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Die Wachablösung

Konrad Bergmeister heißt der neue Präsident der Stiftung Sparkasse. Der BBT-Chef und Unipräsident wird 2016 Karl Pichler an der Stiftungsspitze ablösen.

Offiziell will sich niemand äußern. Das Drehbuch steht aber bereits seit Wochen. Der Grund, das Ganze noch hinauszuschieben, lag bisher vor allem an der Kapitalerhöhung der Südtiroler Sparkasse. Man wollte die dringend notwendige Kapitalaufstockung in der Südtiroler Traditionsbank erst in trockene Tücher legen, bevor man die Wachablöse beim Besitzer der Bank in Angriff nimmt.
Jetzt ist es soweit. Karl Pichler wird als Präsident der Stiftung Sparkasse zurücktreten. Sein Nachfolger ist längst gefunden. Neuer Stiftungspräsident wird Konrad Bergmeister werden. Der Wechsel soll spätestens im März 2016 über die Bühne gehen.

Die Stiftung

Über zehn Jahre lang hatte Gerhard Brandstätter die Stiftung Sparkasse geführt und geprägt. Als Brandstätter und sein Stellvertreter Carlo Costa im April 2014 von der Stiftungsspitze an die Bankenspitze wechselten, rückte in der Stiftung erstmals mit Simona Kettmair eine Frau zur Vizepräsidentin auf. Zum neuen Präsidenten hingegen wurde der dienstälteste Verwaltungsrat Karl Franz „Chaly“ Pichler gewählt.
Der Algunder Holz-Unternehmer hat von Anfang an nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich als eine Art Übergangslösung sieht. Allein auf Grund seines Alters war klar, dass Pichler nur bis 2016 bleiben wird.
Vor diesem Hintergrund hat man sich rechtzeitig auf die Suche nach einem Nachfolger gemacht. Nach Informationen von salto.bz war es Karl Pichler persönlich, der in Absprache mit dem Verwaltungsrat der Stiftung Konrad Bergmeister als Nachfolger ausgesucht hat.

Amtierende Stiftungsspitze: Simona Kettmair, Karl Franz Pichler und Direktor Andreas Überbacher.

Autonome Entscheidung

Jahrzehntelang hatte die Landesregierung den Präsidenten und Vizepräsidenten der Stiftung Sparkasse ernannt. Man hat dazu einfach einen Artikel im Autonomiestatut uminterpretiert, in dem es um die Ernennung der Bankenspitze geht. Doch Gerhard Brandstätter war der letzte Stiftungspräsident, der politisch ernannt wurde.
Nach einem vor dem Verfassungsgericht judizierten Streit und dem Selbstregulierungskodex der italienischen Bankenstiftungen ist es inzwischen die Stiftung, die autonom ihre Spitze wählt.

Der Uni-Präsident

Vor diesem Hintergrund sind sich Karl Pichler und Konrad Bergmeister bereits vor Monaten einig geworden. Konrad Bergmeister ist nicht nur Chef der österreichischen BBT-Gesellschaft, als Privatunternehmer Teilhaber eines äußert florierenden Ingenieursbüro sowie Professor an der Boku in Wien, er ist auch Präsident der Freien Universität Bozen.
Gerade dieses Präsidentenamt will Bergmeister aber auf keinen Fall niederlegen. Auch die Landesregierung – allen voran Landeshauptmann Arno Kompatscher – will auf Konrad Bergmeister als Präsident der Südtiroler Alma Mater auf keinen Fall verzichten. Bergmeisters Präsidentschaft wurde erst im Juni 2014 für weitere vier Jahre verlängert. Bis Juni 2018 will er deshalb auf jeden Fall an der Spitze der Uni bleiben.
Bergmeister wird so mit der Stiftung Sparkasse eine zweite Präsidentschaft übernehmen. Weil diese ein Ehrenamt ist, geht man davon aus, dass das durchaus möglich ist.
Dass die Wahl gerade auf ihn fällt, dürfte mehrere Gründe haben. Der 56jährige Eisacktaler Ingenieur ist sowohl in der Wirtschaft wie in der Kultur beheimatet. Es sind jene zwei Schnittstellen, die in der Stiftung zentral sind. Als Vereinsmensch und Bauernbub gilt Bergmeister aber auch als durchaus sensibel für soziale Anliegen.
Vor allem aber genießt Konrad Bergmeister sowohl bei der alten Politikernomenklatura, wie auch bei der neuen politischen Klasse hohes Ansehen. Nicht von ungefähr nannte ihn Ex-Landeshauptmann Luis Durnwalder mehrmals als seinen Wunschnachfolger. Auch der amtierende Landeshauptmann Arno Kompatscher hält auf Bergmeister große Stücke.
Da Konrad Bergmeister keine direkten politischen Ambitionen hat, dürfte ihm die Präsidentschaft der Stiftung Sparkasse durchaus genehm sein.

Stellungnahme der Stiftung Sparkassse zum Artikel

"Mit Bedauern nehmen wir zur Kenntnis, dass im Artikel „Wachablösung“ vom 16.12.2015 eine Reihe von Angaben gemacht werden, die nicht korrekt sind. So tritt zum einen Stiftungspräsident Karl Franz Pichler nicht von seinem Amt zurück, sondern dasselbe läuft im April 2016 aus und kann aufgrund einer Mandatsbeschränkung nicht erneuert werden. Auch wurde in den Verwaltungsratssitzungen nicht über eine neu zu bestellende Stiftungspräsidentschaft debattiert. Korrekt ist hingegen – und leider wurde dies im besagten Artikel nicht erwähnt – dass die Zuständigkeit zur Ernennung des neuen Präsidenten ausschließlich in den Kompetenzbereich des Stiftungsrates fällt. Leider müssen wir somit feststellen, dass die wesentlichen Eckpfeiler des Artikels oberflächlich recherchiert wurden."

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Gerhard Mumelter Mer, 12/16/2015 - 06:51

Präsident der Universität Bozen, Inhaber eines Ingenieurbüros, Professor an der Universität Wien, Präsident der Brennerbasistunnel-Gesellschaft und Präsident der Stiftung Sparkasse - ein geradezu obszöner Fall von Ämterhäufung. Welch glückliche Fügung, dass der Vizepräsident der Sparkasse Carlo Costa auch gleichzeitig Direktor der Brennerautobahn-Gesellschaft ist.....

Mer, 12/16/2015 - 06:51 Collegamento permanente
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Joe Meola Mer, 12/16/2015 - 08:40

tja die Ämterhäufung.
Dann wird bei der nächsten Studie der Uni Bozen wiederum rauskommen, wie unglaublich wichtig der BBT ist und dass man die Zulaufstrecken am bester über die Südtiroler Sparkassa finanziert....
Jeder ist natürlich frei soviele Ämter zu besetzen wie er/sie mag, aber neben dem Interessenskonflikt stellt sich mir schon die Frage warum diese Leute sich nicht auf ein Amt konzentrieren und da dafür halt auch etwas weiterbringen??

Mer, 12/16/2015 - 08:40 Collegamento permanente