Cronaca | Mangelware

Das Ultimatum der Ärzte

Es fehlt an Schutzausrüstung gegen das Coronavirus. Die Landesregierung sei bemüht, sagt Arno Kompatscher. Doch das Gesundheitspersonal steigt auf die Barrikaden.
Schutzausrüstung
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Dass Schutzausrüstung Mangelware ist, davor warnte die Präsidentin der Südtiroler Ärztekammer Monica Oberrauch bereits vor zehn Tagen. Da war die Corona-Welle noch nicht voll angerollt bzw. noch nicht von den Gesundheitsbehörden erfasst. Dann folgte der Warnschuss der Krankenpfleger: Schutzanzüge, Handschuhe und vor allem die geeigneten Atemschutzmasken werden dringend benötigt. Auch andere Einsatzkräfte, die an vorderster Front tätig sind – etwa Sanitäter vom Weißen Kreuz –, suchen händeringend nach Schutzausrüstung. In den sozialen Medien kursieren die entsprechenden Aufrufe. Sogar die Schutzmasken, die auf den mittlerweile geschlossenen BBT-Baustellen vorrätig waren, wurden inzwischen den Krankenhäusern von Bruneck und Brixen sowie an die Bergrettung Bruneck übergeben.

Doch die Bemühungen – auch viele Private sind aktiv geworden, um an Schutzausrüstung und medizinische Geräte zu gelangen – reichen nicht.

Am Geld liege es nicht, präzisiert Landeshauptmann Arno Kompatscher am Montag Mittag. Die Finanzierung des Gesundheitsbetriebs sei gesichert. “Das Problem ist derzeit die Verfügbarkeit am Markt: Schutzmasken, insbesondere jene, die für medizinische Zwecke verwendet werden, wie auch Beatmungsgeräte sind derzeit knapp am Markt, weil alle Länder auf der Welt solche Geräte zusätzlich ordern.” Die Landesregierung habe “zusätzliche Initiativen für den direkten Ankauf und die Herstellung von medizinischem Material und Geräten ergriffen”, so Kompatscher.

Das aber genügt nicht. Jetzt stellt Ärztekammerpräsidentin Monica Oberrauch – sie ist selbst als Hausärztin im Eisacktal tätig – dem Gesundheitslandesrat ein Ultimatum: Entweder wird die Schutzausrüstung geliefert – oder viele Patienten könnten vor verschlossenen Arztpraxen stehen.

In einem Schreiben, das salto.bz vorliegt und zur Kenntnis auch an den Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebs Florian Zerzer sowie Landeshauptmann Arno Kompatscher geht, schreibt Oberrauch an Thomas Widmann:

“Sehr geehrter Herr Landesrat Dr. Thomas Widmann,

bezugnehmend auf das zentrale Thema der fehlenden persönlichen Schutzausrüstung PSA, möchte ich – im Namen aller Ärzte – darauf hinweisen, dass eine geregelte Arbeit am Patienten unter diesen Umständen keinesfalls stattfinden kann und darf. Wir Ärzte müssen nicht nur uns schützen (jeder Patient muss potentiell als infektiös angesehen werden), sondern auch wir selbst dürfen nicht die Infektionsquelle sein. Das Istituto Superiore di Sanità bestätigt in seinen Empfehlungen für eine rationale Verwendung der Schutzausrüstung vom 14.03.20 die Tatsache, dass u.a. Ärzte am Patienten dem größten Risiko einer Infektion ausgesetzt sind, falls die Schutzausrüstung falsch angewandt wird bzw. den Anforderungen nicht entspricht oder gar nicht vorhanden ist.

In diesem Sinne ersuche ich Sie, allen Ärzten die nötige Schutzausrüstung unverzüglich zur Verfügung zu stellen, andernfalls wäre eine Patientenbetreuung unter solchen extremen Umständen nur verantwortungslos und gefährlich. Andernfalls werde ich nicht darum herumkommen, die Empfehlung aussprechen zu müssen, dass nur mehr Ärzte am Patienten arbeiten dürfen, die mit vollständiger Schutzausrüstung ausgestattet sind.”

Beinahe zeitgleich mit jenem aus der Ärztekammer trudelt ein weiteres Schreiben bei Landesrat Widmann ein. Unterzeichnet von den Vertretern der Ärztegewerkschaften ANAAO und BSK/VSK sowie der Krankenpflegergewerkschaft Nursing Up – mit derselben Forderung nach prompter Ausrüstung für das Gesundheitspersonal.