Economia | Wirtschaftsnobelpreis für Shiller, Fama, und Hansen

Robert Shiller. Ein Nobelpreis für den, der die Krise voraussah?

Als Alfred Nobel in seinem Testament mit seinem Vermögen eine Stiftung gründete, die Preise auf den Gebieten der Physik, Chemie, Medizin, Literatur und für Friedensbemühungen gewährte, legte er fest, dass der "Preis denen zugeteilt werden, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben". Jetzt ließe sich eigentlich trefflich darüber streiten, warum Herr Nobel 1896 nicht auch das Fach der Wirtschaftswissenschaften mit einem Preis beglückte, schließlich begründete Adam Smith bereits im 18 Jahrhundert die Konzepte der Nationalökonomie. War es vielleicht, weil er dachte die Wirtschaftswissenschaften würden der Menschheit keinen Nutzen leisten?
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.

Nun gut, die schwedische Reichsbank hat uns diese Frage abgenommen und einen passenden Preis gestiftet, der vulgo als Nobelpreis in Wirtschaft durchgeht.

Eigentlich ist es schon immer spannend, wer für so einen Preis ausgesucht wird. Als 2008, auf dem Höhepunkt der Weltfinanzkrise, der linke US-Ökonom Paul Krugman den "Wirtschaftsnobelpreis" erhielt, war das auch eine ähnliche Situation. Krugman hatte den Crash vorhergesagt, kritisierte Bush aufs heftigte, und hoffte nun auf eine neue Ära der Gleichheit. Und im Prinzip gab er dem Lager der Keynesianer recht, die staatliche Einmischung in Märkte propagieren.

Bei den jetzt prämierten Shiller, Fama und Hansen verhält es sich gewissermaßen ähnlich. Während Fama die Finanzmärkte im Prinzip als effiziente Märkte analysiert, die letztlich nicht vorhersehbar sind und damit sich selbst regulieren, geht Shiller von der anderen Seite an das Problem ran, und zeigt, wie sich Anleger irrational verhalten. Herdentrieb und Selbstüberschätzung sind da wohl wichtige Impulse. Nicht von der Hand zu weisen, dass Shiller den Kritikern des Finanzkapitalismus in die Hände spielt: Finanzmärkte sind problembehaftet und neigen zu Übertreibungen und Spekulationsblasen.

Und was geht uns das nun alle an? Wäre der "Wirtschaftsnobelpreis" (der er nun eigentlich formell keiner ist) tatsächlich ein Nobelpreis, dann müssten diese Herren im vergangen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben. Trifft das zu?

Nun, ich denke die Menschheit hängt derzeit tatsächlich eng verwoben mit den Netzen der internationalen Finanzmärkte, ob sie es will oder nicht. Nicht nur die Zinszahlungen unserer Hypothekardarlehen hängen von den Entwicklungen auf den internationalen Finanzmärkten ab, auch die öffentliche und private Altersvorsorge von Milliarden Menschen ist direkt oder indirekt in Finanzprodukten investiert. Was könnte nun wichtiger sein als die Feststellung, ob der "Markt" sich in einer Spekulationsblase oder nicht befindet?

Als ich noch im Studium war gab es in Deutschland noch den Grandseigneur der Börse, das Urgestein der Dax Experten – ein gewisser André Kostolany. (* 9. Februar 1906 in Budapest; † 14. September 1999 in Paris), ein Börsen- und Finanzexperte, Journalist, Schriftsteller und Entertainer ungarischer Herkunft. Er wurde nie müde darin zu sagen, dass man Aktien - falls man welche erwerben sollte - am besten unters Kissen legt und sie in 50 Jahren wieder mit Freude anschauen sollte. So in etwa, zumindest. Ich denke die Herren Fama und Shiller stimmen der Vorgangsweise von Kostolany zu. Das tägliche Auf- und Ab der Märkte sollte nicht das Ziel einer Kapitalinvestition sein, ganz sicher nicht aus dem Blickwinkel der einfachen Menschen.

Und dieses Wissen sollten sich auch die PolitikerInnen mal zu eigen machen: Es ist wichtig zu wissen, wie Finanzmärkte funktionieren, und vor allem wie sie auch zu regulieren sind. Wir verspüren seit Jahren den immer stärker werdenden Wunsch, genau die ruchlosen Marktteilnehmer, die für dieses extreme Auf und Ab der Börsen verantwortlich zeichnen, zu bremsen. Die Tobin Tax - eine Finanztransaktionssteuer - wäre einer der möglichen Mechanismen, der von den Kritikern der Finanzglücksritter heute gefordert wird: Und die übrigens seit dem 01. September 2013 in Italien (für eine gewisse Klasse von Finanzprodukten) bereits eingeführt worden ist. Das europäische Pendant dazu – auch inhaltlich breiter gefasst - hätte zum 01.01.2014 starten sollen. Das wird aber leider nichts, erneut sind Verzögerungen und Bedenken aufgetreten, selbst Mitte 2014 scheint kein realistisches Ziel mehr zu sein.

Hat dieser Preis nun Signalwirkung?

Ja. Wenn man optimistisch ist. 


Kann er was bewirken?

Nur, wenn aus akademischen Schriften auch politische Regulierungsmaßnahmen abgeleitet werden!

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Christoph Moar Mar, 10/15/2013 - 11:02

In risposta a di no name

Eben. Fama beschreibt den Finanzmarkt aus der "Unfehlbarkeit" heraus. Während Shiller diametral anders argumentiert, und nachweist, das der Markt auch nicht effizient sein kann. Darum wurden auch beide (eigentlich alle drei, Hansen hat Werkzeuge entwickelt um Fama und Shiller Ansätze zu verfolgen) prämiert. Nicht Fisch, nicht Fleisch, also ;)

Aus dem Artikel der "Zeit":

"...Deswegen zeichnete sie zusammen mit Fama den US-Ökonomen Robert Shiller aus, der in vielen Punkten eine diametral andere Meinung vertritt. Shiller war einer der Ersten, der Famas These von den effizienten Märkten infrage stellte. (...) Shiller kam zu dem Schluss, dass die Effizienzmarkthypothese "dramatisch" versagt. "

Mar, 10/15/2013 - 11:02 Collegamento permanente