unserem kleinen und beschaulichen Land musikinteressierten Menschen ein Angebot machen und gleichzeitig für gesellschaftspolitische Dinge sensibilisieren.”
(Veranstalter von Rock the Lahn)

Doch neben dem weinenden Auge gibt es auch eines, das zumindest lächelt. “Wir hoffen und glauben daran, dass es immer wieder Menschen geben wird, die ähnlich viel Freude am Organisieren von solchen Veranstaltungen haben werden und die zukünftig vielleicht ein neues großes Openair für Meran auf die Beine stellen werden”, meinen die Veranstalter. “Unseren support werden sie auf jeden Fall haben. Danke an euch alle, danke für diese wunderbaren, unvergesslichen Jahre!”