Cultura | salto Gespräch

„Shanti Powa ist größer als wir alle“

Die Reggae Big Band Shanti Powa über systemkritische Songs, Kritik am Südtiroler Musikbusiness und ihre besten und verrücktesten Momente aus zehn Jahren Bandgeschichte...
Shanti Powa
Foto: Salto.bz

Es ist Mittwoch, später Nachmittag in der Rosengartenstraße 5/a in Bozen. Anlässlich der Veröffentlichung ihres neuen Songs „Here we come again“ haben sich Shanti Powa zum Interview-Termin im salto-office angekündigt. Zu Gast sind der Gründer und Sänger der Band Bertrand J. Risé, Trompeter und Backing Vocalist Thomas Maniacco und Bassist Lukas Pichler. Es gibt Caffè, hier und da wird gelacht, dann eifrig diskutiert, kritisiert und thematisiert. Es herrscht eine angenehme, lockere Stimmung und man merkt sofort, da sind drei Musiker zu Gast, die großen Mitteilungsbedarf haben. Und in der Tat, es gibt auch sehr viel zu erzählen. Vom Hundertsten kommt man ins Tausendste um dann schlussendlich irgendwie doch wieder zur eigentlichen Frage zurückzukehren. Und ich ertappe mich, wie ich während unserem Gespräch mehrmals die Voice Memo App am Iphone kontrolliere, ob sie wohl richtig funktioniert und wirklich alles aufzeichnet. Zur Sicherheit bekritzle ich zusätzlich doch noch meinen Notizblock.

 

salto.bz: Hallo, zuerst mal vielen Dank fürs Kommen. Die Anfangszeilen eurer neuen Single „Here we come again“ gehen in etwa so: „Hey, here we come again, same story man... do you really know what's going on?“ Und da ergibt sich gleich ein wunderbarer Einstieg in unser heutiges Gespräch: what’s going on bei euch?

Bertrand J. Risé: Wir haben eine neue Formation mit der wir heuer am Start sind. Ein paar Sachen haben sich verändert, wir sind jetzt neun Leute, immer noch Bass, Didgeridoo, ein neuer DJ, zwei Bläser noch von der alten Band, zwei neue Saxophonisten, ein neuer Gitarrist und ich als alleiniger Frontsänger. Eine coole neue Formation, immer noch eine Bigband, immer noch viele Leute.

Lukas Pichler: Versucht wurde aus der Tatsache, dass Leute weggegangen sind, etwas mehr daraus zu machen. Wir wollten also nicht hergehen und die Leute kategorisch ersetzen, sondern schauen, was wir anders machen können. Deshalb auch die Entscheidung Sequencing mit einzubauen, aber dazu später noch mehr.

Thomas Maniacco: Ja, das kann man so sagen. Was ich in den letzten Monaten gemerkt habe, ist, dass von mir aus gesehen, Shanti Powa für einen gewissen Sound stehen und für gewisse Wertevorstellungen. Und das soll immer so bleiben. Natürlich ist es wichtig, dass der harte Kern das auch irgendwie verkörpert, aber Shanti Powa ist mehr als nur eine einfache Band. Eigentlich ist es egal wer es interpretiert, es muss nur im Shanti-Vibe interpretiert werden.

Berti: Am Anfang bestand das Projekt ja auch nur aus mir und noch einem zweiten Sänger. Wir haben eigentlich immer gewechselt, eigentlich alle zwei Jahre.

 

Es gibt ja sogar Bands, welche den Sänger auswechseln und es geht trotzdem weiter...

Thomas: Eben. Aber soweit gehen wir nicht (zwinkert dem Sänger Bertrand zu, Anm.d.Red.). Es ist ja kein Produkt, wo man eins zu eins das ersetzen muss, was fehlt, sondern es ist immer eine Band. Es geht um Kunst und Kreativität und es gibt immer mehrere Herangehensweisen.

 

Und der Sound darf sich ja auch verändern...

Berti: Ja genau, er hat sich ja auch immer verändert.

Lukas: Wir haben das Ganze ja eben auch dafür genutzt, um nicht starr darauf zu beharren, sondern wir haben umstrukturiert, gewisse Sachen verändert und angepasst.

Thomas: Und weil der Luki das zuvor angesprochen hat mit dem Sequencing: der Live-Schlagzeuger ist in diesem Moment auch nicht mehr dabei. Das heißt, dass wir zum ersten Mal mit Sequenzen spielen, was auch sehr interessant ist. Alles auf Click. Und das gibt uns auch mehr Möglichkeiten. Es ist das erste Mal, dass wir bei der neuen Single auch Keyboards dabei haben, wo wir mit DJ Spike aus Kalabrien zusammengearbeitet haben in der Produktion, was den Sound auch nochmals fetter und runder macht. Es fängt an mir richtig gut zu gefallen.

Berti: Wie die Fat Freddy's Drop, eine der größten Reggae-Bands der Welt, aus Neuseeland.

Thomas: Bei uns ist bei den Sequenzen aber schon immer noch alles eingespielt vom Schlagzeug. Das Interessante ist, dass das Drumset jetzt eine Mischung aus Digitalem und Live ist, auch bei der neuen Single zum ersten Mal.

 

Eine weitere Textzeile lautet „Who's gonna stay and who's gonna fade“ – ist das eine Anspielung auf das momentane Kommen und Gehen innerhalb des Bandgefüges?

Berti: Eigentlich ist das Lied nicht so sehr auf die Band bezogen.

Thomas: Ich habe es eigentlich auch immer so interpretiert.

Berti: Nein, da geht es um das Weltgeschehen, wer am Judgement Day, am Tag des jüngsten Gerichts bleiben und wer verschwinden wird. Auch beim „Hey here we come again, same story man“ geht es darum, dass nach all den Jahren in denen wir schon musizieren, das Weltgeschehen sich nicht so sehr gebessert hat, wenn nicht sogar verschlechtert. Deshalb, hey wir sind schon wieder da und wir singen wieder über dieses Thema. Aber natürlich ist es cool, wenn die Leute es doppelt interpretieren, in gewisser Art und Weise. Als ich es geschrieben hatte, kann es sein, dass ich unbewusst solche Sachen angesprochen habe.

Thomas: Ich finde das cool, wenn solche Sachen mehrdeutig interpretiert werden können.

Berti: Meine Texte kommen halt meistens sehr intuitiv, deshalb kann es durchaus passieren, dass Sachen zweideutig sind. Here we come again, wir kommen, wir gehen, das Weltgeschehen geht immer weiter, aber es schaut aus, als wenn wir Richtung No Return gehen, keine Rückkehr bezüglich Natur, Umwelt, usw..

Thomas: Und sehr zeitgemäß auch, wenn wir jetzt beispielsweise die Politik in Italien anschauen und in Europa.

 

Shanti Powa - Here We Come Again [Official Video 2019]

 

Ihr singt unter anderem „Fight the system every day“ - seht ihr euch als politische Band?

Berti: Sicher! Immer! Jetzt nicht wirklich links oder rechts in der Hinsicht, sondern einfach, wie es oft im Reggae vorkommt, für das Gute, dass man so viel wie möglich moralische Werte vertretet, auch für die Schwächeren und die Ärmeren, und auch in der Hinsicht das System immer kritisch zu sehen. Also sind wir sicher politisch. Wir sind jetzt nicht immer einheitlich einer Meinung innerhalb der Band, aber unsere gemeinsame Message ist sicherlich systemkritisch. Solange wir nicht zufrieden sind, werden wir das sicher immer bekämpfen mit unserer Musik und unseren Texten.

Thomas: Mir gefällt bei unserer Band so gut, dass wir das verknüpfen können: Musik mit Inhalt. Es ist nicht nur Spaß, es ist auch mit einer gewissen Verantwortung verbunden.

Berti: Es geht um die Mobilisierung der Leute, die Jugend zu inspirieren und eben so viele Leute wie möglich aufmerksam zu machen was man alles machen kann, wenn man als Individuum und als Gruppe agiert, aber eben auch Resist, wenn man dagegen haltet.

 

Was bedeutet Südtirol für euch?

Luki: Südtirol ist für mich alles, was zählt, weil ich hier alles wieder gefunden habe, was es im Leben braucht. Südtirol hat ganz interessante Menschen, die man versteht, wenn man hier geboren ist.

Berti: Es ist schon ein cooler Fleck. Aber persönlich wäre ich gar nicht hier, wenn es nicht um die Band ginge.

Thomas: Das habe ich mir gerade gedacht, dass es für dich, Berti, manchmal irgendwie sehr einengend sein kann.

Berti: Ja, ich bin immer wieder mal enttäuscht von Südtirol, mache mir oft Hoffnungen, dass sich Sachen verbessern, die sich dann aber doch nicht ändern, wie zum Beispiel ein Kulturzentrum in Bozen, das nicht so weit weg wäre, aber einfach nicht realisiert wird. Von mir aus gesehen ist Südtirol ein schönes Landl, hat ziemlich viel Potenzial: die Sprachen und die Leute. Mir gefällt die junge Generation sehr gut, mir kommt sie sehr intelligent vor, sie hat Ideen. So sehe ich schon eine positive Entwicklung, aber für mich persönlich ist es im Moment ein Ort, wo ich gezwungenermaßen lebe. Ich genieße die frische Luft und das gute Essen, finde aber schon, dass alles ein bisschen hinter so einer Theaterkulisse passiert und nicht wirklich realistisch reflektiert wird in Südtirol. Wenn ich mir zum Beispiel ein Video anschaue von den Politikern bei den Wahlen, dann kommt mir vor, dass das alles geschauspielert ist. Südtirol ist fast so ein Schauspieltheater, das halt dadurch auch unser Business und den kleinen Reichtum, den wir geschafft haben zu erlangen, verteidigt. Und wahrscheinlich deswegen so sein muss.

 

Südtirol ist fast so ein Schauspieltheater, das halt dadurch auch unser Business und den kleinen Reichtum, den wir geschafft haben zu erlangen, verteidigt. Und wahrscheinlich deswegen so sein muss. (Bertrand J. Risé)

 

Luki: Aber irgendwo anders wird es wahrscheinlich auch so sein. Also, Politik ist überall ein Schauspiel. Wir haben es halt im Kleinen hier, jeder weiß was der andere macht. Und du kannst nicht so leicht untertauchen wie in einer Großstadt. Aber wir haben dafür den großen Vorteil, dass doch viele Sachen gut funktionieren. Was essenzielle Sachen betrifft, geht es den Leuten sicher nicht gut, der großen Masse geht es psychisch nicht so gut. Ich glaube der „Glücklichkeitsbarometer“ ist nicht so hoch.

Thomas: Ich glaube, wir haben eine der höchsten Selbstmordraten zum Beispiel.

Luki: Geld ist viel herum. Die Erwartungshaltung ist hoch.

Thomas: Ich denke, dass der Südtiroler generell schon ein „groder Michl“ ist, wenn man es so verallgemeinern würde. Aber trotzdem wird halt viel Wert auf Tradition gelegt, aber das Verständnis für die Leute, die anders sind oder anders denken oder eben nicht in dieses Bild hineinpassen, ist hier nicht so groß, wie es vielleicht in Berlin oder in London oder in anderen Realitäten ist.

 

Ich denke, dass der Südtiroler generell schon ein „groder Michl“ ist, wenn man es so verallgemeinern würde. Aber trotzdem wird halt viel Wert auf Tradition gelegt, aber das Verständnis für die Leute, die anders sind oder anders denken oder eben nicht in dieses Bild hineinpassen, ist hier nicht so groß, wie es vielleicht in Berlin oder in London oder in anderen Realitäten ist. (Thomas Maniacco)

 

Berti: Es gibt bestimmt einen Grund, warum der Moroder zum Beispiel nie wirklich zurückgekommen ist. Oder generell alle abhauen (schmunzelt). Wo wohnt denn der Pixner? Der Pixner wohnt auch in Innsbruck. Hierbleiben wollen wenige. Max von Milland lebt in München. Die einzigen, die geblieben sind, sind Freiwild und wir (lacht).

 

Der Pixner wohnt auch in Innsbruck. Hierbleiben wollen wenige. Max von Milland lebt in München. Die einzigen, die geblieben sind, sind Freiwild und wir. (Bertrand J. Risé)

 

Thomas: Ich muss sagen, mir gefällt Südtirol zum Leben gut. Mir gefallen ruhigere Orte, die Realität, welche ich gefunden habe mit der Band und mit dem kleinen Studio, das wir gerade aufbauen. Mein Fokus ist hier und eigentlich ist es egal, wo ich wohnen würde. Die Musik ist meine Heimat.

Berti: Da habe ich noch einen Punkt: Wenn man hier Musik macht, ist alles viel schwerer. Wenn wir jetzt alle in Wien wären oder in Berlin, dann wären wir wahrscheinlich schon erfolgreicher.

 

Wirklich?

Berti: Ja, ganz sicher. Wenn wir hier sind, kann ich nicht nur einfach aus dem Haus gehen und gleich ein Meeting mit dem haben und dann gleich mit jemand anderem. Südtirol bietet keine Struktur für das an. Während es für Video viel gibt, beispielsweise das BLS was jetzt zur IDM geworden ist, gibt es für Musik nichts in der Hinsicht. Ich verstehe nicht, warum in Südtirol Musiker nicht gleich angesehen werden sollten wie Profisportler.

 

Ich verstehe nicht, warum in Südtirol Musiker nicht gleich angesehen werden sollten wie Profisportler. (Bertrand J. Risé)

 

Luki: Dafür wird Snob-Kunst gefördert. Manchmal werden für irgendwelche Veranstaltungen Leute von auswärts hergeholt, dann wird ein Haufen Geld ausgegeben, aber für Südtiroler Bands irgendetwas zu machen, die hiesige Kultur zu fördern, das wird nicht gemacht.

Thomas: Aber wir haben für unser Album 9.000 € bekommen, das muss man schon sagen.

Luki: Ja, das muss man schon sagen.

Berti: Man bräuchte etwas, dass man versteht, dass es gewisse Künstler in Südtirol gibt, die mittlerweile qualitativ international angesehen sind – und wir sind das auch schon jetzt, wir sind in England angesehen. Da bräuchte es eine richtige Unterstützung, weil es ja eigentlich immer die Marke Südtirol ist. Und in der Hinsicht werden eben Sportler voll unterstützt, für Filme gibt es auch etwas, nur die Musik wird so als eine Art Freizeit-Dings angesehen. Die Reichweite, die die Werbung des Südtirol Marketings hat, sollte auch für Musik genutzt werden. Gewisse Lieder oder Musiker oder Bands, die das Potential haben, sollten von Südtirol selbst in die Welt hinausgestrahlt werden. So wie es die Jamaikaner machen. Wenn dort jemand ein Talent hat, dann pusht das Land Jamaika diesen Artist, weil sie wissen, dass es für den Tourismus in Jamaika förderlich sein kann. Aber das sind natürlich so Visionen.

Thomas: Wir haben für die Zukunft ein paar Ideen. Vielleicht sind wir die ersten, die das erreichen in Südtirol. Wir hätten sicherlich ein paar Songs, die sich für das anbieten würden. Aber wir werden sehen, ob es so weit kommt.

Berti: Es ist sehr schwer als unabhängiger Künstler zu überleben und Sachen jahrelang konstant weiterzuführen, wenn man hier ist. Wenn man jetzt in einer Großstadt wäre, wäre alles schneller.

Thomas: Ich weiß es nicht. Du sagst das immer mit so einer extremen Sicherheit. Ich weiß nicht, ob das so ist.

Berti: Das kann ich dir hundertprozentig versichern, dass das so ist. Wer in Großstädten lebt und qualitativen Sound macht, der findet seinen Erfolg auch. Dort bist du umkreist von Profifotografen, Profivideomakers, die dir alles viel billiger machen als hier in Südtirol. Bei uns gibt es in dieser Hinsicht keine Competition. Während die Innovation weltweit in der Musik, im Bühnenbild und in der Technologie in den Städten sprießt, passiert hier null, nicht mal ein „Furz“.

 

Aber Großstadt bedeutet halt auch einer unter vielen zu sein und mehr Competition untereinander. Da hat man in Südtirol dafür vielleicht eher die Möglichkeit rauszukommen...

Berti: In Südtirol ist das natürlich gut, aber du bist trotzdem nicht im Weltgeschehen.

Thomas: In Großstädten hat man sicher mehr Competition, aber andererseits hast du als Künstler auch mehr Anregungen von links und rechts.

Luki: Man weiß es nie, wenn man es nicht macht. Das gleiche was gut sein kann, kann auch schlecht sein. So eine Stadt kann dich auch kaputt machen. Ich war lange in einer Großstadt und ich bin froh, dass ich es nicht mehr bin. Jedes mal, wenn wir in eine kommen, bin ich froh, wenn wir wieder weg sind.

Thomas: Ich glaube, dass wir genau deswegen erfolgreich werden. In unserem Kleinen haben wir schon extrem viel geschafft, das kann man sagen. Aber wir wollen einfach viel mehr, also ich zumindest. Und der Berti auch. Und der Luki auch. Wir müssen einfach einen fetten Sound machen, damit wir ein paar Monate im Jahr hier sein können um dieses schöne Landl zu genießen und dann richtig auf Tour sein, wo man viele verschiedene Städte sehen kann, vielleicht sogar verschiedene Kontinente. Dann wären wir alle glücklich, glaube ich. Das wäre cool.

 

In unserem Kleinen haben wir schon extrem viel geschafft, das kann man sagen. Aber wir wollen einfach viel mehr, also ich zumindest. Und der Berti auch. Und der Luki auch. Wir müssen einfach einen fetten Sound machen, damit wir ein paar Monate im Jahr hier sein können um dieses schöne Landl zu genießen und dann richtig auf Tour sein, wo man viele verschiedene Städte sehen kann, vielleicht sogar verschiedene Kontinente. Dann wären wir alle glücklich. (Thomas Maniacco)

 

Was ist der beste Ort in Südtirol, wo ihr am liebsten seid?

Thomas: In Völser Aicha!

Berti: Ja, auf jeden Fall, oben im Proberaum, Völser Aicha. Wenn die Sonne scheint.

 

 

Gibt es Südtiroler Bands bzw. Musiker, die ihr hört oder euch besonders gefallen?

Luki: Ich warte hart auf das neue Album von The Koalas.

Thomas: Ja, die sind sicher eine coole, musikalische Realität von hier.

Luki: Extrem potent.

Berti: Wicked & Bonny.

Luki: Herbert Pixner! Da kann ich aber leider nie Konzert gehen, weil immer wenn ich Karten kaufen will, ist ausverkauft.

Berti: Ja, Herbert Pixner ist auch super.

Thomas: Er ist sicher auch ein Vorbild, wie er es umgesetzt hat, er ist jetzt sehr professionell am Start. Und er macht hochqualitativen Sound.

Berti: Ja, er hat es geschafft, er ist ein super Aushängeschild für Südtirol.

 

Und sonst noch?

Berti: Mainfelt, oder?

Thomas: Ja, also mir gefallen die eigentlich ganz gut bis jetzt. Sonst Drip finde ich musikalisch sehr hochwertig.

Berti: Oder Narfos, der junge Techno-Produzent. Der hat schon 700.000 Views auf seiner Youtube-Seite.

 

Und was ist euer größter Traum als Musiker?

Luki: Ich möchte vor 10.000 begeisterten Leuten spielen. Das ist eigentlich mein Ziel, so richtig Masse, ein richtig fettes Konzert, eine mega Bühne, krasse Boxen und dort eine richtig geile Show liefern. Seit ich angefangen habe Musik zu machen, möchte ich genau das machen.

Berti: Eine funktionierende Realität zu sein. Funktionieren heißt eben auch das Geld zu haben zum Investieren und eine Struktur zu haben, sodass wir unsere Kreativität auch richtig ausleben können, ohne dass wir immer den Kopf verlieren, weil wir immer in Eile sind.

Thomas: Genau. Für die Zukunft brauchen wir sicher ein Management/Organisation, das uns Druck nimmt, wie Berti gesagt hat, und wir unsere Energien in unseren kreativen Prozess hineinstecken können. Unser Ziel ist sicher international erfolgreich zu werden, aber nicht, weil ich mir jetzt einen Bugatti kaufen und mit Champagnerflaschen herumlaufen möchte, sondern weil ich mich den ganzen Tag mit Musik beschäftigen und mein Leben irgendwie der Kunst widmen möchte, der Musik, weil mir einfach dieses Kreative extrem gut gefällt. Und ich würde gerne noch kurz an davor anknüpfen, weil ich finde, dass die Band eine große Wichtigkeit hat, wegen unserer Message usw. Aber das Ganze kann man eben nur machen, wenn man in einer gewissen Art und Weise von dem auch leben kann. Hoffen wir, dass es bald in diese Richtung umschlägt. Aber ich muss sagen, dass bei mir persönlich die Passion schon immer noch sehr viel größer ist als die Ängste.

Berti: Genau!

Luki: Und genau deswegen sind wir alle noch hier. Weil’s eigentlich nichts Wichtigeres gibt. Vielleicht die Gesundheit. Aber danach ist immer die Band, danach kommt gleich Shanti!

 

Nächstes Jahr werdet ihr euer zehnjähriges Bestehen von Shanti Powa feiern. Berti, wenn dir das jemand vor zehn Jahren gesagt hätte, was hättest du dann gesagt: logisch oder verrückt?

Berti: Logisch! Es hat sich einfach immer verändert. Früher habe ich halt noch nicht gewusst, dass wir so viele sein werden. Es gab eine Zeit, wo wir zu zweit waren, oder Zeiten, wo ich gedacht habe, dass ich Shanti Powa alleine bin. Aber ich muss schon sagen, dass ich schon immer große Pläne für Shanti Powa hatte und immer schon Riesenvisionen, dass es weitergehen wird. Deshalb war ich mir sicher, dass ich das mein ganzes Leben weiterbringen werde. Und das bin ich immer noch der Meinung.

 

Was war bisher der beste Moment in eurer Bandgeschichte?

Berti: Das ist eigentlich jedes Mal der Moment, wenn wir wieder weitermachen, wenn etwas passiert ist. Eigentlich ist es immer dieser Zweijahresrhythmus, der gefällt mir. Alle zwei Jahre geschieht etwas: Nach den ersten zwei Jahren ist die Band gegründet worden mit unserem Orchester, zwei Jahre später (2014) haben wir unser erstes Album released, 2016 haben wir das zweite released und gleichzeitig sind mein Mitgründer und noch ein Rapper gegangen, 2018 haben wir das nächste Album released und gleichzeitig sind die Sängerin und andere Elemente gegangen und 2020 feiern wir eben zehn Jahre und jetzt kommt das vierte Album raus. Das Schöne ist, dass es immer weitergegangen ist. Das sind die wichtigsten Momente, die Meilensteine, wo man weiß, man hat es wieder geschafft ein Problem zu lösen.

Luki: Für mich waren es gewisse Konzerte bei der vorigen Tour, die einfach gewaltig waren.

Thomas: Für mich persönlich das Konzert in München damals. Es war vielleicht das größte bis jetzt, 3.000 Leute, alles Studenten, die uns noch nie gehört hatten. Und wir haben es geschafft sie so mitzuziehen, dass sie alle „abgegangen“ sind. Das war wirklich cool. Aber das ist uns schon bei einigen Konzerten passiert (lacht).

Berti: Generell gesehen, dass wir so viele Leute bewegt haben. Uns schreiben Leute, wie gern sie uns haben und dass wir ihr Leben verändert haben. Und das aus der ganzen Welt. Das ist einfach etwas schönes. Wir haben viele junge Leute inspiriert, speziell in Südtirol, aber auch sonst überall. Es ist beeindruckend wenn man immer wieder mal irgendwohin kommt und hört, was Shanti Powa für die Leute bedeutet. Vor allem, dass es so viele Individuen mit verschiedenen Stories sind. Dann weiß man auch, wie wenig das mit uns persönlich zu tun hat, sondern wie groß das Projekt eigentlich ist. Shanti Powa ist größer als wir alle.

 

Es ist beeindruckend wenn man immer wieder mal irgendwohin kommt und hört, was Shanti Powa für die Leute bedeutet. Vor allem, dass es so viele Individuen mit verschiedenen Stories sind. Dann weiß man auch, wie wenig das mit uns persönlich zu tun hat, sondern wie groß das Projekt eigentlich ist. Shanti Powa ist größer als wir alle. (Bertrand J. Risé)

 

Thomas: Mir gefällt auch immer gut, wenn wir neue Sachen im Studio machen. Nicht nur das Live, sondern eben auch das Recorden allgemein. Ich glaube, dass es für uns auch wichtig ist, wenn wir wirklich groß hinauswollen, eine gesunde Demut beizubehalten. Das Schwerste ist vielleicht, dass man den Traum, den man hat, auch durchzieht. Wie viele Leute gibt es, die Träume gehabt haben und dann sagen, dass das Leben halt dazwischen gekommen ist. Genau das soll uns nicht passieren, sondern wir sollen den Weg gehen. Und da muss man dann manchmal auch einfach kompromisslos sein. 

 

Das Schwerste ist vielleicht, dass man den Traum, den man hat, auch durchzieht. Wie viele Leute gibt es, die Träume gehabt haben und dann sagen, dass das Leben halt dazwischen gekommen ist. Genau das soll uns nicht passieren, sondern wir sollen den Weg gehen. Und da muss man dann manchmal auch einfach kompromisslos sein. (Thomas Maniacco)

 

Und jetzt müsst ihr uns noch eure verrücktesten Anekdoten aus den letzten Jahren verraten!

Berti: Vielleicht als Dellé, der Sänger der Band Seeed, uns geschrieben hat, dass ihm unser letztes Video und das Lied gut gefallen hat.

Thomas: Das Lied war „All Gone“. Er hat uns persönlich geschrieben, dass es viele emotionale Momente hat und dass der Sound fett ist und so.

Berti: Oder einmal als wir mit dem Tourbus von England nach Deutschland unterwegs waren und den Tunell noch nicht gebucht hatten und deshalb auf das Schiff mussten. Wir sind dann erst sehr verspätet angekommen und das Publikum in Deutschland hat um 23 Uhr am Abend auf uns gewartet und uns dann geholfen, die Instrumente aus dem Tourbus auf die Bühne zu tragen, damit wir so schnell wie möglich anfangen konnten. Das ist, glaube ich, auch eine lustige Geschichte.

Thomas: Oder Goulash Disko, da waren alles nackte Leute vor der Bühne. Das ist so ein Hippie-Festival in Kroatien. Wenn Alice gesungen hat, hatte sie da all die Nackten vor sich, auch ganz lustig.

Berti: Und unsere Gitarristen haben sich dann auch noch nackt ausgezogen.

 

 

Heuer macht ihr weniger Live-Auftritte, dafür legt ihr den Fokus auf ein neues Album?

Berti: Ja, das stimmt.

 

Eure Konzerttermine für den Sommer sind schon bestätigt, es geht nach Deutschland, England, Kroatien und... Südtirol. Wird das Miracle Hill am 7. September heuer der einzige Live-Auftritt von euch in Südtirol sein?

Berti: Vielleicht kommt noch eines dazu, aber momentan ist es so. Im Herbst so ab November und Dezember werden wir dann schon wieder mehr unterwegs sein.

 

Das heißt wahrscheinlich, dass ihr jetzt im Sommer viel im Studio seid?

Berti: Ja, wir haben viel Zeit an unseren neuen Liedern zu arbeiten und am neuen Sound. Ansonsten, wenn man weg ist, dann ist man immer zwischen Autobahn und Konzerten unterwegs. Deswegen ist es mal besser weniger Konzerte zu spielen und dafür eine coole neue Show, einen neuen Sound und neue Lieder vorbereiten zu können. Denn dann können wir uns auch sicher sein, dass wir rechtzeitig ready sind für unser Album, sodass wir nicht wieder der Zeit nachlaufen müssen, weil wir wie sonst immer zu viel auf einmal machen.

 

Und wann kommt dann das Album?

Thomas: Das wissen wir noch nicht. 2020.

Berti: 2020. Die neuen Lieder sind in the making. Stück für Stück.

Thomas: Es sind viele neue Ideen da, wirklich sehr viele.

 

Und nächstes Jahr ist dann große Tour angesagt?

Berti: Ja, am besten wäre es im Frühling noch rauszukommen mit dem Album und dann eine große Tour zu machen. Aber da müssen wir halt alles früh genug schaffen.

 

Drei Sachen, die auf Tour unverzichtbar sind...

Luki: Eine Powerbank, die so groß ist, dass sich auch andere Leute anschließen können, frische Wäsche und Geld.

Berti: Unterhosen, Socken und den Laptop, damit ich ein paar Sachen machen kann.

Thomas: Sonnenbrillen, Laufschuhe und schauen, dass das Geld am Handy passt wegen Internet. Eigentlich ist das Dritte zwar traurig zu sagen. Also Laufschuhe und Sonnenbrillen, ja, das habe ich immer mit.

 

Dann gehst du vor den Konzerten immer noch eine Runde laufen?

Thomas: Nicht immer, aber wenn wir länger auf Tour sind, dann gehe ich. Früher als unser Trompeter Joseph noch mitgespielt hat, sind wir in den letzten zwei Jahren oft zusammen laufen gegangen. Und jetzt hat mich der neue Saxophonist Gabriele auch schon gefragt. Dann habe ich gesagt, perfekt, weil ich auf Tour auch immer schaue muss, dass ich fit bleibe. Weil mit ein paar Bier und vielleicht nicht so gesundem Essen tendiere ich immer ein bisschen zuzunehmen. Mir kommt einfach vor, dass Sport ein guter Ausgleich für die Psyche ist, auch auf Tour, dass man sich dann wieder fit fühlt. Das finde ich schon wichtig.

 

Was ist das Beste am Musikmachen? Und auf was könntet ihr gerne verzichten?

Luki: Das Beste am Musikmachen ist das Musikmachen. Und das Schlechteste daran ist, dass man viel „nicht Musik macht“. Das ist jetzt meine Meinung. Es kann alles sehr cool sein rundherum, aber wenn dann die Management-Sachen plötzlich der Hauptprozess der Arbeit sind, dann ist es nicht mehr so lustig.

 

Das Beste am Musikmachen ist das Musikmachen. Und das Schlechteste daran ist, dass man viel „nicht Musik macht“. (Lukas Pichler)

 

Berti: Für mich ist das Beste, wenn das Publikum ganz fanatisch durchdreht. Das ist das Geilste.

Luki: Ja, auf alle Fälle.

 

Was macht ihr eigentlich, wenn ihr nicht gerade Shanti Powa oder Musik im Kopf habt? Oder gibt es das gar nicht?

Berti: Das ist bei allen unterschiedlich. Bei mir ist es nur Musik. Und nichts anderes eigentlich. Wenn ich nicht an Shanti denke, dann denke ich an meine Solokarriere oder an Wicked & Bonny oder an eine Fete, die ich organisiere. Es ist selten, dass ich etwas anderes tue, denn dann kommt mir vor, dass ich Zeit verliere.

Luki: Ich bin voll berufstätig, verheiratet und habe einen Hund. Also ich lebe irgendwie zwei Leben.

Thomas: Ich arbeite in der Landwirtschaft und bin dabei mein Studium abzuschließen, weil ich in den letzten Jahren eben auch den Hauptanteil in Shanti Powa investiert habe: sowohl ins Musikmachen, als auch in die Organisation. Und jetzt würde ich gerne mein Jus-Studium in Trient fertigmachen. Es ist sehr angenehm in der Landwirtschaft zu arbeiten, weil man dort nicht viel denken muss. Man kann die ganze Zeit an Musik denken und Musik horchen. Beim Lernen muss ich mich echt sehr konzentrieren, dass ich nicht immer die ganze Zeit an Shanti denke, sodass ich nicht immer jede Seite zehnmal lesen muss, was eigentlich extrem oft passiert (lacht). Also mein Kopf ist schon ziemlich bei der Musik, bei unserem Projekt, beim Studio, bei Shanti.

 

Hashtag #KeepitShanti. Kommen wir langsam zum Ende unseres Gesprächs: ihr singt „We do it our way, the Shanti Powa way...

Berti: Bleib locker! Keep it Shanti bedeutet einfach, dass in der jetzigen Zeit viele denken, dass sie alles alleine machen müssen, während wir das alles in der Gruppe machen, auch wenn das viel Negatives und Positives bringt. Es bedeutet: einfach immer weiter, immer locker bleiben, keep it shanti.

Luki: Das Gute sehen, das Gute wollen, zuerst an sich selber und es dann nach außen tragen. So wie wir als Gruppe: jeder versucht es bei sich selbst, versucht es in der Gruppe und dann versuchen wir es über die Musik nach außen zu transportieren.

Berti: Gegen die ganze Negativität.

Luki: Genau, anstatt sich nur zu ärgern, was alles schlecht läuft, sich einfach mal auch zu fokussieren, positive Vibes rüberzubringen. So sind unsere Konzerte ja auch. Es geht ja auch darum, dass sich die Leute wohlfühlen, glücklich sind und dadurch auch motiviert werden.

Thomas: Gepusht sein und gleichzeitig zu pushen. So wie ihr es gesagt habt: etwas in einer positiven Richtung zu machen. Aber auf der anderen Seite ist das auch etwas, was mir oft schwerfällt. Wir sind ja auch nur Menschen und wir schaffen das auch nicht immer, jeden Moment des Lebens zu verkörpern und versuchen ruhig zu sein, seine goldene Mitte zu finden und sich nicht wegen irgendwelcher Kleinigkeiten aufzuregen. Das ist für mich auch immer noch ein Mantra, was mich weiterbringt, an dem ich arbeiten muss.

 

Vielen, vielen Dank fürs Gespräch und alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft!