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Kunst auf Umwegen [1]

In Teil 1 erzählt Christof Ringler von der turbulenten Geschichte seiner Geburt und den ersten Monaten in Südtirol – Ende des 2. Weltkriegs. Und von Kunst auf Umwegen.
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Foto: Christof Ringler

Christof Ringler wurde am 18. Februar 1945 in Bozen (Grieserhof) geboren. Wenige Stunden nach der Geburt musste er mit seiner Mutter in den nahegelegenen Luftschutzbunker. Seine ersten Monate als Baby hat sich Christof Ringler an vielen Orten Südtirols aufgehalten. Zahlreiche Fotos – seine Mutter Ursula Uhland-Ringler war Fotografin – belegen seinen Aufenthalt. Vater Josef Ringler, ein österreichischer Kunsthistoriker und Volkskundler, war von 1929 bis zu seiner Amtsenthebung aus politischen Gründen (16. März 1938) Direktor des Tiroler Volkskunstmuseums in Innsbruck.


1939/40 fungierte Josef Ringler – er gehörte auch dem Museumsverein Bozen an –, gemeinsam mit Nicolò Rasmo als Mitglied einer Kommission, die die Vereinssammlungen am Stadtmuseum Bozen in das Deutsche Reich überführen sollte.
Im Zuge der Überführung zahlreicher Gemälde aus florentinischen Museen im Sommer 1944 übernahm Josef Ringler verschiedene Aufgaben zur Koordinierung der Lagerung der Bilder in Südtirol. Seine Frau dokumentierte den Bildbestand mit ihrer Kamera.


Dokumentiert ist die standesamtliche Hochzeit der Eltern Christof Ringlers im Goldenen Dachl in Innsbruck am 26. August 1944. Wenige Tage später, am 30. August, ist das Paar in Bozen. Im Tagebuch gibt es einen Hinweis auf die Lagerung der Gemälde Adam und Eva von Lucas Cranach im Büro in der Bozner Piavestraße. Aus dem Gedächtnisprotokoll von Josef Ringer: "Der durch Langsdorff angekündigte dritte Transport von geborgenem Kunstgut wurde für Dienstag 29.8. avisiert. Tatsächlich traf Hauptmann Zobel mit 6 Camions in Bozen ein, von denen einer mit beiden Tafeln Adam und Eva von Lukas Cranach aus Bergamo kam, während die anderen in Verona übernommen wurden. Hauptmann Zobel teilte mir mit, dass die Wagen nicht mehr weiterfahren konnten, da sie keinen Treibstoff besässen und auch bei keiner militärischen Stelle infolge der allgemeinen Benzinsperre einen aufbringen könnten. Hauptmann Zobel fuhr mit dem Roten- Kreuz-Camion, auf dem sich die beiden Cranachs befanden, noch am späten Abend nach Brixen, um tagsdarauf nach Bozen zurückzukehren, wo die beiden Cranachs einstweilen in meiner Kanzlei untergebracht wurden."


Der für Christof Ringler vorgesehene Taufpate konnte zur Taufe des Neugeborenen nicht nach Südtirol kommen. Deshalb wurde eine Freundin der Mutter Ursula mit dieser Aufgabe betraut: es war die spätere langjährige Leiterin des Referats Südtirol in der Tiroler Landesregierung Viktoria Stadlmayer.
 



Teil 2: Salto Weekend [16.8.2020]