Economia | Crowdfunding

8.000 Euro für ein Keimrad

Die Inflation brachte den Gsieser Bio-Bauer Christian Marchesini auf neue Ideen: Er will seine Legehennen nun mit gekeimten Samen aus Eigenproduktion füttern.
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Foto: Bauernbund
Landwirtschaft neu denken – das versucht Christian Marchesini vom Hintnerhof in Gsies. Sein Hof liegt auf 1.250 Meter Meereshöhe in einem Seitental vom Pustertal und ist seit 2017 ein Bioland-Betrieb. Gemeinsam mit seiner Partnerin bietet er dort Urlaub auf dem Bauernhof an, hält 800 Legehennen, einige Mutterkühe und verschiedene Kleintiere.
Als Marchesini den Hof vor drei Jahren übernommen hatte, war für ihn klar, dass er nicht in der Milchwirtschaft weitermachen möchte. „Milchwirtschaft macht jeder und ich wollte etwas Besonderes machen“, sagt er. Außerdem sei man bei der Hühnerhaltung zeitlich weniger gebunden als in der Milchwirtschaft.
 
 
„Naturnahe Landwirtschaft liegt uns am Herzen, deswegen haben wir uns trotz der hohen Anschaffungskosten für einen Mobilstall entschieden“, erklärt der Bio-Bauer. So bekommen die Legehennen jede Woche einen neuen Platz auf den Wiesen und können frisches Gras fressen. Gestartet ist Marchesini 2019 mit 200 Legehennen. „Aufgrund der großen Nachfrage und der großartigen Resonanz unserer Kunden sind wir bereits eineinhalb Jahre später auf zwei Mobilställe und 800 Legehennen gewachsen.“
Zudem unterstützt der Hintnerhof die Bruderhahninitiative in Österreich mit 5 Euro pro Bruderhahn, wenn eine neue Legehenne gekauft wird. Die Legehennen werden außerdem als Suppenhühner verkauft. Neben den „Gsiesa Goggilan” vermarkten Jessica und Christian Marchesini ab Hof und auf dem Bauernmarkt in Bruneck Fleisch, Würste und Tagliatelle.
 

Lokale Kreisläufe stärken

 
Nun möchte Christian Marchesini den Kreislaufgedanken am Hof weiterentwickeln und auf den eigenen Feldern Getreide anbauen, das er dann an die Hühner verfüttert. Dafür benötigt er ein Keimrad, eine Art liegende Waschmaschinentrommel mit sechs Kammern. Sie werden mit Getreide befüllt und bewässert. Durch das Drehen werden die Samen sanft gewendet und gleichmäßig befeuchtet. Nach drei Tagen haben die Getreidekörner gekeimt.
„Dadurch erhalten sie mehr Vitamine und Omega-3-Fettsäuren und sind für die Hühner leichter zu verdauen. Das steigert das Tierwohl und die Qualität unserer Bioeier.“ Dank des Keimrades kann Marchesini zu 30 bis 50 Prozent auf Futter von außerhalb verzichten und so lange Transportwege reduzieren. „Das anfallende Stroh aus der Getreideproduktion wird als Einstreu genutzt. Damit wird nicht nur ein lokaler Rohstoff optimal genutzt, sondern auch der ökologische Fußabdruck unseres Hofes verbessert.“
Die Idee dazu entwickelte Marchesini angesichts der steigenden Futtermittelpreise durch die Inflation im Gespräch mit anderen Bio-Bauern. „Früher war es üblich, dass die Bauern die Samen keimen ließen. Ich habe dann weiter im Internet recherchiert und fand, dass das Keimrad eine gute Lösung ist.“
 

Die Crowdfunding-Kampagne

 
Finanziert werden soll das Keimrad über die Crowdfunding-Kampagne „Ei love you“, die noch bis Mitte Dezember läuft. Interessierte können die Idee von Christian Marchesini mit Beträgen zwischen 15 Euro für 25 Bioeier und 330 Euro für einen dreitägigen Bauernhof-Urlaub unterstützen. Angeboten werden auch Hofführungen, Geschenkkörbe oder eine Hennen-Patenschaft. „Insgesamt stehen zehn Dankeschön-Pakete zur Auswahl. Unser Ziel ist es, 8.000 Euro zu sammeln, die zur Gänze in den Ankauf des Keimrades fließen“, sagt Marchesini.
 
 
Unterstützt wird Christian Marchesini von der Bauernbund-Abteilung Innovation & Energie in Zusammenarbeit mit der Abteilung Innovation & Neue Märkte des lvh.apa – Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister. Die Crowdfunding-Kampagne wird durch das von der Provinz Bozen geförderte Projekt INNOSustainKompass der Bauernbund-Abteilung Innnovation & Energie ermöglicht.