Società | Jugend und Geld

Die Wirtschafts-Kompetenz der Jugend

PISA 2018 untersuchte auch die Kompetenz der Jugendlichen in Fragen zu Wirtschaft und Finanzen. Die Ergebnisse wurden letzte Woche am 7. Mai veröffentlicht.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
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Foto: Suzy Hazelwood on Pexels

Zur PISA-Studie 2018 gehört auch die Untersuchung über die Fähigkeit der jungen Leute, mit wirtschaftlichen und finanziellen Sachverhalten umzugehen. Die Ergebnisse wurden nicht mit der Hauptstudie im Dezember 2019 veröffentlicht, sondern erst letzte Woche am 7. Mai 2020.

Die traditionell bei PISA sehr starken Länder Ostasiens haben diesmal nicht teilgenommen. Dafür nehmen die europäischen Länder des Nordostens, Finnland und das Baltikum, die vordersten Plätze ein. Kanada kann gut mithalten. Deutschland, Österreich und die Schweiz haben an diesem Teil der PISA-Studie 2018 nicht teilgenommen.

Italien hat wieder einmal eher mäßig, wenn nicht sogar schlecht abgeschnitten, nicht viel besser als die Länder der Dritten Welt. Das ist vor allem der schwachen Leistung des Südens zuzuschreiben.

In Südtirol sind es vor allem die deutsche und die ladinische Schule, welche etwas besser  dastehen; an die gute Leistung von 2012, als Südtirol mit Abstand am besten in Italien abschnitt, konnte man nicht mehr anknüpfen.  http://www.schulevaluation.it/financialliteracy.html

Genauso wie in den Hauptfächern der Pisa-Studie (Leseverständnis, Mathematik und Naturwissenschaften) zeigt sich auch in der financial literacy ein großes Gefälle zwischen dem Norden und dem Süden Italiens. Während der Norden noch einigermaßen mit den übrigen OECD - Ländern mithalten kann, wird der Süden weit abgehängt.

Die italienischen Großräume im Vergleich:

Nordwesten: Aosta, Piemont, Lombardei, Ligurien
Nordosten: Trentino, Südtirol, Venetien, Friaul-Julisch-Venetien, Emilia-Romagna
Zentrum: Marken, Umbrien, Toskana, Latium
Süden: Kampanien, Abruzzen, Molise, Apulien
Süden und Inseln: Basilikata, Kalabrien, Sizilien, Sardinien

Die Regionen und autonomen Provinzen Toskana, Sardinien, Südtirol und Trentino haben mit einer eigenen Stichprobe an der Untersuchung teilgenommen:

Das Trentino ist etwas besser als Südtirol. Das hängt mit der eher schwachen Leistung der italienischen Schule in Südtirol zusammen. Der Unterschied ist aber nicht signifikant.

Die Sprachgruppen in Südtirol zeigen wie schon bei der Hauptstudie recht unterschiedliche Ergebnisse. Diesmal sind es die Ladiner, die am besten abschneiden. In den ladinischen Tälern sind keine Berufsschulen im eigentlichen Sinne eingerichtet, die in der deutschen und italienischen Schule aus naheliegenden Gründen das Ergebnis drücken. Zu letzteren ist aber zu sagen, dass zumindest die deutschen Berufsschüler/innen weitaus besser abschneiden als ihre Kolleginnen und Kollegen  auf gesamtstaatlichem Gebiet. Hier zum Vergleich die Ergebnisse der einzelnen Sprachgruppen in Südtirol:

Interessant ist der Vergleich der Ergebnisse der verschiedenen Schularten in Südtirol und Italien. Er sagt viel aus über die unterschiedliche Einstellung zu den Schultypen in der deutschen und in der italienischen Schulwelt:

In  Italien und in der italienischen Schule in Südtirol haben nur die Gymnasien ein akzeptables Ergebnis. In der ladinischen Schule und in der deutschen Schule liegen hingegen die Fachoberschulen vorne, in letzterer sogar ganz deutlich. Das ist der große Unterschied zwischen der deutschen und italienischen Schule, dass die deutschen Fachoberschulen exzellente Ergebnisse erzielen, während ihre italienischen Kollegen nur mäßig abschneiden. Allerdings zählen zu den Gymnasien nicht nur die Realgymnasien mit ihren sehr guten Ergebnissen, sondern auch Sprach- und sozialwissenschaftliche sowie  Kunstgymnasien, was den Durchschnitt etwas drückt. In der deutschen Schule sind es nicht etwa die Wirtschaftsoberschulen, wie man vom Charakter der Studie her vermuten könnte, welche das Ergebnis der Fachoberschule ausmachen. Die besten Leistungen erzielen die technologischen Fachoberschulen, und zwar die echten, jene die aus den ehemaligen Gewerbeoberschulen (einzelne Schulen werden hier vorerst aufgrund einer Abmachung mit dem INValSI in Rom nicht genannt) hervorgegangen sind. 

Die Mittelschulen wurden hier nicht berücksichtigt, obwohl einige davon in der Studie  auftreten.

Buben und Mädchen

In der ladinischen  Schule erzielen die Buben ein deutlich besseres Ergebnis als die Mädchen; einen gleich gerichteten Unterschied gibt es auch in der deutschen und italienischen Schule, allerdings nicht so ausgeprägt.

Klassenstufe

die meisten Schüler/innen der Stichprobe befinden sich in der  2. Klasse der Oberschule (77% in der deutschen, 68% in der italienischen  und 85% in der ladinischen Schule), während etwas mehr als ein Fünftel zum Zeitpunkt der Studie die ersten Klasse besuchte (22% dt, 29% it, 15% lad.). Die Verzerrung zuungunsten der italienischen Schule dürfte auf die Häufung der Immigranten dort zurückzuführen sein. Denn traditionell weisen die italienischen Schüler kaum Schulverspätungen auf. Zwei italienische Schüler besuchen noch die Mittelschule und sehr wenige sind in der dritten Klasse Oberschule ( 1% dt., 1,9 % it., keine Ladiner). Diese Schüler, die heuer (2020) die Matura absolvieren, haben entweder eine Klasse übersprungen oder sind früher eingeschult worden. Entsprechend hoch sind die Leistungen, bei den Italienern gleich wie bei den Deutschen.

Korrelation mit Mathematik und Lesen

Betrachtet man die Korrelationen zwischen Mathematik und Wirtschaftsverständnis einerseits und Lesen und Wirtschaftsverständnis andererseits, so findet man, dass die Zusammenhänge  einzeln eher gering ausgebildet sind. Nimmt man jedoch Lesen und Mathematik zusammen, so ist die Korrelation zur Leistung bei wirtschaftlichen und finanziellen Sachverhalten relativ hoch. (Siehe dazu auch: R. Ricci in "Rapporto Financial Literacy PISA 2018"  auf https://www.invalsi.it/invalsi/ri/pisa2018/rfl/Rapporto%20Financial%20Literacy%20PISA%202018.pdf)

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Karl Trojer Sab, 05/16/2020 - 18:41

Dass Südtirols Fachoberschulen mit 532 Punkten so gut, besser als Gymnasien (519 Punkte), abschneiden, ist erstaunlich (italienischer Durchschnit : 476 Punkte).

Sab, 05/16/2020 - 18:41 Collegamento permanente
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Franz Hilpold Lun, 05/18/2020 - 13:18

In risposta a di Sepp.Bacher

Sepp Bacher: Wie auch im Bericht aufgezeigt wurde, ist die Tatsache erstaunlich, dass es nicht die Wirtschaftsfachoberschulen sind, welche das Ergebnis der Fachoberschulen so gut dastehen lassen, sondern die Technologischen Fachoberschulen (ex Gewerbeoberschulen).
Nach der missglückten Oberschulreform von 2011 ist es allerdings schwieriger geworden, die Oberschulen eindeutig zu kennzeichnen.

Lun, 05/18/2020 - 13:18 Collegamento permanente
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Franz Hilpold Lun, 05/18/2020 - 13:12

In risposta a di Karl Trojer

Das hat vor allem mit der Verteilung der Schülerpopulation in der deutschen Schule und in Italien zu tun. Tüchtige Schülerinnen und Schüler sind sich hierzulande vielfach nicht zu schade, eine Fachoberschule zu besuchen. Das ist in der italienischen Schule hierzulande und imübrigen Italien anders, vor allem im Süden. Wer dort leistungsstark im Lernen ist oder aus "gutem" Hause stammt, besucht mit größter Wahrscheinlichkeit ein Gymnasium, und zwar eher ein humanistisches als ein Realgymnasium. In Südtirol gehören zu den Schulen mit bestem PISA-Ergebnis neben den privaten und einigen Realgymnasien eben auch TFO's(Technologische Fachoberschulen).
http://www.schulevaluation.it/beste_Schulen.html

Lun, 05/18/2020 - 13:12 Collegamento permanente