Cultura | Salto Return

#150517

In Salto Return geht es nicht um Ausritte oder Austritte. Vielmehr um Auftritte – und was man dazu alles im Kleiderkasten findet.
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Foto: Foto: Francesco Galli

Anzugträger
Immer wenn ich Sebastian Kurz (0 Points for Austria) oder auch jüngst Philipp Achammer (96%) bei öffentlichen Auftritten sehe, habe ich eine sehr komische Gedankenverknüpfung. Beinahe zum Schämen!
Jüngst haben sich sogar Neurologen meinem Fall angenommen, forschten, weshalb mein Hirn bei beiden konservativen Polit-Küken überreizt reagiert und sie dem Begriffspaar Zeugen Jehovas zuordnet. In vielen Stunden Untersuchung und einem vertiefenden Gespräch mit einem Psycho(-therapeuten), kam heute der postino mit dem offiziellen Befund zum Gesundheitszustand meines Hirns.
In der Tat handelt es sich um ein böses Volkspartei-Trauma“ stand da zu meinem unwohlen Befinden, welches mich „wegen des Anscheins gelackter Anzug-Träger, an die jährlichen Haustür-Besuche der Zeugen Jehovas“ erinnere und deshalb zu unbequemen und „ungeahnten Angstzuständen“ führe.
Damit hatte ich nicht gerechnet. Die beiden Herren vom Club der Zeugen Jehovas stehen (in ihren Anzügen) tatsächlich einmal im Jahr auf dem Fußabstreifer meiner Haustür. Unser Gespräch endet immer gleich: Ich behalte Recht und schließe die Tür. Kann das schon ein Auslöser für ein Trauma sein? Ja, sagt die Wissenschaft.

Es sind also die Anzüge, diese hässlichen Anzüge, die ich so abgrundtief verabscheue.

Nachdem meine Assoziation: Kurz = Achammer = Zeugen Jehovas, von den Experten als „nicht krankhaft, aber doch bedenklich“ eingestuft wurde, erfreute mich dennoch das wohlwollende Schlusswort der Experten: „Es schadet nicht, wenn sie skeptisch gegenüber Anzugträgern sind, ob Volkspartei oder Zeugen Jehovas. Wir sind froh, aktive Zeugen ihres kleinen aber kompakten Hirns gewesen zu sein. Danke! Ihre Neuros und Psychos

Burkaträger
Passend zum Start der Kunstbiennale war ich vergangene Woche in Venedig gewesen – allerdings nur in Gedanken. Dazu musste ich mir lediglich eine, von der deutschen Künstlerin Maria Wende, in der Kunsthalle Lana bereitgestellte Kunst-Burka überziehen, die meine venezianische Vision am Ende prächtig umsetzte.
Völlig isoliert empfing ich die schönsten Biennale-Momente, vom Leone d’oro per la miglior Partecipazione Nazionale für Anne Imhof (per un’installazione potente e inquietante che pone domande urgenti sul nostro tempo e spinge lo spettatore a uno stato di ansia consapevole. Risposta originale all’architettura del padiglione, il lavoro di Imhof è caratterizzato da una scelta rigorosa di oggetti, corpi, immagini e suoni) bis zum: Leone d’oro per il migliore artista della mostra für Franz Erhard Walther. Gewaltig! Diese Kraft einer Burka.

Deutschland hat in Sachen Kunst nicht nur in Venedig groß abgeräumt. Eine Ausstellung in der Galerie FotoForum in Bozen zeigt, dass die Deutschen bereits während des 2. Weltkrieges große Abräumer waren, als sie beispielsweise viele, viele Gemälde und Skulpturen aus den großen Kunstsammlungen in der Toskana raubten und im hintersten Ahrn- und Passeiertal lagerten, bzw. versteckten. Dabei entstand auch das nachstehend abgebildete Foto: Es zeigt drei junge Südtiroler Kunstinteressierte, welche die skurrile Situation irgendwie skeptisch beäugen.
Ich stelle mir vor, wie ich mich in die historische „Vorbild“-Gruppe stelle und in meiner Kunst-Burka Ähnlichkeiten mit der Mutter auf dem Gemälde habe.
Alles sehr skurril. Das muss am gestrigen Muttertag liegen.