Società | Kinder & Jugendliche

Ein Anker für junge Menschen

Begleitung statt Betreuung, Inklusion und Zusammenarbeit zwischen Sprachgruppen, Institutionen und Playern: die Jugendarbeit schlägt neue Wege ein.
Klaus Nothdurfter mit Philipp Achammer
Foto: Ingo Dejaco

Jeder Gärtner weiß: Nur wenn der Boden fruchtbar ist, können die Pflanzen wachsen, gedeihen und ihre ganze Pracht entfalten. Und wenn der Boden gut bereitet ist, braucht es häufig nicht mehr viel Hege und Pflege. Dieser Ansatz ist auch im neuen Programm zur Förderung der Jugendarbeit erkennbar. Nach 20 Jahren hat es die Landesregierung vergangene Woche beschlossen. Am heutigen Montag stellten es der zuständige Landesrat Philipp Achammer und der Direktor des Amtes für Jugendarbeit, Klaus Nothdurfter – Achammer nennt ihn “die Seele der Kinder- und Jugendarbeit im Land” –, vor.

 

“Jugendarbeit (…) unterstützt die Entwicklung zur selbstständigen Persönlichkeit, fördert soziales Verhalten und soziales Bewusstsein, öffnet gleichzeitig den Blick für weiterreichende gesellschaftspolitische Fragen und will junge Menschen dazu befähigen, sich als verantwortlich Handelnde aktiv am Prozess der demokratischen Entwicklung und Gestaltung der Gesellschaft zu beteiligen.”
(aus dem neuen Förderprogramm für Jugendarbeit)

 

Anwesend sind auch zahlreiche Vertreter der Kinder- und Jugendlobby, darunter Kevin Hofer vom Südtiroler Jugendring, Karin Husnelder, von netz (Verein für offene Jugendarbeit), Karlheinz Malojer von der Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste AGJD und Peter Liensberger, vom Jugendhaus Kassianeum. Sie und viele mehr haben bei der Erstellung des neuen Förderprogramms mitgewirkt – und sind zufrieden.

Wie ein roter Faden zieht sich der Grundsatz “vom Betreuen zum Begleiten” durch das knapp 40-seitige Programm, das die Basis für die Entwicklung und Förderung der Jugendarbeit für die kommenden Jahre bildet. “Mitbestimmung und Partizipation von Kinder und Jugendlichen, etwa wenn es um die Gestaltung ihrer Jugendräume geht – um nur ein Beispiel zu nennen – spielt eine enorme Rolle”, betont Landesrat Achammer. Er nennt drei Werte, auf die sich die Jugendarbeit stützt und die sich auch nach 20 Jahren nicht geändert haben: Vertrauen (und Zutrauen), Beziehung, Sicherheit. Werte, die in einer häufig von Misstrauen, digitalen Blasen und gesellschaftlichem Druck geprägten Welt gerade jungen Menschen als Anker dienen.

 

Zielsetzungen des Förderprogramms:

  • Erhaltung und Stärkung der Leistungsfähigkeit der verbandlichen Jugendarbeit
  • Verbesserung der offenen Jugendarbeit und Entwicklung neuer Formen und Konzepte einer stärker sozialräumlich ausgerichteten präventiven Jugendarbeit
  • Ausbau und Absicherung der Arbeit der Jugenddienste
  • Förderung des ehrenamtlichen Engagements
  • Qualifizierung der Jugendarbeit
  • Ausbau von Information und Beratung
  • Verstärkung der Mitbestimmungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen
  • Verbesserung der Integration von jungen Menschen mit Beeinträchtigung
  • Verbesserung der Inklusion von jungen Menschen mit Migrationshintergrund
  • Aufteilung der Förderungsbereiche und Förderungsschwerpunkte zwischen Bezirksgemeinschaften und Gemeinden

 

Zentral in dem neuen Förderprogramm ist auch die Inklusion. “Eine wesentliche Aufgabe der Jugendarbeit ist, Hindernisse überwinden zu helfen: Kindern mit Beeinträchtigung, Jugendlichen mit Migrationshintergrund und aus sozial prekären Schichten”, erklärt Achammer. Auch sprachgruppenübergreifende Ansätze sind in dem Programm – das nur für die deutsche und ladinische Sprachgruppe erarbeitet wurde – enthalten. Den Rahmen bildet die jahrzehntelang gewachsene Partnerschaft zwischen Land und Gemeinden, zwischen haupt- und ehrenamtlichen Kinder- und Jugendarbeitern. “Die Netzwerkarbeit”, so der Landesrat, “ist fundamental”. Kopfnicken bei Evelyn Tappeiner Weithaler, Jugendreferentin der Gemeinde Partschins: “Die Gemeinden kennen die Gegebenheiten vor Ort, das Land hat den Überblick über die gesamte Jugendarbeit.”

Dieses Zusammenspiel – zwischen Gemeinden und Land, zwischen Sprachgruppen, zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen – auszubauen, darauf setzt man nun in der Jugendarbeit. Ob das neue Förderprogramm tatsächlich “für Jahrzehnte Bestand haben” wird, wie Klaus Nothdurfter ambitioniert wagt zu prophezeien, wird sich zeigen. Den Grundstein für die kommenden Jahre aber stellt es sicherlich dar. Darüber sind sich am Montag alle einig.