Stadio Roma
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Politica |  Korruptionsskandal

Fünf Sterne im Zwielicht

Vertreter des M5S sind in den Korruptionsskandal um den Bau des römischen Stadions verwickelt.

Rom ist eine Metropole, in der Fiktion und Wirklichkeit häufig ineinender verschwimmen. Fast so irritierend wie im preisgekrönten Film La grande bellezza. In ihrer morbiden Schönheit spiegelt die Stadt die Ambivalenz römischer Geschichte wider. Ein Schauplatz von Verschwörungen, Machtspielen, Intrigen und Korruption war die Stadt schon immer - in der Antike, unter den Borgia und den Päpsten - und unter dem Duce - einem der vielen, die vergeblich versuchten, die Misswirtschaft auszurotten.

So kann es kaum verwundern, dass die Römer auch den jüngsten Korruptionsskandal im Kapitol mit gewohnter Ironie: kommentieren "Ma a Pallotta chi gliel'ha fatto fare a infilarsi nella mafia romana?".

Es ist ein Skandal mit allen Zutaten, die in Italien seit Jahrzehnten dazugehören.

 

In die Korruptionsaffäre um den Bau des neuen Fussballstadions in Rom sind Unternehmer und Politiker aller Couleurs verwickelt. Auch jene Partei, die sich die Unbestechlichkeit und politische Sauberkeit auf die Fahnen geschrieben hat. 

 

Für die Fünf-Sterne-Bewegung bringen die Ermittlungen der Staatsanwälte Unerfreuliches ans Licht. Haftbefehle für den Unternehmer Luca Parnasi und den Präsidenten des römischen Elektrizitäts- und Wasserwerks Acea, Luca Lanzalone. Der Anwalt mit Kanzleien in Genua und New York gilt als enger Vertrauter Luigi Di Maios und der Bürgermeisterin Virginia Raggi. Jetzt steht wegen Korruption unter Hausarrest. Lanzalone wurde vom jetzigen Justizminister Alfonso Bonafede in die Bewegung gebracht.

Der clevere Jurist stand zunächst dem Bürgermeister von Livorno, Filippo Nogarin, bei der Reform der städtischen Müllgesellschaft zur Seite. Dann brachten ihn Bonafede und Riccardo Fraccaro nach Rom, wo die Bürgermeisterin Virginia Raggi mit zahlreichen Problemen und dauernden Umbesetzungen in ihrem Stadtrat zu kämpfen hatte. Im Auftrag von Grillo und Casaleggio schrieb Lanzalone das neue Statut der Vereinigung 5 stelle. Für seine stets effiziente Arbeit wurde er schliesslich mit der  Präsidentschaft des städtischen Strom- und Wasserwerks ACEA beohnt - neben dem Verkehrsverbund Atac und der Müllgesellschaft AMA einer der riesigen "carrozzoni",  die als Horte beispielloser Ineffizienz und unausrottbarer Klientelwirtschaft gelten. Für die römische Bürgermeisterin, die ohnedies von Beginn an keine glückliche Hand bewiesen hat, ist die Affäre ein schwerer Schlag.   Denn einen Ermittlungsbescheid stellten die Staatsanwälte auch dem Fraktionssprecher des M5S im römischen Kapitol, Paolo Ferrara zu, der mit der gewohnten "autosospensione" reagierte. Raggis Gegnerin Roberta Lombardi, die zum fundamentalistischen Flügel der Bewegung gehört, steht im Verdacht,  eine beträchtliche Wahlkampfspende kassiert zu haben. 

Ermittelt wird auch gegen den Anwalt und M5S-Kandidaten Daniele Piva, einen Vertrauten Di Maios. 

Der Parteichef liess sich heute bei der Vereidigung der Staatssekretäre nicht blicken, um den Kameras zu entgehen. Lanzalone forderte er auf, sein Amt als ACEA-Präsident niederzulegen. Verkehrsminister Toninelli begnügte sich mit einem lakonischen Kommentar: "Sono molto preoccupato".

Der Neubau des römischen Fussballstadions stand vor allem wegen der dort geplanten Einkaufszentren und futuristischen Wohntürme zwei Jahre im Mittelpunkt heftiger Polemiken, die schliesslich zum Rücktritt von Raggis Urbanistik-Stadtrat Paolo Berdini führten, der von einem "intreccio tra una miriade di interessi privati e un potere pubblico, paternalistico e pervasivo" sprach. Zu den neun Festgenommenen gehören auch mehrere Lokalpolitiker des Partito Democratico und von Forza Italia. Gegen 27 Personen wird ermittelt.  Raggis durchaus lakonischer Kurzkommentar: "Chi sbaglia, paga."