Economia | Energie

Tickt der ganz richtig?

Digitale Stromzähler, die einen falschen und teilweise massiv erhöhten Stromverbrauch messen, sorgen für Schlagzeilen. Muss man sich auch in Südtirol sorgen?
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Foto: web

Gleich mehrmals hat das Telefon von Walther Andreaus in den vergangenen Tagen geklingelt. Eigentlich nichts Besonderes. Doch besonders ist, dass es um immer die gleiche Sache ging, mit der sich die Personen am anderen Ende der Leitung an den Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) wandten. Sie hatten von der Nachricht gehört, nachdem handelsübliche Stromzähler den Stromverbrauch nicht korrekt messen und Kunden daher möglicherweise viel zu hohe Stromrechnungen an ihre Betreiber zahlen. Zurecht stellten sich viele die Frage: Passiert mir das auch?

Digitale Stromzähler messen falsch.” Seit knapp einer Woche kursiert diese Meldung in den deutschen Medien. In einer Studie haben niederländische Forscher an der Universität Twente festgestellt, dass zahlreiche digitale Stromzähler den Stromverbrauch falsch aufzeichnen. Die Abweichungen, die die Forscher festhielten, lagen weit über dem tatsächlichen Verbrauch, teilweise um bis zu 582 Prozent. Als Grund für diese eklatanten Abweichungen nennen die Wissenschaftler die steigende Anzahl von stromsparenden Geräten in den Haushalten. Deren Verbrauch werde von den digitalen Stromzählern aufgrund technischer Unzulänglichkeiten nicht korrekt erfasst. Neun digitale Stromzähler wurden im Rahmen der Twente-Studie überprüft, die es in die deutsche Berichterstattung deshalb geschafft hat, weil einige dieser Geräte auch in Deutschland zum Einsatz kommen. Muss man sich nun auch hierzulande Sorgen machen?

Dass der gemessene vom tatsächlichen Stromverbrauch abweicht, solche Fälle gibt es auch in Südtirol, bestätigt Walther Andreaus im Gespräch mit salto.bz. “Allerdings hat das nichts mit dem zu tun, was in der Twente-Studie aufgezeigt wird”, betont der VZS-Geschäftsführer. Das Problem, auf das man in den Niederlanden gestoßen ist, sei “ein ganz spezifisch technisches”, von dem er bei den Stromzählern, die bei uns verwendet werden, nichts weiß. “Allerdings kommt es immer wieder vor, dass ein Stromzähler kaputt geht und daher der Verbrauch plötzlich viel höher ausfällt.”

Zehn bis 15 Jahre ist es her, seit in Italien digitale Stromzähler eingeführt wurden. “In Kürze wird damit begonnen, sie sukzessive auszutauschen”, berichtet Andreaus. Also doch ein Mangel? Oder warum sonst sollten flächendeckend Millionen Geräte ersetzt werden? “Aus dem einfachen Grund, dass ihre Lebensdauer nach 15 Jahren zu Ende ist”, gibt der Verbraucherschützer Entwarnung. Anstelle der digitalen Stromzähler werden Geräte der zweiten Generation rücken. So genannte “Smart Meter”. “Intelligente Zähler”, die laut Aufsichtsbehörde für Strom Gas und Wasser (AEEGSI) eine Reihe von Vorteilen bringen sollen: schnellere und genauere Datenmessung und -übertragung; geringere Kosten für Wartung und Ablesung; besserer Überblick über den Verbrauch und eventuelle Energieverschwendung, um nur einige zu nennen.

Obwohl die Twente-Studie laut Andreaus in keinem direkten Zusammenhang mit Südtirol zu betrachten sei, werde man der Aufsichtsbehörde, die für die Zulassung der Smart Meter zuständig ist, nahelegen, “die Geräte im Hinblick auf die in der Studie aufgezeigten Mängel zu prüfen”, so Andreaus, “aber vielleicht wurde das auch bereits schon gemacht”.