Economia | Obstwirtschaft

Zurückgepfiffener Franz?

Franz Locher hat im Landtag eine Anfrage zur den EU-Beiträgen für den Verband der Südtiroler Obstgenossenschaften (VOG) eingebracht und nach zwei Tagen zurückgezogen.
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Foto: salto
Die Schneid des Bauern ging genau zwei Tage lang. Vom Mittwoch bis Freitag vergangener Woche.
Dann aber dürfte die Südtiroler Realität den SVP-Landtagsabgeordneten Franz Locher wieder eingeholt haben. Der Sarner Politiker und Bauernvertreter machte wieder einen Schritt zurück. Wer die Akteure kennt, dürfe diese Wendung auch durchaus nachvollziehen können. Denn Locher hatte sich erlaubt dem Allerheiligsten der Südtiroler Obstwirtschaft ein bisschen zu nahe zu kommen: Dem Verband der Südtiroler Obstgenossenschaft (VOG)
 

Die Anfrage

 
Franz Locher hat am 10. Juni im Südtiroler Landtag unter Titel „Beiträge an die VOG“ eine Anfrage im Landtag eingebracht.
In der Anfrage heißt es:
 
„Der Verband der Südtiroler Obstgenossenschaften (VOG) ist die größte Vermartkungsorganisation für Äpfel in ganz Europa. Im Rahmen der gemeinsamen Agrarpoltik der EU werden dem Verband jährlich öffentliche Förderungen ausbezahlt um Investition in Strukturen der Genossenschaft zu tätigen, sowie für zu Marketingzwecken.
Somit ergeben sich folgende Fragen an die Landesregierung, mit der Bitte diese schriftlich zu beantworten.
1.) Wie hoch waren die EU-Förderungen im Jahr 2017, 2018 und 2019 an die VOG?
2.) Gab es auch Auszahlungen auf Landesebene? Wenn ja, wie hoch waren diese in den in Frage eins angeführten Jahren?"
 
 
 
Franz Locher hat die Anfrage aber zwei Tage später, am Freitag den 12. Juni aber wieder zurückgezogen. Der SVP-Abgeordnete dürfte von seiner eigenen Partei und von der mächtigen VOG zurückgepfiffen worden sein.
 

Die Millionen-Beiträge

 
Denn der Sarner SVP-Politiker hat mit seiner Anfrage ein Thema angestoßen, das man im Südtiroler Agrar-Komplex lieber unter der Decke hält. Die Südtiroler Obstindustrie, vor allem die beiden großen Verbands- und Verkaufsstrukturen VOG und VIP erhalten jährlich EU-Beiträge in Millionenhöhe. Dabei fließt soviel Geld aus Brüssel nach Terlan, dass man sich mitunter schwer tut, die Finanzmittel auszugeben.
Genau das aber soll nicht an die breite Öffentlichkeit kommen. Seit Monaten stellt bereits ein anderer, weit provokativer diese und andere unbequeme Fragen an die VOG. Egon Giovanelli, Traminer Bauer, Genossenschaftsmitglied und als „Hofrat“ Gemeinderat in Auer, schreibt seit Monaten an die VOG. Unter anderem will auch er wissen, wieviel Geld aus Brüssel in den Südtiroler Obstvermarkter fließt.
Da Giovanelli – wie viele andere - natürlich bisher keine Antwort bekam, hat das Auerer Unikum die SVP-Landwirtschaftsvertreter im Landtag angeschrieben und sie mit einer provokanten Fotomontage einer „melkenden Kuh“ auf die Schippe genommen. Als melkender Bauer ist dabei Franz Locher dargestellt.
Der Sarner Landtagsabgeordnete dürfte das zum Anlass genommen haben, um jene zentrale Frage in eine Anfrage zu packen, die auch Giovanelli stellt.
Kaum war die Anfrage im Landtag aber protokolliert, scheinen die Drähte heißgelaufen zu sein. Denn wie heißt doch ein altes Bauernsprichwort: Spätestens beim Geld hört der Genossenschaftsgedanke auf.
 
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Michl T. Lun, 06/15/2020 - 12:41

wer das wissen möchte, dürfte eigentlich nicht mal zu einer Anfrage im Landtag greifen müssen, sondern das müssen die selbständig publizieren in der Bilanz oder auf der Webseite i.S. des Gesetzes Nr. 124 vom 4.8.2017 Art. 1 Abs. 125 ff. (https://bit.ly/2MXmSiq)
Wer öffentliche Beihilfen nicht öffentlich macht, nimmt Verwaltungsstrafen in Kauf.
Der VOG macht das im Anhang der Bilanz, d.h. man kann sich das besorgen und Jahr für Jahr analysieren (S. 29-30 Bilancio di esercizio al 31-07-2019)

Lun, 06/15/2020 - 12:41 Collegamento permanente
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Eduard Gruber Lun, 06/15/2020 - 14:17

Habe mir die WEB-Seite der VOG (https://www.vog.it/de/) angeschaut. Darauf aber keinerlei Hinweise auf die Transparenzbestimmungen laut Gesetzes Nr. 124 vom 4.8.2017 Art. 1 Abs. 125 ff. (https://bit.ly/2MXmSiq) gefunden. Hinweise dazu in der Bilanz kann ich nicht nachvollziehen, da keinerlei Zugriff auf derselben möglich. Wenn alles schon so transparent und öffentlich ist, frage ich mich wie es zu dieser Anfrage überhaupt gekommen ist. ?????

Lun, 06/15/2020 - 14:17 Collegamento permanente
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Sebastian Felderer Mer, 06/17/2020 - 21:09

Lieber Franz! Bist doch nicht erst seit gestern SVP-Mitglied. Solltest deshalb wissen, wer bei der Partei das Sagen hat. Die Talbauern sein ban Fuatrtrog, die Bergbauern sein donn gfogg, wenn's in die Wohlkabine geat. Drum hot sie es Edelweiß als Symbol, sunsch hat sie a Packtl Tausender auf der Fohne. Obr moch dir nicht draus Franz, es isch wia ban Tunell ...
wenn innifohrsch wearts dunkl, wenn außifohrsch wearts hell. Woll sell?

Mer, 06/17/2020 - 21:09 Collegamento permanente