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Südtiroler Freiheitliche mit Stimmrecht in Tirol

Eine Statutenänderung der FPÖ Tirol macht es möglich, dass künftig auch Südtiroler Parteiämter in der Schwesterpartei jenseits des Brenners innehaben.

„Auf diese Weise könnte auch ein Südtiroler Obmann oder Obfrau der Tiroler FPÖ werden“, meint Pius Leitner von den Freiheitlichen. „Auf diese Weise“ betrifft die Statutenänderung, die es seit diesen Sonntag auch Südtirolern ermöglicht, Mitglied der FPÖ Tirol zu werden und sich für Parteiämter innerhalb der FPÖ zu bewerben. Der Landesparteiobmann bzw. die Landesparteiobfrau der Südtiroler Freiheitlichen soll in Zukunft nicht nur mit Sitzrecht im Landesparteivorstand in Nordtirol vertreten sein, sondern auch über das Stimmrecht verfügen.

Die Zusammenarbeit der Freiheitlichen nördlich und südlich des Brenners wurde damit auf eine neue Basis gestellt, sagt Leitner. „Mit dem neugewählten Tiroler FPÖ-Obmann Markus Abwerzger haben wir vereinbart, dass er öfter als Gerald Hauser nach Südtirol kommen wird.“ Der Innsbrucker Jurist Markus Abwerzger (37 Jahre)  wurde am Wochenende zum neuen Obmann der Tiroler Freiheitlichen gewählt, mit einem wahren Erdrutschergebnis von 94,4 Prozent. Ein Ergebnis das zeigt, dass ein Wechsel an der Parteispitze dringend anstand; bei den letzten Landtagswahlen verlor die Partei drei Prozent. „Gerald Hauser war 9 Jahre lang Parteiobmann, doch seine verschiedenen anderen Aufgaben als Bürgermeister und Tourismusobmann im Defreggental haben ihn sicherlich viel Zeit gekostet,“ meint Pius Leitner, „außerdem war er Osttiroler und damit in Innsbruck nicht so präsent.“

Als Nordtiroler FPÖ-Obmann hatte Hauser ebenfalls Sitz- und Stimmrecht im Südtiroler Landesparteivorstand gehabt, „jedoch selten davon Gebrauch gemacht,“ so Leitner. Der neue Obman Abwerzger soll nun für neuen Schwung in Tirol sorgen. „Wichtig ist, dass wir uns in den Südtirol-Themen gut absprechen,“ sagt Leitner, damit etwa ein Eklat wie bei der jüngsten Ablehnung des Antrags auf die Doppelstaatsbürgerschaft durch Werner Neubauer im Nationalrat nicht noch einmal passiere. „Da waren die Wiener viel zu schnell, wir das Thema gern noch besser vorbereitet.“

Ihm, dem Ehrenobmann der Südtiroler Freiheitlichen, sei wichtig, dass die Tiroler Parteikollegen verstehen, was in Südtirol Sache ist, dass man sich zwar in grundsätzlichen Fragen zur Einwanderungs- und Familienpolitik einig sei, doch immer auch die lokalen Realitäten mitbedenken müsste, so Leitner.

Bald schon wollen Leitner und Co. den neuen FPÖ-Obmann aus Tirol nach Bozen einladen. Ob da auch Klubobmann HC Strache persönlich dabei sein werde, lautet unsere Frage. „Wahrscheinlich, das kann durchaus sein,“ meint Leitner.

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Benno Kusstatscher Lun, 07/15/2013 - 13:14

Konsequenterweise müsste ich jetzt applaudieren, fordere ich doch bei jeder Gelegenheit mehr interregionale Zusammenarbeit. Und ja ich applaudiere, auch wenn der Herr Strache nicht unbedingt zu den ersten Österreichern gehört, die ich mir nach Südtirol gewünscht hätte. Klingt das mit dem gegenseitigen Parteiämterrecht mehr nach Hochglanzmarketing denn nach einem echten Schritt nach vorne, möchte ich den Willen dazu aber ganz bestimmt nicht schlechtreden.

Bleibt zu beobachten, dass die politische Rechte generell (die einen nach Norden, die anderen nach Süden) mehr Konzepte zur interregionalen Zusammenarbeit zu entwickeln scheint, als die Linke. Das ist so ähnlich dem (sich als links-der-Mitte bekennenden) BBD in dem „Nazionalismo di sinistra“ Artikel (http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=16041) auch schon aufgefallen. Da wäre ein Quäntchen Selbstironie, dass das eigene Modell so überregional ja auch nicht ist, wirklich erfrischend gewesen. Dabei ertappe ich mich, dass ich den Begriff „postnational“ nicht eindeutig einem „regional“ oder einem „überregional“ zuordnen kann, worin das Missverständnis vermutlich begründet ist.

Somit ist das Bemerkenswerte, dass die Freiheitlichen den Spagat zwischen Freistaat und interregionaler Zusammenarbeit zu meistern beginnen.

Lun, 07/15/2013 - 13:14 Collegamento permanente
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Harald Knoflach Lun, 07/15/2013 - 15:37

In risposta a di Benno Kusstatscher

Eine gemeinsame politische Entwicklung mit dem österreichischen Bundesland Tirol und dem Trentino wird prinzipiell angestrebt. Dieses Ziel bleibt jedoch dem freien demokratischen Willen der Einwohner dieser Länder untergeordnet und wird auch dem Südtiroler Wahlvolk gesondert vorgelegt.

Punkt 7 des BBD-Manifests
http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?page_id=183

Lun, 07/15/2013 - 15:37 Collegamento permanente